Wasser/Energie sparen, Klima schützen

Marktübersicht wasser-/energiesparende Armaturen und Duschen

Um 20 % sollen Privathaushalte und Unternehmen hierzulande ihren Gasverbrauch drosseln. So lautet die Vorgabe der Bundesnetzagentur, damit Deutschland gut durch den Winter kommt, angesichts der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Versorgungskrise. Armaturen und Brausen mit modernen Wasserspartechnologien können dazu einen Beitrag leisten. Eine Tabelle der Marktübersicht steht am Ende des Textes als Download zur Verfügung.

Klimawandel, explodierende Energiepreise, unsichere Gasversorgungslage – es gibt viele Gründe, im eigentlich nicht wasserarmen Deutschland sorgsam mit Wasser umzugehen. Der vierte Dürresommer seit 2018 führte nicht nur erneut zu niedrigen Wasserständen in vielen heimischen Gewässern, sondern beeinträchtigt darüber hinaus inzwischen vielerorts die wichtige Grundwasserneubildung – mit gravierenden Folgen für Menschen, Umwelt und Wirtschaft. Hinzu kommt, dass der Energieeinsatz, der für die Warmwassererzeugung nötig ist, beachtlich ist und auch in privaten Haushalten einen guten Teil zur CO2-Bilanz beiträgt, solange dafür auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen werden muss.

Hohe Einsparungen

Mit einer Temperatur von 39 °C wird in Deutschland im Durchschnitt 6 Min. lang geduscht – bei einem Wasserdurchsatz von insgesamt 72 l im Mittel. Alternativ könnte man stattdessen auch etwa 20 Stunden lang fernsehen oder 15-mal das Smartphone laden – der Energieaufwand wäre derselbe. Die Empfehlung von Bundeswirtschafts-minister Robert Habeck aus diesem Frühjahr, kürzer zu duschen, um Energie und Betriebskosten zu sparen, trifft also durchaus ins Schwarze, zumal seitdem sich die Energiepreise vervielfacht haben. Aber auch Umwelt und Klima freuen sich, wenn im Bad weniger warmes Wasser aus Armaturen und Brausen läuft, weil so der CO2-Fußabdruck schrumpft.

Berechnungen der Technischen Hochschule Ingolstadt1) aus diesem Frühjahr bestätigen dies. So müssen 5,1 kWh Energie aufgewandt werden, um 150 l Wasser von 10 °C auf 39 °C zu erhöhen. Für die Erwärmung von 60 l sind noch 2 kWh nötig. Nutzt man für sein zehnminütiges Duschbad statt einer herkömmlichen Brause mit einem Durchfluss von 15 l/Min. also eines der effizientesten Wassersparmodelle aus unserer Marktübersicht, dann lässt sich der Energieeinsatz um gut 60 % reduzieren. Wollte man im selben Ausmaß den Energieverbrauch durch eine niedrigere Wassertemperatur erreichen, dürfte das Duschwasser nicht wärmer als 22 °C sein.

Die Dimension des Einsparpotenzials durch geringeren Wasserverbrauch erschließt sich noch mehr, wenn ein Mehrpersonenhaushalt im Jahresverbrauch betrachtet wird. Bei einer vierköpfigen Familie, deren Mitglieder an 325 Anwesenheitstagen täglich jeweils 10 Min. statt mit der 15-l-Brause mit dem 6-l-Modell duschen, summiert sich die Gesamtersparnis auf 4.030 kWh im Jahr. Bei einem angenommenen Bruttogaspreis von 12 Cent/kWh resultiert daraus ein Rückgang der Betriebskosten von etwas mehr als 480 Euro.

Sparen ohne Komfortverlust

Der Umstieg auf wasser- und damit auch energieeffiziente Brausemodelle der befragten Markenhersteller ist aber nicht mit deutlich spürbarem Komfortverlust verbunden. „Wir treiben unsere Dusch- und Armaturensysteme technologisch voran, sodass weniger Wasser pro Minute nicht zu weniger Wassererlebnis für den Nutzer führt.“ Diese Aussage von Steffen Erath, Head of Innovation & Sustainability der Hansgrohe SE, würden vermutlich sämtliche Armaturen- und Brausespezialisten der deutschen Sanitärindustrie unterschreiben. Schließlich wird hier schon an Technologien für einen effizienten Umgang mit Wasser gearbeitet, seit es entsprechende Vorgaben aus wichtigen Märkten – wie etwa den USA – gibt. Dementsprechend geht es bei der Entwicklung um einen abgewogenen Prozess, bei dem die Spartechnik in Gestalt von Durchflussbegrenzern ergänzt wird durch eine ausgetüftelte Wasserführung im Innern der Strahlscheibe und Techniken, um dem Wasser wieder mehr Volumen zu verleihen – etwa durch die Anreicherung mit Luft. Im Ergebnis setzen selbst die großflächigen Kopfbrausen der in unserer Marktübersicht aufgeführten, im Markt besonders beliebten Duschsysteme nur zwischen 6 und knapp 9 l/Min. Wasser durch – und vermitteln den Nutzerinnen und Nutzern doch das Gefühl eines satten Duschregens. Wer Wasser effizient nutzen möchte, muss allerdings auf Modelle verzichten, deren Strahlscheibe mehr als 250 bis 260 mm im Durchmesser bzw. in der Breite misst – ein Verzicht, der kaum schmerzen dürfte, wenn der Spargedanke im Vordergrund steht.

Eingebauter Spareffekt

Doch nicht nur beim Duschen ist „weniger Wasser“, egal ob durch ein kürzeres Brausebad oder minimierten Wasserdurchfluss, derzeit politisch gewollt und gesellschaftlich angesagt. Auch für den Waschtisch stehen Lösungen zur Verfügung, die helfen, den Wasser- und Energieverbrauch zu optimieren.

Eingebaute Wasserspartechnik in den Einhebel-Armaturen unserer Marktübersicht setzt zumeist auf eine Durchflussbegrenzung in Kombination mit eigens entwickelten Kartuschen, zu der bei Hansa beispielsweise eine Wasserbremse gehört. Das heißt, es fließt unabhängig vom Wasserdruck der Haustechnik pro Minute weniger durch die Armatur. Zwischen 3,5 und 6 l/Min. Wasser beträgt der Durchfluss bei den Modellen unserer Übersicht. Auch hier sorgt Luftbeimischung für einen satten Strahl und ein voluminöses Wassergefühl. Dornbracht hingegen hat für seinen Waschtischmischer „CL.1“ eine eigene, besonders effiziente Strahlart entwickelt, bei der das Wasser aus 40 Einzeldüsen fließt – maximal 4 l/Min.

Auf 50 bis 60 % beziffern die Hersteller das Einsparpotenzial gegenüber Armaturen, die ohne Wasserspartechnologien daherkommen. Von denen sind sicherlich noch reichlich im Einsatz, während beim Angebot an Neuprodukten die Wassersparva-rianten langsam, aber sicher zunehmen. So hat der Sauerländer Armaturenspezialist Kludi angekündigt, ab November 2022 alle seine Waschtischarmaturen serienmäßig mit einem Durchfluss von 5 l/Min. oder weniger anzubieten. Hansgrohe – so Innovationschef Erath – will bis 2030 gar sein „gesamtes wasserführendes Produktportfolio auf Wasser- und Energiespartechnologien umstellen.“

Kleine Anstöße, nachhaltige Wirkung

Aber auch intelligentes Design der Armaturen kann einen sparsamen Verbrauch induzieren. Das beginnt bei der Mittelstellung für den Hebelgriff, die vielfach bevorzugt benutzt wird und bei der statt des gewohnten Mischwassers nur Kaltwasser fließt. Die Hersteller nennen die Lösung, hinter der eine eigene Mischerkartusche steckt, z. B. „EcoPlus“ (Kludi), „CoolStart“ (Hansgrohe), „FreshStart“ (Duravit), „BlueStart“ (Ideal Standard) oder „SilkMove ES“ (Grohe). Energiereich aufbereitetes Warmwasser wird bei diesen Einhebel-Armaturen erst bei bewusster Drehung des Hebels zugemischt. Hansgrohe errechnet eine jährliche Energieersparnis von immerhin 508 kWh, die ein vierköpfiger Haushalt erzielen kann, wenn hier täglich für insgesamt 20 Min. ein „CoolStart“-Mischer statt einer konventionellen Armatur genutzt wird. Sofern die Erwärmung des Wassers mit Gas erfolgt, bedeutet dies pro Jahr zugleich eine Minderung des CO2-Ausstoßes um 23 kg und der Betriebskosten bei einem angenommenen Bruttogaspreis von 12 Cent/kWh um knapp 61 Euro.

Allerdings ist das Design mit dem „Kaltstart“ am Waschtisch bislang nur für einen schmalen Ausschnitt des Produktangebots erhältlich. Selbst die für unsere Marktübersicht ausgewählten „Flaggschiffe des Wasser- und Energiesparens“ bieten nicht allesamt diese Lösung an. Dies macht deutlich, dass zurzeit solche Ansätze, die ein ressourcenschonendes Verbrauchsverhalten fördern, im Bad noch nicht der Normalfall sind.

Interview

„Verantwortliches Handeln bedeutet nicht Verzicht“

Gespräch mit Steffen Erath, Head of Innovation & Sustainability, Hansgrohe SE, über einen energiesparenden Umgang mit Wasser.


tab: Worauf kommt es bei Wasser- und Energiespartechnologien im Bad an, damit sie in der Praxis ­überzeugen?

Steffen Erath: Jede und jeder kann etwas kürzer duschen oder das Wasser weniger stark aufdrehen, dann verzichtet man aber auch merklich auf Duschkomfort. Wir treiben unsere Dusch- und Armaturensysteme technologisch voran, sodass weniger Wasser pro Minute nicht zu weniger
Wassererlebnis für den Nutzer führt.


tab: Wo ist bei der Wassereffizienz das „Ende der Fahnenstange“ aus Ihrer Sicht erreicht?

Steffen Erath: Alles, was wir tun, hat einen Impact auf das Klima. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Idealerweise bedeutet verantwortliches Handeln aber nicht gleichzeitig Verzicht. Ganz ohne Wasser wird es auch in Zukunft nicht gehen. Wir schaffen auch in Zukunft begeisternde Momente mit Wasser, und es ist unser größtes Ziel dieses wertvolle Element zu schützen. Bis 2030 wollen wir unser gesamtes wasserführendes Produktportfolio auf Wasser- und Energiespar-technologien umstellen. Die wassereffizientesten Duschen, die wir im Sortiment führen, haben einen Durchfluss von knapp unter 6 l/Min. Hierbei feilen wir stetig an Konzepten, die einen noch geringeren Verbrauch ermöglichen und das Badezimmer neu denken.


tab: Wie sieht Ihre Vision des wassereffizienten Bads aus?

Steffen Erath: Der größte CO2-Hebel liegt am Gebrauch unserer Produkte. Die Hansgrohe Badanalyse zeigt, dass 90 % der CO2-Emissionen auf das Konto der Nutzungsphase des Badezimmers geht. Dieses Ergebnis fließt wie zuvor beschrieben in die zukünftige Ausrichtung unseres Produktportfolios ein. Aber unsere Vision geht noch weiter: Wir haben uns vorgenommen, das nachhaltigste Bad der Welt zu gestalten – mit einem um 90 % reduzierten Wasser- und Energieverbrauch sowie auch einem um 90 % reduzierten CO2-Fußabdruck. Bleiben Sie gespannt auf die ISH im März 2023.

Weitere Informationen zu den Unternehmen

Download Marktübersicht

Laden Sie sich hier die Tabelle der Marktübersicht herunter:

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