Marktstudie: Baubranche zwischen Kosten und Nachfrage
18.09.2024
Die Neubaunachfrage wird die nächsten zwei Jahre eines der wichtigen Themen in der Branche sein, heißt es von befragten Marktakteuren.
Bild: Clipdealer
Obwohl die Lieferkrise der vergangenen zwei Jahre überwunden scheint und auch die Inflation abschwächt, steigen die Baupreise weiter und belasten die Baukonjunktur. Auch wenn im nächsten Jahr genehmigungsseitig wieder mehr Bauaktivität zu erwarten ist, verzögert sich die entlastende Wirkung auf den Wohnungsmarkt weiter in die Zukunft. Diese Prognose wird in der BauInfoConsult Jahresanalyse 2024/2025 aufgezeigt, der neuen Marktstudie zum Bausektor. Befragte Marktakteure sehen in der schwierigen Neubaunachfrage den beherrschenden Trend der nächsten zwei Jahre – neben dem Fachkräftemangel und dem Baupreisanstieg. Positive Signale und Chancen sind aber auch in Sicht, auf die Hersteller, Planer und Baufirmen aktuell verstärkt setzen.
Für der Krise im Wohnungsneubau sorgen die Faktoren Baukosten, Inflationsrate und Zinsanstieg, aber auch die öffentliche Hand spielt nach Bekunden von BauInfoConsult aufgrund der unsteten und niedrigen Neubauförderung sowie der Ansätze zum Abbau bürokratischer Hürden eine Rolle. Im Nichtwohnungsneubau sind in den nächsten Jahren ebenfalls rückläufige Fertigstellungsraten zu erwarten, wenn auch weniger drastisch als im Wohnsegment. Nach Bausparten betrachtet kontrastieren rückläufige Sektoren wie der Industriebau mit einer Sonderkonjunktur im Hotel- und Gastronomiesegment. Die großen Bauregionen Süden und Westen sind dabei laut der Studie die Hauptursache für die bundesweit geschwächten Aussichten im Nichtwohnungsbau – in anderen Regionen hingegen werden bessere Prognosen erwartet.
Schwierigkeiten bei energetischer Sanierung
Der energetische Sanierungs- und Modernisierungsmarkt sowie generell das Thema nachhaltiges Bauen sorgt für die positiven Umsatzerwartungen der befragten Baubranchenakteure. Die Sanierung und Modernisierung sind die einzigen Hochbausegmente, in denen die Nachfrage weiter stetig zu sein scheint. Da 2023 über die Hälfte des Bauvolumens in diesem Bereich erzielt worden ist, sind auch die bislang weiter stabilen Zahlen bei den genehmigungspflichtigen Bestandsmaßnahmen laut BauInfoConsult eine positive Nachricht für die Branche. Die Entwicklung der tatsächlichen Sanierungsrate sei allerdings aus Klimaschutzperspektive immer noch zu niedrig (d. h. nicht nur die Sanierungen als Umsatzerlöse, wie sie sich im Bauvolumen widerspiegeln, sondern als Anteil am Gebäudebestand). Der Fokus der Regierung auf den Einzelbaustein Heizungserneuerung in der Novellierung des GEG im letzten Jahr sei vor diesem Hintergrund verständlich.
Die Bauwirtschaft wird zusätzlich zur Nachfrageschwäche von Fachkräftemangel und den steigenden Baukosten gehemmt. Zu den positiven Gegentrends gehören nach der Studie aktuelle Entwicklungen wie die weitere Verbreitung des Bauens mit Fertigteilen bzw. des seriellen Bauens. Auch der neue Gebäudetyp E könne die Bauabläufe wieder schneller und günstiger machen sowie den künftigen Bauaufschwung beschleunigen. Der gezielte Einsatz von KI soll dabei helfen, die Logistik am Bau flüssiger und fehlerkostenärmer zu machen.