Nettostromerzeugung im 1. Halbjahr 2024

Rekorderzeugung von Grünstrom, fossile Energien weiter rückläufig

Im ersten Halbjahr 2024 wurde in Deutschland mit 140 TWh so viel erneuerbarer Strom erzeugt wie noch nie zuvor. Sein Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 65 %. Die Erzeugung aus fossilen Energieträgern ist weiterhin rückläufig. Auch die Börsenstrompreise setzen ihren Abwärtstrend fort. Das geht aus den Halbjahresdaten zur öffentlichen Nettostromerzeugung hervor, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) vorgestellt hat.

Zu sehen ist die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung im ersten Halbjahr 2024.
Bild: Fraunhofer ISE / Energy-Charts

Zu sehen ist die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung im ersten Halbjahr 2024.
Bild: Fraunhofer ISE / Energy-Charts
Windenergie war erneut die stärkste Stromquelle mit 73,4 TWh gegenüber 66,8 TWh im ersten Halbjahr 2023. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 34,1 %, wobei 59,5 TWh an Land und 13,8 TWh auf dem Meer erzeugt wurden. Photovoltaik-(PV)-Anlagen speisten 32,4 TWh ins Netz ein, was einen Zuwachs von 15 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet (1. HJ 2023: 28,2 TWh). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg auf 11,3 TWh (1. HJ 2023: 8,9 TWh), während die Biomasse einen leichten Rückgang von 21,6 TWh auf 20,8 TWh verzeichnet. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Last (Summe aus Stromverbrauch und Netzverlusten) stieg auf 60 % (Vorjahr: 55,7 %).

PV-Zubau stabil, Windkraft noch nicht am Ziel

Nach einem Rekord-Zubau von 15,3 GW Solarleistung 2023 sind die PV-Erweiterungen auch 2024 weiterhin positiv. Bis Ende Mai wurden 6,2 GW installiert. Der geplante gesamte Ausbau für 2024 beträgt 12,5 GW. Die gesamte installierte PV-Leistung liegt damit bei 88,9 GW. Im Verhältnis ist der Zubau an Windkrafttechnik laut Fraunhofer ISE als ungenügend einzustufen, da dieser weit hinter den Ausbauzielen für 2024 zurückliegt. An Land kam 0,8 GW neue Leistung hinzu, auf dem Meer 0,2 GW. Die Gesamt-Ausbauziele für 2024 liegen bei 7 GW auf dem Land und 1 GW auf dem Meer.

Der Ausbau elektrischer Energiespeicher schreitet voran: 2024 gingen bisher Speicher mit einer Leistung von 1,8 GW und einer Kapazität von 2,5 GWh neu ans Netz. Die installierte Leistung der Batteriespeicher ist mit 9,9 GW nun gleich groß wie die installierte Leistung der Pumpspeicher. Bei der Speicherkapazität liegen die Batteriespeicher bei 14,4 GWh und die Pumpspeicher bei 40 GWh.

Fossile Stromerzeugung verhältnismäßig gering

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern legte im ersten Halbjahr 2024 weiter zu, die Erzeugung aus Braunkohle und Steinkohle ging weiter zurück.
Bild: Fraunhofer ISE / Energy-Charts

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern legte im ersten Halbjahr 2024 weiter zu, die Erzeugung aus Braunkohle und Steinkohle ging weiter zurück.
Bild: Fraunhofer ISE / Energy-Charts
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2024 215 TWh Strom von fossiler Technik gegenüber 222 TWh im gleichen Zeitraum 2023 erzeugt. Der Anteil der fossilen Energieträger ging dabei weiter zurück, von 39,6 % auf 35,0 %. Laut Fraunhofer ISE wurde mit 75 TWh so wenig Strom aus Kohle, Erdgas, Öl und nicht-erneuerbarem Müll erzeugt wie nie zuvor. Seit 2015 ist die Erzeugung aus fossilen Quellen um 46 % gesunken, während die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen dagegen um 56 % gestiegen ist. Die Last lag im ersten Halbjahr bei 233 TWh und erhöhte sich damit um 1,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2023: 229 TWh)

Sinkenden Preise

Die Börsenstrompreise sanken von 100,54 €/MWh (Day Ahead-Auktion, volumengewichtet) auf 67,94 €/MWh. „Der Effekt von sinkenden Börsenstrompreisen wird sich mittelfristig in Strompreisen von privaten und industriellen Endkunden zeigen“, sagt Dr. Bruno Burger, leitender Wissenschaftler bei den Energy-Charts am Fraunhofer ISE. Rückläufig war auch der Preis für Erdgas, der von 44,99 €/MWh auf 29,71 €/MWh sank. Beide Preise nähern sich damit weiter dem Preisniveau in den Jahren vor dem Ukrainekrieg an. Auch die Kosten für CO2-Emissionszertifikate gingen zurück: von 86,96 auf 63,60 € pro t CO2.

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