Fernüberwachung von Brandmeldeanlagen

Eine neue Norm soll Sicherheit schaffen

Aufgrund rechtlicher Bedenken blickte manch ein Errichter oder Betreiber bisher skeptisch auf Lösungen wie die Fernüberwachung und -instandhaltung von Brandmeldeanlagen. Die neue Dienstleistungsnorm DIN EN 50710 „Anforderungen an die Bereitstellung von sicheren Ferndiensten für Brandsicherheitsanlagen und Sicherheitsanlagen“ nimmt diese Sorge nun und lädt dazu ein, die Möglichkeiten des Fernzugriffs voll auszuschöpfen.

Mit zunehmendem Einzug in die Brandschutzpraxis zeigt sich, dass in der Digitalisierung tatsächlich ein enormes Potenzial für mehr Effizienz, höhere Sicherheit und Wachstum steckt. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel bieten digitale Tools mit Fernzugriffsoption einen hohen Mehrwert und spürbare Entlastung im Arbeitsalltag. Doch wie bei allen neuen Technologien stellt sich die Frage, wie es im Ernstfall mit der Haftung aussieht. „Die neue Norm, die seit Mai dieses Jahres auch in der deutschen Fassung vorliegt, bietet den sicherheitstechnischen Gewerken im Gegensatz zur bestehenden VDE 0833-1 konkrete Handlungsempfehlungen. Hier sind jetzt erstmals alle relevanten Anforderungen an die Dienstleistungsanbieter für einen Fernzugriff festgelegt“, erklärt Thomas Litterst, Leiter Normen und Richtlinien bei Hekatron Brandschutz. Die neue Norm schafft die notwendige Grundlage, weil sie die allgemein anerkannten Regeln der Technik definiert, auf die sich beispielsweise Gerichte berufen, wenn im Schadensfall überprüft wird, ob fahrlässiges Handeln vorliegt. Die Norm wurde von einem europäischen Expertenteam als EN erarbeitet und wird damit auch in anderen EU-Staaten angewendet.

Weil zum Erscheinungszeitpunkt der bisher gültige Anwendungsnorm „Gefahrenmeldeanlagen für Brand, Einbruch und Überfall VDE 0833-1“ im Jahr 2017 Fernwartungen in der Praxis noch eine untergeordnete Rolle spielte, gab die Norm diesbezüglich lediglich rudimentäre Hinweise und Empfehlungen. Einige davon sind heute längst überholt. Für Errichter und Betreiber, die dennoch auf die digitale Unterstützung setzten, ein echtes Problem. Bislang musste jeder die Maßnahmen rund um seinen Fernzugriff selbst definieren. Im Umkehrschluss bedeutete das auch: Eigenes Risiko.

Klar definierter Anforderungskatalog für Dienstleister

Die neue DIN EN 50710 gilt nicht nur für Brandmeldetechnik, sondern auch für die Gewerke Zutritt, Rauchwärmeabzug, Einbruch und Social Alarm (Personenhilferufanlage). Sie fokussiert insbesondere auf den Anforderungskatalog, den ein Dienstleistungsanbieter erfüllen sollte, wenn er Fernüberwachung oder -instandhaltung anbieten möchte. „So soll beispielsweise über ein Verwaltungssystem und passwortgeschützte Bereiche im Computer exakt geregelt werden, welcher Personenkreis Zugriff auf das System hat“, führt Litterst aus. Auch die Zugriffsart muss demnach klar definiert werden. „Während die Hinweise zur Systemauslesung für eine Statusabfrage im Normentext allgemein gehalten sind, muss vom Errichter nun eindeutig festgelegt werden, wer im Rahmen von Programmierungen aus der Ferne Änderungen am System vornehmen kann“, so Litterst weiter. Weil durch mögliche Cyberattacken auch im Bereich der Brandmeldeanlagen großer Schaden entstehen kann, muss eine Fernüberwachungssoftware gemäß der neuen Norm zudem spezifische Tests bestehen, damit von einer sicheren Verbindung ausgegangen werden kann.

Klar geregelt ist nun auch, wo der zulässige Rahmen für den Fernzugriff endet. So sieht die Norm unter anderem vor, dass eine verantwortliche Person vor Ort sein muss, wenn Neuerungen im System eingespielt werden. Denn die Brandmeldeanlage ist dann kurzzeitig im Revisionsmodus und nicht betriebsbereit. Auch wer eine bestehende Anlage erweitern und einen neuen Ring aufschalten will, muss dafür vor Ort sein. In diesem Fall gilt es, direkt im Objekt zu überprüfen, ob der hinzugefügte Melder funktioniert und ordnungsgemäß in Betrieb geht.

Geringerer Personaleinsatz, bessere Planbarkeit

„Mit dem ortsunabhängigen Fernzugriff auf Brandmeldeanlagen konnten allein bei Hekatron-Kunden bereits weit über 5.000 Einsatzfahrten eingespart werden“, berichtet Litterst. Schon diese Zahl macht deutlich, dass derartige Dienste nicht nur technisch und wirtschaftlich punkten, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit den Herausforderungen unserer Zeit begegnen. Doch wer aus dem Büro heraus oder mithilfe von digitalen Tools auf Brandmeldeanlagen zugreifen kann, spart nicht nur Fahrtzeiten, sondern auch Arbeitskraft: Sämtliche Einsätze können im Vorfeld detailliert geplant, optimal vorbereitet und mit weniger Fachpersonal durchgeführt werden.

Lösungen wie „Hekatron Remote“ bieten vollumfänglich und ortsunabhängig Zugriff auf das Bedienfeld und die Software der zugehörigen Brandmeldezentrale. Geschäftsprozesse im Bereich Service und Instandhaltung lassen sich damit messbar optimieren und auch die Betreuung überregionaler Kunden fällt leichter. Eine noch umfassendere Anwendungslösung bietet das „Mein Hplus Service-Portal“ des südbadischen Brandmeldespezialisten. Es bündelt alle Daten, Anlagen- und Herstellerinformationen sowie Live-Ereignisse von Brandmeldeanlagen zentral. Diese Informationen bereitet das System so auf, dass sie einen hohen Nutzen im täglichen Geschäft bringen.

Um die installierten Brandmeldeanlagen zu verwalten, muss in der Regel auf viele Informationen aus unterschiedlichen Quellen zugegriffen werden: Anlagen-Programmierungen, technische Dokumentationen und Montageanleitungen, Produkt-infos, Zertifikate und Erklärungen, Kataloge, Preise, Service-Informationen und vieles mehr. Der Aufwand, alle relevanten Informationen parat zu haben, ist immens. Das Service-Portal dagegen führt die Vielzahl der Daten aus verschiedenen Quellen und Systemen zusammen und erstellt daraus Auswertungen und Analysen – inklusive konkreter Handlungsempfehlungen. Unterm Strich lässt sich auf diese Weise viel Zeit sparen, zum Beispiel bei der Erstellung der Inbetriebnahme-Dokumentation: Pro Anlage etwa 30 bis 45 Minuten.

Info

Anwendungsbeispiel zeigt konkreten Nutzen

Welchen Mehrwert digitale Systeme in der täglichen Brandschutzpraxis bieten und wie damit wertvolle Arbeitszeit und Kosten eingespart werden können, zeigt das Beispiel der fünf Nordischen Botschaften in Berlin, die gemeinsam auf digitale Brandschutzlösungen von Hekatron setzen. Die Brandmeldetechnik des Gebäudekomplexes wird über ein digitales Portal gesteuert und bequem fernüberwacht. Mehr Informationen dazu unter www.hekatron-brandschutz.de/nordische-botschaften oder in einem Objektbericht auf der Internetseite von BS Brandschutz.

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