2024 weiterhin mit sinkendem Bauvolumen

Studie: Stabilisierung der Hochbaubranche erst 2025 erwartet

Der deutsche Hochbau wird sich erst im Jahr 2025 stabilisieren, prognostiziert die Strategieberatung EY-Parthenon in einer aktuellen Studie. Nach dem Einbruch des realen Bauvolumens im vergangenen Jahr um 2,2 % wird für 2024 wird in diesem Jahr ein weiterer Rückgang erwartet, der mit -1,8 % allerdings geringer ausfällt. Stark gestiegene Baukosten und Zinsen, die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage und das regulatorische Umfeld lassen viele Bauherren und Investoren abwarten. Erst im Jahr 2025 scheint die Stabilisierung mit einer geringen Marktzunahme von 0,3 % in Aussicht zu stehen – gestützt von Renovierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen. Für das Jahr 2026 rechnen die Berater dann wieder mit einem leichten Volumenwachstum von 1,0 %. Das Vor-Pandemie-Niveau, das durch ein historisch niedriges Zinsniveau begünstigt wurde, dürfte vorerst nicht erreicht werden.

Die Prognose von EY-Parthenon zur realen Entwicklung des Hochbauvolumens und BIP zeigt, dass die kommenden Jahre ein Volumenwachstum ansteht.
Bild: EY-Parthenon

Die Prognose von EY-Parthenon zur realen Entwicklung des Hochbauvolumens und BIP zeigt, dass die kommenden Jahre ein Volumenwachstum ansteht.
Bild: EY-Parthenon
„Trotz der aktuell schwierigen Lage erwarten wir mittelfristig eine Stabilisierung“, sagt Björn Reineke, Partner von EY-Parthenon. Wesentliche Trends sprechen dafür: Zum einen haben sich die Materialkosten nach den rasanten Anstiegen in der jüngeren Vergangenheit stabilisiert und sind teilweise etwas gesunken. Auch die Lieferengpässe sind zurückgegangen. Laut dem Strategieberatungsunternehmen dürften parallel dazu stabile bis leicht sinkende Zinsen die Lage ein wenig entspannen, sodass Investitionen und Projekte wieder attraktiver werden. Dieses verbesserte Umfeld trifft auf stetige Nachfragefaktoren. Der grundsätzliche Bedarf, etwa an Wohnraum oder im öffentlichen Bau, ist weiterhin vorhanden.

Mehr Neubau und Renovierungen benötigt

Der Wohnraum bleibt vor allem in den Ballungsgebieten in Deutschland knapp. Dies resultiert neben der anhaltenden Urbanisierung auch aus dem zuwanderungsbedingten leichten Bevölkerungswachstum. Prognosen deuten auf einen Bevölkerungsanstieg um 1 Million bis Mitte der 2030er Jahre hin. Da nicht nur mehr Wohnungen benötigt werden, sondern auch die Anforderungen an die Qualität von Wohnraum steigen, wirkt sich dies positiv auf Neubau und Renovierung aus – ebenso wie der steigende Bedarf an altersgerechtem und barrierefreiem Wohnen.

Eine mittelfristige Stabilisierung sei für den Markt der Hochbaubranche zu erwarten.
Bild: Clipdealer

Eine mittelfristige Stabilisierung sei für den Markt der Hochbaubranche zu erwarten.
Bild: Clipdealer
Auch die gestiegenen energetischen Gebäudeanforderungen steigern das Neubauvolumen und den Renovierungsmarkt. Förderungen, wie die der KfW für energetische Sanierung und energieeffizienten Neubau, sind teilweise ausgeschöpft. Jedoch wird erwartet, dass neue Programme aufgelegt werden, um die Klimaziele zu erreichen. Die gestiegenen Energiepreise haben private Bauherren motiviert, in Energieeffizienz zu investieren – ein Trend, der sich nach Bekunden des Beratungsunternehmens voraussichtlich fortsetzen wird.

Trendwende beim Wirtschafts- und öffentlichen Bau erst 2026

Derzeit bremst die wirtschaftliche Lage den Bau von Produktionsstätten oder Büros. „Viele Unternehmen haben sich im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld eher auf ihre Liquidität und Rentabilität fokussiert und neue Investitionen in Bauvorhaben zurückgestellt“, sagt Volkmar Schott, Partner bei EY-Parthenon. Bereits budgetierte und fertig geplante Projekte wurden zwar teilweise noch umgesetzt, einzelne jedoch auch gestoppt oder verschoben. Erste Anzeichen der Entspannung bei Inflation und Zinsen und den damit verbundenen Bau- und Finanzierungskosten führen zu der Vermutung, dass Nachfrage und Investitionsneigung langsam zurückkehren. Insgesamt erwartet EY-Parthenon für den Wirtschaftsbau nach einem weiteren Rückgang im laufenden Jahr für 2025 eine Stabilisierung. 2026 dürfte der Wirtschaftsbau erstmals wieder leicht zunehmen.

Auch für den öffentlichen Bau rechnet das Beratungsunternehmen erst 2026 mit einer Trendwende. Zwar litt auch der öffentliche Bau unter den Preiserhöhungen der vergangenen Jahre, gab jedoch weniger stark nach als der Wirtschafts- oder Wohnungsbau. Bauprojekte wurden sowohl im Neubau als auch bei Instandhaltung und Renovierung weiterhin ausgeführt. Der Bedarf im öffentlichen Sektor ist weiterhin vorhanden. Demgegenüber sorgten die gestiegenen Baukosten dafür, dass die definierten Budgets oftmals überzogen wurden. Die erforderlichen Budget- und Projektanpassungen benötigten Zeit, was ursprünglich geplante Bauprojekte verzögerte.