Eindrücke vom „robatherm RLT-Forum 2009“
„Dienstleistung ohne Dienstleister funktioniert nicht!“ Diese Aussage machte Dr. med. Ulrich Matern auf dem diesjährigen „robatherm RLT-Forum“. Dort ging es um „Effizienz in Krankenhäusern – Energieeinsparung und Kostensenkung“. Das auf Raumlufttechnische Geräte (Zentralklimageräte) spezialisierte Unternehmen lud am 14., 15. und 16. Oktober 2009 in exklusivem Kreis zum Forum ein. An den drei Tagen informierten sich jeweils 27 Fachplaner, Anlagenbauer und Krankenhausbetreiber.
„Nachdem wir unzählige RLT-Geräte für Krankenhäuser geliefert haben, war es an der Zeit, unser Wissen zusammenzutragen und Ihnen zur Verfügung zu stellen", sagte Vertriebsleiter Alois Geiger zum Anlass des diesjährigen Forums in seiner Begrüßung.
Politischer Wille zum Energiesparen
Als fachliche Einführung fasste Prof. Dr.-Ing. Martin Becker die politischen und normativen Randbedingungen zusammen. „Es gibt ein klares politisches Bekenntnis zur Energieeffizienz", erläutert er. Der Nationale Energieeffizienz-Aktionsplan (EEAP) vom September 2007, das Energieeinspargesetz (EnEG) und die seit 1. Oktober 2009 erneut verschärfte Energie-Einsparverordnung (EnEV) sind Belege dafür.
Mit der EnEV 2009 wurde die Vorschrift zur Inspektion Raumlufttechnischer Anlagen mit Kälteleistungen über 12 kW durch fachkundiges Personal umgesetzt. Fachfirmen bieten entsprechende Dienstleistungen zwar verhalten, aber stetig zunehmend am Markt an.
Die Verantwortung für Energieeffizienz und Inspektion liegt beim Gebäudebetreiber.
Energiesparen contra Funktion
Doch Energiesparen ist nicht alles! Prof. Becker zeichnete ein Spannungsdreieck auf zwischen Kosten, Nutzbarkeit und Nachhaltigkeit von Gebäuden. Im freiwilligen Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) sieht er die Chance gerade für Krankenhäuser, Nachhaltigkeit zu definieren und zu etablieren.
Auch Dr. med. Ulrich Matern verlangt mehr als nur Sparen. Er spannte den Bogen „Vom Krankenhaus der Gegenwart zum Krankenhaus der Zukunft“ – so der Titel seines Referats. Der Chirurg wünscht sich dringend, dass Dämpfe koagulierter Gewebe im OP zuverlässig abgeführt werden. Auf die mögliche Anreicherung dieser krebserregenden und infektiösen Stoffe z. B. durch Umluftbetrieb der Raumlufttechnischen Anlagen im OP ist er nicht gut zu sprechen. „Außerdem soll der Geruch einer verkoteten Peritonitis nicht auch noch umgewälzt werden“, so Matern auf dem RLT-Forum. Technik muss effizient sein. Und Effizienz ist das Verhältnis zwischen Nutzen und Aufwand. Dr. Matern verweist auf die Ökonomie: „Der OP ist der Ort, an dem eine chirurgische Abteilung Geld verdient. Bereits nebenan im Vorbereitungsraum werden nur Kosten produziert.“
Zieldefinition statt Normengläubigkeit
Die Referenten waren sich einig, dass Normen und Richtlinien wichtige Anhaltspunkte, nicht aber Gesetz sind. Eine interdisziplinäre Zieldefinition tut Not. Bauherr, Nutzer und Fachplaner müssen exakt definieren und dokumentieren, welche Ziele technisch erreicht werden sollen. Ein „Lastenheft“, wie man es bei der Entwicklung von Produkten und Software kennt, ist ebenso das richtige Instrument für die Krankenhausplanung. Entsprechend begründet kann von einschlägigen Normen und Richtlinien abgewichen werden.
In der Praxis treffen technische Ansprüche auf Einsparmaßnahmen. Einer Umfrage zufolge beschweren sich 22 % der Chirurgen über zu trockene Luft im OP. Für 31 % ist die Raumtemperatur unangenehm und 46 % beklagen sich über Zugerscheinungen.
Die Verbesserungsansätze waren dann auch Thema der fachlichen Pausengespräche. RLT-Geräte mit Luftbefeuchtung, adäquate Regelungstechnik und eine Raumluftströmung, die Temperaturdifferenzen und Strömungsgeschwindigkeiten gering hält, stehen als Lösungen bereit. Fachplaner, Anlagenbauer und Gerätehersteller finden sich in der Rolle von Dienstleistern. Die Dienste gilt es klar zu definieren, zu kommunizieren und dann noch seitens der Betreiber in Anspruch zu nehmen.
Energiemanagement effizienter als Dämmung
Um Funktionalität und Ökonomie unter einen Hut zu bekommen, rät Prof. Becker zum Energiemanagement. Er empfiehlt, die DIN EN 16001 „Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung“ als Leitfaden.
Bereits mit einfachen Maßnahmen kann bis zu 20 % Energie gespart werden. Allein indem man die Einstellung der Regeltechnik kontrolliert, das Einsparpotential ermittelt und das Nutzerverhalten beeinflusst sind bis zu 20 % Einsparungen zu erzielen.
Allerdings warnte Prof Becker: „Energiemanagement ohne Messen kann man vergessen!" Bei Neubau und Sanierung seien unbedingt entsprechende Messvorrichtungen einzuplanen. Nur so lässt sich ermitteln, wo Einsparpotenziale liegen. In dem Zusammenhang empfahl er die Lektüre der vierteiligen Richtlinie VDI 3807 „Energie- und Wasserverbrauchskennwerte für Gebäude“. Messtechnik nachzurüsten sei stets sehr aufwendig.
Und Energiemanagement müsse kontinuierlich betrieben werden. Amerikanische Studien an nachträglich energieoptimierten Supermärkten zeigten, dass der Verbrauch andernfalls wieder langsam ansteigt: Nachjustierungen gehen wieder verloren; die Technik verwahrlost erneut.
Technik-Personal amortisiert sich
Mit einem Rechenbeispiel entlarvte Prof. Becker eine restriktive Personalpolitik als kontraproduktiv: „Leicht erreicht ein Krankenhaus Energiekosten in Höhe von 500000 €." (Der Pro-Bett-Strom-Verbrauch in einem Krankenhaus liegt um den Faktor 3 bis 4 über dem eines Ein-Personen-Privathaushalts.)
„Werden von diesen absoluten Kosten 25 % eingespart – ein durchaus realistischer Wert – sind die Personalkosten des Energiemanagers eingefahren.“
Die komplexe Technik der raumlufttechnischen Geräte beherrscht robatherm mittels Auslegungsprogrammen. „TrueBlue“ ist das exklusive Verfahren des Anbieters für den Effizienznachweis über normgerechte Vergleichswerte. Darüber hinaus können die Energiemengen ausgewiesen werden – bis hin zu Primärenergiebedarf und CO2-Emissionen.
Dipl.-Ing. Bettina Maria Weber stellte vor, wie die RLT-Geräte-Konzepte verglichen werden können. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nach VDI 2067 ist enthalten. Geräte und Anlage können so untereinander, mit Geräten von Wettbewerbern, oder auch mit Bestandsgeräten neutral verglichen werden.
Das Verfahren kann auf Grundlage definierter Wetter- und Betriebsdaten, konform zu DIN V 18599, oder für die Wetter- und Betriebsdaten des individuellen Standortes durchgeführt werden. Und das weltweit. Dies sei bislang einmalig, so Bettina Weber.
Planungsunterstützung vom Hersteller
Dipl.-Ing. Martin Schrott zeigte Belange und Bedürfnisse von Patienten, Personal und Betreiber auf. „Die Anforderungen kommen aus der Anwendung. Nur wer alle Belange kennt, kann auch das richtige Anlagenkonzept vorsehen“, so Martin Schrott.
Unterschiedliche Lösungsansätze wurden vorgestellt und auch die wesentlichen Einflussfaktoren einer RLT-Anlage für den OP-Betrieb. Regelkonzepte und Lösungsansätze hält der Gerätehersteller bereit, die Broschüre „Raumlufttechnische Anlagen für medizinische Bereiche“ informiert zum Thema inklusive Normenspiegel und Auslegungsparameter. Der Fachplaner hat damit alle relevanten Daten auf einen Griff parat. „Ein großer Zeitvorteil im Planungsprozess“, so der Referent. Die vorkonfektionierten und optimierten Gerätekonzepte erleichtern einerseits die Geräteauswahl. Andererseits bleibt die besondere Flexibilität des Herstellers erhalten, da sämtliche Geräte nach wie vor individuell variiert werden können.
Bei der Qualität des RLT-Gerätegehäuses speziell für den Bereich der Hygiene hob er geringste Wärmebrücken, beste Werkstoffe und Zugänglichkeit zu den Komponenten bei den robatherm-Baureihen hervor.