Die TGA-Branche in herausforderndem Umfeld
Kommentar
Dipl.-Ing. (FH) Bernhard Dürheimer, Präsident des BTGA e.V.
Bild: BTGA
Der BTGA – Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V. besteht seit 124 Jahren. Er hat über die lange Zeit mit seinen Mitgliedsunternehmen und ihren Mitarbeitenden große Herausforderungen angenommen, erfolgreich bewältigt und Krisen überstanden.
Heute stehen wir unter den Einflüssen und Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine – vor Herausforderungen, die bis vor Kurzem noch undenkbar waren. Es sind Sanktionen verhängt worden, der Handel mit Russland kam bis auf Ausnahmen zum Erliegen, von der Ukraine können nicht mehr in gewohntem Umfang Materialien und Leistungen bezogen werden. Die für Deutschland so wichtigen Erdgas-Lieferungen aus Russland wurden reduziert und sind mittlerweile komplett eingestellt.
Hinzu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit einem teilweisen Zusammenbruch der Lieferketten und einem Mangel an bestimmten Rohstoffen und Erzeugnissen. Die Folge sind Preiserhöhungen auf dringend benötigte Materialien, schnell und enorm gestiegene Energiepreise und Preiserhöhungen in allen Bereichen des täglichen Lebens. Außerdem bleibt die Branche mit dem großen Thema „Fachkräftemangel“ konfrontiert.
Schlüsselindustrie „TGA-Branche“
Derzeit kann nicht verlässlich prognostiziert werden, wie Deutschland bei ausbleibenden Erdgaslieferungen durch den bevorstehenden Winter kommt und ob nicht doch eine Gasmangellage entsteht, die eine Abschaltung oder Drosselung der Gasversorgung von Gebäuden und Betrieben erfordert. Die TGA-Branche mit ihren vielfältigen Leistungen ist in diesem Umfeld eine systemrelevante Schlüsselindustrie. Sie steht der Regierung sowie den gewerblichen und privaten Kunden gleichermaßen beratend und unterstützend zur Verfügung und ist in der Lage, Lösungen anzubieten und Leistungen kompetent auszuführen.
Die TGA-Branche nimmt nicht erst seit der drohenden Gasknappheit eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Energiesparzielen ein, wird jetzt aber mehr denn je gefordert: Die Absatzzahlen von Wärmepumpen sind im Jahr 2021 auf ca. 178.000 Stück stark gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg die Anzahl an installierten Photovoltaikanlagen im März 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 10 % auf insgesamt 2,2 Millionen in Deutschland an.
Wenn es nach der Bundesregierung geht, soll ab dem Jahr 2024 die Anzahl der einzubauenden Wärmepumpen auf 500.000 Stück pro Jahr steigen. Die Ziele für Solar- und Photovoltaikanlagen sind ebenfalls sehr ambitioniert und wie das Beispiel der Wärmepumpen zeigt, ist das eine große Herausforderung für die Hersteller, die beratenden Ingenieure und die ausführende Industrie. Die Branche wird für diese Ziele ihre Kapazitäten in den genannten Marktsegmenten deutlich erhöhen müssen.
Herausforderungen sind Chancen
Die TGA-Branche bringt sich in die Energiewende mit modernen Technologien ein, baut für ihre Kunden die Erneuerbaren Energien massiv aus und unterstützt damit die Realisierung eines klimaneutralen Gebäudebestands bis zum Jahr 2045. All die großen Herausforderungen bilden gleichermaßen auch Chancen für ein schnelleres Erreichen der Energiewende und für die Sicherstellung und Zukunftsfähigkeit der Energieversorgung in Deutschland.
Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.