Produktivitätssteigerung durch modulares, serielles Bauen

BAU 2025: Standardisierung, Nachhaltigkeit und digitale Tools im Fokus

Bereits vor den Turbulenzen in der Baubranche war das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgelegte Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr nicht zu erreichen. Bürokratische Hürden, Fachkräftemangel und Finanzierungsschwierigkeiten sind nur einige der Gründe. Angesichts zunehmender Wohnungsknappheit und steigender Bau- und Mietpreise rücken produktivitätssteigernde Maßnahmen in den Fokus. Dies kann einerseits durch den Einsatz digitaler Werkzeuge geschehen, vom digitalen Zwilling bis hin zum Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik. Aber auch ein anderer vielversprechender Lösungsansatz rückt wieder in den Fokus: die serielle und modulare Bauweise mit industriell vorgefertigten Komponenten. Ansätze und Lösungen hierzu zeigt die BAU 2025 von 13. bis 17. Januar 2025 in München.

Modulares Bauen soll der Nachhaltigkeit zu Gute kommen, indem die Umweltbelastung durch hohen Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß minimiert werden kann.
Bild: Messe München

Modulares Bauen soll der Nachhaltigkeit zu Gute kommen, indem die Umweltbelastung durch hohen Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß minimiert werden kann.
Bild: Messe München
Der Großteil der heutigen Bauproduktion basiert laut der Messe München auf Unikaten, entworfen für den jeweiligen Ort, als Antwort auf die Anforderungen der Nutzer, in der für Klima und Region angepassten Bauweise und von Hand gebaut. Thomas Kirmayr, Fraunhofer-Allianz Bau, sagt: „Der Bausektor hat sich aufgrund des geringen Handlungsdrucks der letzten Jahrzehnte zu lange einer konsequenten Produktivitätssteigerung entzogen. Das ist aktuell mitentscheidend für den massiven Markteinbruch aufgrund zu hoher Baufinanzierungskosten. Stärker vorgefertigte und systembasierte Bauweisen für Neubau und Sanierung sind deshalb für einen zukunftsorientierten Sektor Bau dringend notwendig.“

Standardisierung und Optimierung von Bauprozessen

Im Vergleich zur traditionellen Bauweise, bei der jede Phase linear und direkt vor Ort ausgeführt wird, kann die Modulbauweise eine schnelle und kostengünstige Lösung bieten. Durch die Standardisierung und Optimierung der Bauprozesse verbessert die Modulbauweise die Anfälligkeit der Lieferketten und soll viele der traditionellen Risikofaktoren auf Baustellen minimieren. Gleichzeitig bietet die Bauweise heute – anders als bspw. noch in den 1970er Jahren – ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit an individuelle Gestaltungswünsche. Das zeigen auch die ausgewählten 25 Konzepte aus dem europaweiten Ausschreibungsverfahren „Serielles und Modulares Bauen 2.0“ – initiiert vom Bundesbauministerium, dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, um die Vorteile des modularen und seriellen Bauens zu nutzen und schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Auch wenn z. T. die Meinungen dazu noch auseinandergehen – wie etwa im Positionspapier der Bundesarchitektenkammer – ist man sich nach Bekunden der Messe München einig, dass serielles und modulares Bauen kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Produktivitätssteigerung ist. Denn nicht nur digitale, integrale Planungswerkzeuge wie Building Information Modeling (BIM) erleichtern die Optimierung von Konstruktion und Rohstoffeinsatz, auch auf der digitalen Baustelle erhöhen innovative Technologien wie Robotik oder KI die Qualität und Sicherheit vor Ort.

Nachhaltigkeit und Modulbau

Modulares Bauen bietet die Möglichkeit, die Umweltbelastung durch den hohen Ressourcenverbrauch und den Beitrag zum CO2-Ausstoß zu minimieren. Einerseits durch trennbare Konstruktionsprinzipien, die eine bewusste Planung erfordern, um die spätere Trennung, den Rückbau und die Wiederverwendung der Materialien zu erleichtern. Zum anderen durch die Verwendung von Materialien, die sich leicht voneinander trennen lassen oder nicht dauerhaft miteinander verbunden sind. „Was bei Wohnhäusern in Holz-Fertigbauweise seit Jahrzehnten bewährt ist, wird heute auch bei großen Wohn- und Objektbauten, bei Bestandserweiterungen und bei der Quartiersentwicklung immer stärker gefragt. Serielles und modulares Bauen setzen auf Skaleneffekte, die Bauvorhaben durch wiederkehrende Prozesse und Produkte schneller und kostengünstiger machen“, sagt Achim Hannott vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) e.V.

Fördern und Fordern: Laut der Messegesellschaft braucht es nicht nur eine optimale Förderpolitik, sondern auch Signale des Marktes, die Vorteile des modularen und seriellen Bauens zu nutzen und schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Attraktivität der städtebaulichen, gestalterischen, technischen und ökologischen Gesamtqualität liege auch in der Offenheit der Materialwahl – von Holzbau über Stahlbeton bis hin zu Hybridbauweisen.

Produktivitätssteigerung durch digitale Tools

Produktivitätssteigerung wird oft mit Technologie und digitalen Werkzeugen gleichgesetzt. Werkzeuge wie der digitale Zwilling ermöglichen es, Gebäude und Infrastrukturen virtuell zu modellieren und zu verwalten. Darüber hinaus erlaubt das virtuelle Abbild eine ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung über die Nutzungsphase bis hin zum möglichen Rückbau. Auch die sinnvolle Vernetzung von digitalen Anwendungen, Prozessen und Daten im Werk bei der Vorfertigung und auf der Baustelle ist heute nach der Messe München gelebte Praxis.

Die Fraunhofer-Allianz Bau widmet einen Schwerpunkt ihrer Sonderschau zur Bauinnovation dem Thema Produktivität. Denn die schnell aktivierbaren Produktivitätspotenziale aus den bestehenden Realisierungsprozessen seien oft außer Acht gelassen. „Unsere Initiative ‚Save-1-Hour‘ soll jeden am Bauprozess Beteiligten – vom Planer bis zum Handwerker – dazu motivieren, herauszufinden, wo er eine Stunde einsparen kann", sagt Kirmayr und führt weiter aus: „so schaffen wir das erforderliche Mindset, das uns helfen kann, schnell wirksame Lösungen zu entwickeln, um sowohl die Kosten wie auch den Fachkräftemangel besser in den Griff zu bekommen."

Auch dafür steht ein internationaler Branchentreff wie die BAU 2025, bei der neben technischen Innovationen und Ideen für zukunftsweisendes Bauen der Faktor Mensch im Mittelpunkt aller Überlegungen steht. Weitere Informationen sind auf der Webseite der Messe München verfügbar.

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