Dual gegen den Fachkräftemangel
Laut der Online-Plattform Statista fehlen in Deutschland ab dem Jahr 2024 jährlich deutlich über 60.000 MINT-Akademiker und Akademikerinnen, sodass auch auf die TGA-Branche ein großer akademischer Fachkräftemangel zukommen wird. Die Gründe liegen in einer rückläufigen Zahl der Ingenieurstudierenden, an einer stetig nachlassenden Qualifizierung der Schulen im MINT-Bereich sowie an Abbrüchen und der Rückkehr der Studierenden in frühere Semester.
Aufgrund dieser Situation haben die Hochschulen der angewandten Wissenschaften wie die FH Münster Reformen durchgeführt, um die studentische Ausbildung auf die sich ändernden Marktbedingungen, aber auch die zukünftigen Technologien auszurichten. So hat die FH Münster im Fachbereich Energie Gebäude Umwelt (EGU) zum Wintersemester 2022 das völlig neu entwickelte Duale Studium eingeführt. Der zweite Ausbildungsstandort in dieser praxisintegrierten Dualität ist keine weitere Bildungseinrichtung, sondern mit dem Fachbereich kooperierende Unternehmen. Ab dem ersten Semester sind Praxismodule fester Bestand des Curriculums, die eng mit dem Tätigkeitsfeld der Unternehmen verzahnt sind (siehe Bild 3). Dadurch werden in Abstimmung mit dem jeweils betreuenden Modulverantwortlichen unternehmensspezifische Skills vermittelt, die auch dazu führen, dass die Absolventen schon während ihres Studiums eng mit den Unternehmen verbunden werden.
Der Austausch mit der TGA-Industrie hatte ergeben, dass diese unternehmensspezifischen Skills neben einer umfassenden Ingenieurausbildung im TGA-Bereich von den Absolventen erwartet werden. Zusätzlich wünschen sich die oft spezialisierten TGA-Unternehmen eine auf ihr Geschäftsfeld passgenaue zusätzliche Qualifikation. Darüber hinaus wird der nötige Ausbildungsumfang generell aufgrund der Weiterentwicklungen in den originären Bereichen der TGA, der Regelsetzung, der Forschung und der fortschreitenden Digitalisierung stetig größer.
Direkt auf den dualen Bachelorstudiengängen aufbauend schließt die FH Münster im Fachbereich EGU aktuell die Entwicklung konsekutiver Masterstudiengänge ab, die berufsbegleitend studiert werden können. Dabei hat der Fachbereich die TGA im Kontext der Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik nicht nur neu verortet, sondern auch die technologisch treibenden Einflussfaktoren für die aktuelle und zukünftige akademische Ausbildung in diesen Fachbereichen bestimmt. Ein komplexer Prozess, der in einer EGU-Landkarte zusammengefasst wurde (siehe Bild 2). Um diese komplexen Felder und deren Zusammenhänge in der Lehre abbilden zu können, werden zusätzliche Professuren besetzt: BIM, Photovoltaik, Energiespeicher, Wasserstoff und zukünftig auch Data Science stehen auf der To-do-Liste.
Die FH Münster stellt sich somit aktiv auf Marktbedürfnisse und Zukunftstrends ein. Doch auch ein passgenaues, attraktives und zukunftsorientiertes Angebot allein sorgt nach Ansicht der Experten nicht für steigende Studierendenzahlen. Deswegen müsse die Industrie gemeinsam mit den Hochschulen aktiv werden. Und auch schon weit vor der akademischen Ausbildung bedürfe es mehr Anstrengungen in den Schulen.