Digitale TGA-Planung international im Einsatz

Drei ambitionierte BIM-Projekte aus Europa im Kurzportrait

Zukunftsorientierte Fachplaner setzen auf digitale Planung. Dabei müssen sie sich den verschiedensten Herausforderungen stellen, um den Anforderungen des jeweiligen Projekts vollumfänglich gerecht zu werden. Der Beitrag stellt die Planungsleistungen von Planern aus Deutschland, den Niederlanden und Litauen vor und zeigt, wie sie mit der richtigen Software optimale Lösungen für ihre Aufgaben fanden.

Schneider Gebäudetechnik aus Wangen setzt schon seit Jahren auf digitale TGA-Planung. Dies kam dem Unternehmen zugute als es darum ging, ein komplexes Wohnbauprojekt mit einer beheizten Fläche von etwa 30.000 m² zu realisieren. „Die 3D-Modelle konnten wir auf Grundlage der DWG-Dateien vom Architekten mit relativ wenig Arbeit selbst erstellen“, erläutert Geschäftsführer Tobias Schneider.  „Bei der Planung der Netze für Heizung und Trinkwarmwasser kam uns dann zugute, dass unsere Planungssoftware intelligent zeichnet. Das beschleunigt Arbeitsprozesse erheblich, weil man unmittelbar von der Modellierung zur Berechnung gelangt.“

Da in dem Wohnkomplex Geothermie zum Einsatz kommt, war eine sehr präzise Heizlastberechnung erforderlich. Bei Projekten dieser Größenordnung ist dies üblicherweise mit aufwändigen Berechnungsverfahren verbunden. Mit der in das Planungswerkzeug DDScad von Graphisoft integrierten Funktion zur Heizlastberechnung konnte Schneider diese Aufgabe deutlich schneller durchführen. „In einigen Häusern sind bis auf das Erd- und das oberste Geschoss sämtliche Etagen baugleich gestaltet“, ergänzt Schneider. „Dementsprechend mussten wir nur den Grundriss einer Etage inklusive Fenster und Türen zeichnen und die Räume definieren. Anschließend haben wir diese Etage einfach mehrmals kopiert.“ Unterm Strich bedeutete das: Für das Planungsbüro war es nahezu egal, wie viele Geschosse ein Gebäude hat. Die TGA-Experten gelangten immer zügig zum Heizlast-Ergebnis.

Flexible Installationsplanung

Unweit der Altstadt des nordholländischen Hoorn steht die Wohnanlage Toren, bestehend aus einem Flachbau sowie einem 55 m hohen Turm mit über 20 Etagen. Sowohl in Sachen Wohnkomfort als auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit erfüllt der Komplex hohe Standards. Den Zuschlag für die Realisierung der Elektroinstallationen – von den Ladestationen für Elektroautos über die Zugangskontrolle bis zur Elektrik in den Wohnungen – erhielt die Beerepoot Installatietechniek B.V.

Für die digitale Planung nutzte Beerepoot das gewerkeübergreifend einsetzbare Werkzeug DDScad. „Die Software bietet viele Vorteile für unser Handwerk, da sie sich vor allem auf die Installationstechnik konzentriert“, sagt Jesper Kruis, Technischer Zeichner. So konnte das Unternehmen schnell und einfach Kombinationen aus verschiedenen Schaltern sowie Steckdosen für die Wohnungen erstellen. „Dabei wurden alle Basisinformationen, z. B. in welchem Stromkreis eine Steckdose platziert ist, sorgfältig geprüft. Ebenso ließen sich Stromkreiseinteilungen bei nachträglichen Veränderungen leicht anpassen“, fügt Kruis an. Dies erleichterte es Beerepoot, den Wünschen der Wohnungskäufer zu entsprechen.

Gewerkeübergreifend kooperieren

Ronald Bovekerk, Inhaber von RCB Tekeningen Management, war ebenfalls am Bauprojekt Toren beteiligt. Gemeinsam mit seinem Team plante er die gesamte SHKL-Installation. Dabei kam den Baubeteiligten zugute, dass die Elektro- und die SHKL-Technik mit der gleichen Softwarelösung geplant wurden und das gesamte Projekt auf Wunsch des Auftraggebers auf Open-BIM-Basis umgesetzt wurde.

„Über das offene Dateiformat IFC haben wir unsere Modelle mit dem Bauunternehmer ausgetauscht, der auch die BIM-Regie übernommen, alle Modelle überprüft und die Kollisionsprüfungen durchgeführt hat“, so Bovekerk. „In dem Wohnkomplex wurden über 200 Appartements eingerichtet. Die überwiegende Mehrheit unterlag den Wünschen der Bewohner, die sich oft noch zu einem späten Zeitpunkt änderten. Beim Bau kamen z. B. noch Beleuchtungsspots hinzu oder die Aufteilung von Bädern und Küchen änderte sich, was wir bei der Planung von Abwasserkanälen, Lüftungskanälen und anderen Komponenten berücksichtigen mussten. BIM bietet in solchen Fällen eine Lösung, weil Anlagen sofort ersichtlich sind und Änderungen schnell bearbeitet und abgeglichen werden können.“

Bessere Interaktion

Beim litauischen Bauspezialisten Hugaas Engineering liegt der Fokus auf dem gesamten Lebenszyklus von Gebäuden. Vom Einkaufs- oder Sportzentrum bis zum Industriebau entwickelt das Tochterunternehmen der norwegischen Hugaasgruppen vornehmlich schlüsselfertige Lösungen für den norwegischen Markt. „Wir decken im Grunde alle Disziplinen des Bausektors ab: Architektur, Betonbau, Tragwerke, Elektro, SHKL, Automation und mittlerweile auch die Instandhaltung“, erläutert Geschäftsführer Paul Daugalis.

Ein besonders ambitioniertes BIM-Projekt des Unternehmens war zugleich eines mit persönlichem Bezug. Der neue Hugaas-Hauptsitz Mooya Fellesbygg in Norwegen brachte gleich zwei Auszeichnungen beim litauischen Open-BIM-Wettbewerb ein. „Unser neuer Firmenhauptsitz vereint und veranschaulicht alle unsere Kompetenzen in einem Gebäude”, erläutert Daugalis und gibt gleichzeitig zu: „Die Zusammenarbeit an dem Projekt über eine Entfernung von eineinhalbtausend Kilometern zwischen Vilnius und Trondheim war definitiv eine Herausforderung. Die Kommunikation konnte gelegentlich schwierig sein.“

Die Lösung: Building Information Modeling mit DDScad. „Der BIM-Prozess erlaubt es uns, mit den Firmen unserer Gruppe zu kommunizieren und zu interagieren. So sind wir in der Lage, unsere Ideen auszutauschen und sicherzustellen, dass das Endergebnis auch genau so ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Die Visualisierung des Modells gibt die Situation optimal wieder und zeigt genau auf, wo beim Bau möglicherweise Probleme entstehen. So können wir schon im Vorfeld eine Lösung finden.”

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