TGA-Anlagen sorgen für Wohlfühlatmosphäre

Sanierungsmaßnahmen an der Universität Siegen

Der Adolf-Reichwein Campus der Universität Siegen wurde in den vergangenen Jahren umfassend saniert. Ziel der Modernisierung war es, die Gebäude aus den 1970er-Jahren – innen wie außen – komplett zu erneuern sowie eine hohe Aufenthaltsqualität und eine angenehme Lernatmosphäre für Lehrende und Studierende zu schaffen. Nachfolgend ein Einblick in den Sanierungsbereich für die Lüftungs- und Klimatisierungslösung.

Die Universität Siegen, hervorgegangen aus der Gesamthochschule Siegen, ist eine der 5 Gesamthochschulen in Nordrhein-Westfalen, die während der Amtszeit von Johannes Rau als Wissenschaftsminister in Nordrhein-Westfalen von 1970 bis 1978 gegründet wurde.

Der Campus Adolf-Reichwein liegt mit seinen Gebäuden auf dem Hang des Haardter Berges. Wichtig für die Sanierung/Modernisierung war es, den Bezug zur Stadt zu unterstützen, beispielsweise mit einer Mensa, die sich mit ihrer Terrasse Richtung Stadt orientiert und eine besondere Aussicht bietet.

Die Systematik dieser Hochschule liegt in der Flexibilität, Erweiterbarkeit sowie Trennung von Konstruktion und Technik. Beispielsweise die 8-eckigen Erschließungen an die Technik: Die Bauwerke lagen jeweils an den Schnittstellen der Funktionsbereiche. Dieses Baukastensystem stellte einen wesentlichen Bestandteil der späteren Erweiterung, Aufstockung und Verdichtung dar.

Das Projekt war während des gesamten Zeitraums von Teamwork geprägt: Der BLB als Auftraggeber, Züblin als Generalunternehmer mit den Architekten und Fachplanern, die Verantwortlichen der Universität Siegen sowie das Studierendenwerk Siegen. Die Erfahrungen der Teams wurden gebündelt und konnten bestmöglich in das Projekt eingebracht werden.

Die Grundlage für das gesamte Projekt war die energetische Modernisierung, Einhaltung des Wärmestandards und die Beseitigung von Wärmebrücken. Zur Vermeidung von Wärmebrücken mussten zunächst die auskragenden Balkone entfernt werden. Eine wärmegedämmte Fassade wurde vorgehängt und der Schallschutzstandard verbessert. Von Anfang an war die Barrierefreiheit ein wichtiges Thema für die Umgestaltung der Universität Siegen und wurde im Zusammenspiel mit den beteiligten Behörden auch für den Bestand optimal gelöst.

Die im Inneren des Gebäudes vorhandenen sichtbaren Lüftungsleitungen und Technikanlagen konnten dahingehend genutzt werden, die energetisch moderne Technik einzufügen, ohne aufwendige Anpassungen im Bestand und der Konstruktion vornehmen zu müssen.

Luftführung, Material-/Komponentenauswahl

Im Sanierungsbereich der TGA wurden u. a. die Gewerke Sanitär-, Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, und Elektrotechnik sowie die Gebäudeautomation bearbeitet.

Die Zu- und Abluft wird nun mittels Kanal- und Wickelfalzrohrsystem über Schächte und Zwischendecken geführt. Das Luftkanalnetz besteht aus verzinktem Stahlblech, Dichtheitsklasse C nach DIN EN 12237. Für die Abluft der Küche kommt Stahlblech der Dichtheitsklasse D mit geeigneter elastischer Versiegelung der Kanalfalze zum Einsatz. Die Spülküchenabluft ist bis zu einer Kondensatfalle in Edelstahl, daran anschließend aus verzinktem Stahlblech, Dichtheitsklasse C ausgeführt. Innerhalb der Kanalinstallation sind bereichsweise motorgetriebene oder mechanische Volumenstromregler sowie motorische Jalousieklappen angeordnet.

Die Lufteinbringung für Flure erfolgt mittels Anemostate, für Nebenräume und WC’s mit Zu- und Abluftdeckenluftauslässen oder Tellerventilen, Schlitzschienen bzw. Drallauslässen in Konferenzräumen, Drallauslässen in Seminarräumen, der Mensa und der Bibliothek. Die Einbringung der Luft innerhalb der Küche erfolgt über Deckenimpuls- und Quellluftauslässe, die in einer aus Edelstahl gefertigten Küchendecke integriert sind. Die Abluftführung erfolgt hier ebenfalls über die Küchendecke. In der Spülküche erfolgt die Luftführung auch über die Küchendecke sowie über Direktabsaugungen. Innerhalb der Technikzentralen und Eletrotechnikräumen sind die Zu- und Abluftgitter unmittelbar in den jeweiligen Lüftungskanal eingebaut. Für alle Luftschalldämpfer wurde eine Ausführung mit Glasseide vorgesehen.

Brandschutzlösungen

In den Brandschutzabschnittsgrenzen sind, gemäß des Brandschutzkonzepts, Brandschutzklappen nach Bedarf mit Antrieben bzw. mit Endlagenschalter in die jeweiligen Luftleitungen eingesetzt. Das Schließen der Wand- und Deckendurchbrüche im Bereich der Brandschutzklappen wurde dem Gewerk Lüftung
zugeordnet.

Die an die Technikzentralen angrenzenden Installationsschächte wurden gemäß LüAR als Schachtlösung ausgeführt. Dies bedeutet, dass die Lüftungskanäle, bestehend aus nicht brennbaren Materialien, nach dem Schachteintritt ohne Brandschutzklappen weitergeführt werden können und nur bei Schachtaustritt in den jeweiligen Ebenen Brandschutzklappen mit Federrücklaufmotor vorzusehen sind. Die Rauchdetektion dieser Brandschutzklappen erfolgt über Rauchmelder bzw. Brandmeldeanlage. Für die Ausführung der Brandschutzklappen wurden Lippendichtungen vorausgesetzt. Brandabschnittquerende Installationen haben je nach Erfordernis L30- bzw. L90-Dämmungen erhalten.

Wärme-/Kältedämmung

Nachstehende Wärme- und Kältedämmung sind in den Technikzentralen, Ebenen und Installationsschächten zum Einsatz gekommen:

Wärmeschutzdämmung, 30 bzw. 50 mm Mineralwolle alukaschiert,
Diffusionsdichte Dämmung, 13 mm geschlossenzelliger Kunstkautschuk,
Brandschutzdämmung, L 90, 40 bzw. 50 mm Silikatplatte,
Brandschutzdämmung, L 30, Mineralwolle 2-lagig.

In den Technikzentralen haben die Dämmungen eine zusätzliche Blechummantelung im stoßgefährdeten Bereich erhalten. Im Außenbereich sind die Dämmungen wetterfest mit verzinktem Stahlblech ummantelt.

Geräte

Bei allen Anlagen handelt es sich um Kastengeräte mit min. 50 mm Wandstärke. Die Geräteinnenauskleidung der Lüftungsgeräte ist mit verzinktem Stahlblech ausgeführt. Grundlage der Auslegung war die ErP-Richtlinie 2018 sowie die Anforderungen der FLB. Teilweise mussten die Geräte aufgrund der nicht vorhandenen Einbringöffnungen zerlegt angeliefert und vor Ort aufgebaut werden.

Raumluftqualität und Frischluftbedarf

Ausgehend von den meteorologischen Daten, die in der DIN 4710 niedergelegt sind, wurde für den Standort Siegen mit folgenden Auslegungswerten für die sommerlichen und winterlichen Außenluftzustände gerechnet:

Winterbetrieb:  -12 °C, 95 % r. F.
Sommerbetrieb: +34 °C, 40 % r. F.

Die Raumtemperaturen für Arbeitsräume mit raumlufttechnischen Anlagen (mit Kühlung) wurden nach der DIN 13779 definiert. Bei Außenlufttemperaturen über ca. 26 °C gleitet die Raumtemperatur entsprechend mit einer Temperaturdifferenz von 6 K zur Außenlufttemperatur nach oben.

Eine Raumkühlung wurde für die Bereiche Mensa, Küche, CIP-Pool und der Bibliothek vorgesehen. Räume mit inneren Lasten haben Umluftkühlgeräte erhalten. Es werden Wärmerückgewinnungssysteme (WRG) mit einer Rückwärmezahl von min. 0,8 als Plattenwärmetauscher mit Bypass oder Rotationswärmetauscher eingesetzt. Die Lüftungsanlage für die Küche hat ein WRG als Kreislaufverbundsystem erhalten. Die zugrunde gelegten Medientemperaturen für die Registerauslegung sind PWW: 60/40 °C bzw. 70/50 °C sowie PKW: 10/16 °C. Als Ansatz für die Kühlregister ist eine Ausblastemperatur von minimal 18 °C bei 34 °C Außentemperatur vorgesehen.

Kälterohrleitungen, die notwendige Flure queren, haben abweichend von der LüAR als gleichwertige Lösung eine Dämmung bestehend aus Kältedämmung B1 auf 30 mm Mineralfaserschale (Schmelzpunkt > 1.000 °C) erhalten.

Fazit

Die Räumlichkeiten sind für unterschiedliche Veranstaltungsformate flexibel nutzbar und über breite vorgelagerte Außenterrassen mit der Umgebung verbunden. Alle Service-Einrichtungen wurden in ihren Funktionen und Abläufen optimiert und auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.

Im Vergleich zu dem Abriss eines Gebäudes kann die Umnutzung eines Bestandsgebäudes eine hohe Einsparung von CO2 erzielen. Am Beispiel der Universität Siegen konnten durch den Umbau des Bestandes 1.326 t CO2-Äquivalent (bezogen auf einen kompletten Neubau sind es 25 % CO2) eingespart werden.

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