Studie untermauert Schlüsselrolle der Wohnungslüftung hinsichtlich Klimaschutz

Neue Berechnungen zur Nachhaltigkeit von WRG

Die vor einem Jahr im Auftrag des Bundesverbandes für Wohnungslüftung e.V. (VfW) veröffentlichte „Äquivalenzstudie“ des Instituts für Technische Gebäudeausrüstung in Dresden (ITG) hatte für große Aufmerksamkeit in Fachpresse und Politik gesorgt. Die damaligen Berechnungen zeigten das hohe Energieeinsparpotential von Wohnraumlüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung (WRG) und belegten eindrucksvoll die These, dass sich diese Technologie zu einem entscheidenden Faktor für die Wärmewende in Deutschland entwickelt hat und eine hocheffiziente Maßnahme zur Vermeidung von Lüftungswärmeverlusten darstellt. In einer nun veröffentlichen Nachfolgestudie werden die beiden Faktoren „Klimaschutz“ und „Nachhaltigkeit“ mit neuen Berechnungen analysiert, welche die Schlüsselrolle der Wohnraumlüftung zur Erreichung der Klimaziele nochmals untermauern.

Vergleich des End- und Primärenergiebedarfs sowie von Treibhausgasemissionen im Wohngebäudeneubau.
Bild: VfW - Bundesverband für Wohnungslüftung e.V.

Vergleich des End- und Primärenergiebedarfs sowie von Treibhausgasemissionen im Wohngebäudeneubau.
Bild: VfW - Bundesverband für Wohnungslüftung e.V.
Lt. Klimaschutzgesetz soll im Gebäudesektor bis 2030 eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen um 35 Mill. t/a erreicht werden. Wenn es bis dahin gelingt, 10 % des Gebäudebestands mit Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) auszustatten, könnte lt. ITG-Nachfolgestudie die WRG mit über 5 % zur Minderung des CO2-Ausstosses beitragen. Dafür wäre bis 2030 die Ausstattung von ca. 500.000 Wohnungen mit Lüftung mit WRG pro Jahr notwendig, während der jährliche Ausstattungsgrad bei 100.000 Wohnungen liegt (Tendenz 2023 fallend), gleichbedeutend mit jeder dritten Wohnung im Neubau. Die ITG-Studie erweitert nun den Zeithorizont bis 2045 und auf einen 45 %igen Ausstattungsgrad des Gebäudebestands. Die umweltschonenden Leistungen der Wohnraumlüftung wachsen dabei in beeindruckende Höhen: Einsparung an Endenergie von bis zu 42.000 GW/a, Minderung des CO2-Ausstosses um bis zu 11 Mio. t/a und eine Reduzierung der Heizkosten zwischen 3,4 und 5,7 Mrd. Euro. Mit diesen Energieeinsparungen, dem Äquivalent der Erzeugung von zwei bis drei Kohlekraftwerksblöcken, könnten bspw. zusätzlich bis zu 730.000 Wärmepumpen betrieben oder 2,2 bis 3,1 Mio. Elektro-Autos gefahren werden.

Politische Weichenstellungen nötig

Allerdings mahnt der VfW in diesem Zusammenhang deutlich an, dass diese Einsparszenarien nur bei entsprechenden politischen Weichenstellungen zu erreichen seien: Erstens die verstärkte Berücksichtigung von WRG bei der Konzeptionierung von energieeffizienten und schadstofffreien Gebäuden, also etwa bei der aktuell diskutierten Novelle des GEG. Zweitens die energetische Gleichstellung von Abwärmenutzung durch WRG mit der Nutzung von regenerativer Energie sowie drittens eine attraktivere Förderung von Lüftungssystemen mit WRG – sowohl im Neubau wie in der Sanierung. Ralf Lottes, Geschäftsführer des VfW, ergänzt in diesem Zusammenhang: „Wir halten es für eine verpasste Gelegenheit für die Wärmewende, dass im GEG-Entwurf die Lüftung mit Wärmerückgewinnung nicht behandelt wird. Zur Zielerreichung müssen alle in der Praxis hilfreichen Optionen auch tatsächlich genutzt werden. Daher hält es der VfW für unerlässlich, auch die vermeidbaren Lüftungswärmeverluste der durch Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung gewonnenen Wärme jetzt im GEG zu adressieren bzw. zu reduzieren.“ In diesem Kontext noch eine interessante Zahl: Bei den marktführenden Systemen lässt sich im Neubau eine Reduktion von Treibhausgasen sowie von Primär- und Endenergieeinsatz der Heizung jeweils bis zu 6 9% gegenüber der Fensterlüftung erzielen.

Eine Zusammenfassung der Nachfolgestudie des ITG Dresden gibt es zum Download unter www.wohnungslueftung-ev.de/nachfolgestudie-itg_dresden. Eine Zusammenfassung der COP-Äquivalenzstudie des ITG Dresden für den VfW von 2022 steht ebenfalls auf der Website des Verbandes zur Verfügung. 

Thematisch passende Artikel:

NRW fördert Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung

Wer aktuell in Nordrhein-Westfalen baut oder saniert, kann einen Zuschuss für Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung beantragen. Für einheitszentrale Lüftungsanlagen werden bis zu 1.000 Euro im...

mehr

BIM Deutschland veröffentlicht neue kostenfreie BIM-Handbücher

Arbeitshilfen zu BIM für Bundesbauten

Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) haben unter dem Titel „BIM für Bundesbauten“ sechs neue BIM-Handbücher...

mehr

VDKF-Seminare im Herbst 2023

Präsenzschulungen und Webinare

Der Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe e. V. (VDKF) bietet im Herbst 2023 wieder mehrere Seminare für Führungskräfte und Mitarbeiter in Kälte-Klima-Fachbetrieben an. Die Präsenzseminare...

mehr

Neuer Steuerungskreis für die Wasserstoffnormung in Deutschland

Führende Köpfe aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Zur strategischen Begleitung der Arbeiten an der Normungsroadmap Wasserstofftechnologien haben Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft einen...

mehr
Ausgabe 10/2022

WRG als Schlüsseltechnologie

Studie belegt hohe Effizienz der kontrollierten Wohnungslüftung

„Wenn man bedenkt, dass zurzeit noch gut zwei Drittel aller Wohngebäude ohne Wohnraumlüftung mit WRG neu gebaut werden und vor allem bei der Sanierung leider noch oft auf diese Technologie...

mehr