Zahlen von Ingenieurstudierenden besorgniserregend rückläufig
04.03.2024
„Die Trends sollten uns alarmieren, da wir dringend qualifizierte Fachkräfte benötigen, um den zukünftigen Anforderungen Deutschlands gerecht zu werden“, sagt VDI-Direktor Adrian Willig.
Bild: VDI
Laut VDI wird durch Demografie, Digitalisierung und Klimaschutz der Bedarf an Beschäftigten in Ingenieur- und Informatikerberufen In den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Die Zahl der offenen Stellen in den Ingenieurberufen ist trotz konjunktureller Eintrübung hoch.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamt vom Januar 2024 dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 um 0,3 % gesunken sein. Diese starke konjunkturelle Eintrübung hat auch (kurzfristige) Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in den Ingenieur- und Informatikerberufen. So ist im dritten Quartal 2023 die Gesamtzahl an offenen Stellen im Vorjahresvergleich um 4,7 % auf 165.200 gesunken. Damit ist das Niveau der Vor-Corona-Zeit immer noch deutlich übertroffen (2019: 128.900). Laut VDI zeigt sich angesichts dieser Zahlen, dass der Ingenieurberuf weiterhin attraktiv ist. „Von der Batterieproduktion bis zur Windkraft - überall werden Ingenieurinnen und Ingenieure gebraucht, wenn wir den Standort Deutschland aktiv und lebenswert gestalten wollen. Die immer noch hohe Zahl an offenen Stellen ist für mich schwer nachvollziehbar. Der Ingenieurberuf ist der Zukunftsjob überhaupt. Sinnhaftigkeit und Mehrwert für die Gesellschaft stehen seit jeher im Fokus“, sagt VDI-Direktor Adrian Willig.
Sektoral große Unterschiede
Zwischen den einzelnen Berufskategorien gibt es im Vorjahresvergleich große Unterschiede. So nahm die Zahl der offenen Stellen im Jahresvergleich in den Ingenieurberufen Technische Forschung und Produktionssteuerung um 9,0 % und in den Ingenieurberufen Maschinen- und Fahrzeugtechnik um 2,0 % zu. Auf der anderen Seite nahm die Anzahl der offenen Stellen in den Bauingenieurberufen um 5,3 % und bei den Informatikerberufen um 10,8 % ab.
Der VDI beleuchtet zudem die Entwicklungen an den Hochschulen. Die Zahl der Studienanfänger ist im ersten Hochschulsemester in den Fächern Ingenieurwissenschaften und Informatik um besorgniserregende 12,5 % gesunken. In den vergangenen zehn Jahren haben dabei die Studienbereiche Maschinenbau/Verfahrenstechnik und Elektrotechnik stark an Studienanfänger verloren, während die Informatik deutlich zulegen konnte. Diese Entwicklung steht laut VDI im starken Gegensatz zu den zunehmenden Anforderungen der sich wandelnden Gesellschaft. „Dieser Trend sollte uns alarmieren, da wir dringend qualifizierte Fachkräfte in diesen Berufsfeldern benötigen, um den zukünftigen Anforderungen Deutschlands gerecht zu werden", warnt Willig.
Sorge an den Schulen
Der aktuelle Ingenieurmonitor des VDI sieht auch Herausforderungen bei der Kompetenzentwicklung der 15-jährigen Schüler, die den Ausblick auf den Nachwuchs in den Ingenieur- und Informatikerberufen zusätzlich belasten. Während die durchschnittlichen mathematischen Kompetenzen 15-Jähriger von PISA-2000 bis PISA-2012 kontinuierlich zugenommen haben, sind die Kompetenzen von PISA-2012 bis PISA-2018 gesunken und danach bis PISA-2022 noch einmal stärker eingebrochen. Die Zahl der 15-jährigen Schüler, die hohe Kompetenzen in Mathematik aufwiesen, halbierte sich von 17 % (PISA-2012) fast auf 8,6 % bei PISA-2022. Auch in den Naturwissenschaften verschlechterten sich die Werte. „Um entgegenzuwirken, sind Maßnahmen erforderlich, um junge Menschen für ingenieur- und informatikbezogene Inhalte zu begeistern. Gemeinsame Anstrengungen von Bildungseinrichtungen, Politik und Gesellschaft sind notwendig, um die Attraktivität des Ingenieurberufs zu steigern und qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen“, führt Adrian Willig aus, „der VDI ist hier mit seinen Nachwuchsaktivitäten, wie z. B. den VDini-Clubs oder Zukunftspiloten aktiv.“