Was ist Frischluft?
Definition von Luftqualitäten nach RegelwerkenImmer häufiger wird sowohl in Fachpublikationen als auch im öffentlichen und publizistischen Sprachgebrauch der Begriff „Frischluft“ verwendet. Dabei wird dieser Begriff für die Außenluft verwendet. Der emeritierte Maschinenbau-Professor Achim Trogisch hält es angesichts dieser Entwicklung für überfällig, hier einmal begrifflich aufzuräumen.
Frische Luft wird insbesondere in den Städten immer mehr zu einem hohen, mancherorts bereits knappen Gut. Die TGA wird hier eine Schlüsselrolle einnehmen. Allerdings sollte sie sich auf den Begriff „Außenluft“ konzentrieren und vom Modebegriff „Frischluft“ absehen, meint der Autor.
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Nach Konfuzius heißt es: „Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht.“ Es ist nach meiner Auffassung eine Frage der wissenschaftlichen und publizistischen Seriosität von Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, aber auch Produktwerbungen, sich korrekt auszudrücken bzw. zu formulieren, damit der Leser bzw. Anwender womöglich nicht zu unkorrekten Schlussfolgerungen kommen kann.
Laut Duden ist unter dem Adjektiv „frisch“ zu verstehen: „nicht alt (Lebensmittel); unverbraucht; eben erst (entstanden, hergestellt, ausgeführt): Auch Luft wird im Allgemeinen als „Lebensmittel“ verstanden. Weiterhin wird nach dem Duden definiert: „Frischluft: frische, unverbrauchte Luft“.
Definitionen und Klassifizierung
Kann man davon ausgehen, dass die Außenluft „Frisch und unverbraucht“ sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, in Industriegebieten oder in Tälern oder auf den Bergen die gleiche Eigenschaft hat? Wohl eher doch nicht. In der DIN EN 16798 Bl. 3 [1] wie auch vorher in der DIN EN 13779 [2] wird die Außenluft entweder mit AUL oder ODA definiert (s. Tabelle 1, Klassifizierung der Außenluft).
In DIN EN 16798 sind die Luftbezeichnungen für raumlufttechnische Anlagen im Allgemeinen an Orte oder Richtungen geknüpft, jedoch nicht an Eigenschaften, wie es z. B. in der Trinkwasserverordnung üblich ist. Nur in der Meteorologie werden die Begriffe Kalt- und Warmluft verwendet.
In der nicht mehr gültigen DIN EN 13779 wird für eine derartige Klassifizierung folgende Herangehensweise vorgeschlagen:
Luft wird als „sauber“ bezeichnet (ODA 1), wenn die WHO-Richtlinie (1999) und alle nationalen Luftqualitätsnormen oder -vorschriften im Hinblick auf die betreffenden Stoffe in der Außenluft eingehalten werden.
Konzentrationen werden als „hoch“ bezeichnet (ODA 2), wenn sie die oben angeführten Anforderungen um einen Faktor bis zu 1,5 überschreiten.
Konzentrationen werden als „sehr hoch“ bezeichnet (ODA 3), wenn sie die oben angeführten Anforderungen um einen Faktor von mehr als 1,5 überschreiten
Diese Untersetzung ist in der DIN EN 16798 Bl. 3 entfallen. Weiterhin sind Komponenten (gasförmige Bestandteile und Partikel) in der Außenluft in den Tabellen 8 (Klassifizierung von Außenluft (ODA) anhand von Partikeln, s. a. Tabelle 2) und C.5 [1] Beispiele für 3 Städte für gasförmige Bestandteile (SO2, O3, NO2) sowie Partikel (PM10 und PM2,5).
Ein Fazit
Der Begriff „Frischluft“ existiert in den anerkannten Regelwerken nicht. Er ist ein Produkt aus werblicher Kreation und man sollte ihn im Fachwesen jedenfalls nicht verwenden. Treffend ist der Begriff „Außenluft“. Bzgl. ihrer Qualität gibt es hier indes entsprechende Abstufungen.
Literatur:
[1] DIN EN 16798 Bl. 3 (Entwurf): Energieeffizienz von Gebäuden - Bl. 3: Anforderungen an die Leistung von Lüftungs- und Klimaanlagen und Raumkühlsystemen (Module M 5-1, M5-4) (deutsche und englische Fassung), 12/2022, Beuth Verlag GmbH, Berlin.
[2] DIN EN 13779 Lüftung von Nichtwohngebäuden – Allgemeine Grundlagen und Anforderungen für Lüftungs- und Klimaanlagen und Raumkühlsysteme; deutsche Fassung, 09/2007, Beuth Verlag GmbH, Berlin.