Aachener Tag der Luftqualität
Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller referiert hier über die Zahl der Pflegebedürftigen: Bis 2060 soll diese auf über 6 Mio. steigen. Im Vergleich zu 1999 wäre das eine Steigerung um Faktor 3.
Bild: Trox
Zu einer interessanten Vortragsveranstaltung über die vielfältigen Themen rund um die Pflege hatte die Heinz Trox Stiftung nach Aachen eingeladen. Die Veranstaltung stand unter dem Thema „Nachhaltiger Zukunftsraum Pflege“. Zur allgemeinen Einführung hielt Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller, Leiter des E.ON-Instituts für energie-effiziente Gebäude und Raumklima der RWTH Aachen, einen Vortrag über die Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen in der Pflege für Pflegende und pflegebedürftige Menschen. Diese hingen natürlich nicht nur von der Luftqualität ab, sondern, wie Müller ausführte, auch von weiteren Anforderungen. Dabei handele es sich um den thermischen Komfort, den visuellen Komfort (sprich Licht), den auditiven Komfort und insbesondere auch den olkfaktorischen Komfort. Für Letzteren wären pro Person 25 m3/h wünschenswert, der Standard liege aber eher bei 10 m3/h. Schwierig seien auch divergente Vorstellungen bezüglich des thermischen Komforts, denn das Pflegepersonal, das in erster Linie eine schwere körperliche Arbeit leisten muss, hat natürlich ganz andere Temperaturbedürfnisse als eine zu pflegende Person.
Der von Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer vorgestellte „Cube“ mit Eingabefeld für Feedbacks zum Innenraumklima war auf dem Aachener Tag der Luftqualität ausgestellt
Bild: Trox
Messergebnisse zu den klimatischen Bedingungen in Patientenräumen präsentierten Dr. Petri Kalliomaki, Postdoc der Universität Maryland in den USA, für ein Krankenhaus in Finnland und Prof. Müller für die Aachener Uniklinik. Während in der Klinik in Finnland eine reine mechanische Lüftung realisiert war, sind die Patientenräume in der Uniklinik teilklimatisiert, es ist also auch Fensterlüftung zugelassen. Der thermische Komfort und die CO2-Konzentrationen lagen ganzjährig bei beiden Kliniken in einem guten bis akzeptablen Bereich. Weniger zufrieden-stellend war jedoch die Luftfeuchtigkeit. Im Winter gingen in beiden Häusern die Werte für die relative Luftfeuchtigkeit herunter auf 20 bis 25 %, in Aachen wurden sogar Extremwerte bis 10 % gemessen. Das seien Werte, wie sie sonst nur im Flugzeug beobachtet werden. Erforderlich sind eher 40 bis 60 % und das nicht nur aus Komfortgründen, denn in diesem mittleren Feuchtebereich werden auch Infektionskrankheiten am schlechtesten übertragen. Weiterhin ergaben die Studien in Aachen, die sich nicht nur auf Patientenräume beschränkten, große Eisparpotenziale durch bedarfsgerechte Lüftung in Büroräumen und Behandlungsräumen, die zum Teil nur eine sehr niedrige Belegungsquote haben.
Umfangreiche Feldstudien zur Luftqualität soll ein Gerät ermöglichen, das Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer für Electronic Business & Marketing an der Universität der Künste in Berlin vorstellte. Der „Cube“ entstand im Rahmen der Initiative DUCAH (Digital Urban Center for Aging & Health) und besteht aus einem mit Messtechnik ausgestatteten Kasten mit Eingabebildschirm, um zu den Messwerten auch Befindlichkeiten abzufragen. Da das Gerät auf Rollen montiert ist, lässt es sich innerhalb von Gebäuden an unterschiedlichen Orten platzieren.
Dass gute Luft und angenehme Temperaturen nur ein Teil der aktuellen Themen im Pflegebereich sind, zeigten weitere Vorträge und eine Podiumsdiskussion. So seien viele Seniorenimmobilien überaltert und Modernisierungen seien kaum finanzierbar. Und auch im Pflegebereich sorgt der allgegenwärtige Mangel an qualifizierten Arbeitskräften für große Engpässe.