Hochhaus mit Batterie-Technik gegen Netzausfall abgesichert

Batteriebetriebene Netzersatzanlage ersetzt Dieselgeneratoren

Falls das Netz mal ausfällt, kommt bei vielen Objekten eine Netzersatzanlage zum Einsatz. Dass diese in Zukunft nicht zwangsweise mit Diesel betrieben werden müssen, zeigt das Projekt von Akku Sys: In Berlin wurde ein Hochhaus mit einer batteriebetriebenen Anlage ausgestattet, die diverse Vorteile beinhaltet.

Vielerorts kommen in Hochhäusern Dieselgeneratoren zum Einsatz, wenn der Netzstrom ausfällt und Fahrstühle aus Sicherheitsgründen funktionieren müssen. Dass alternative, ggf. platzsparende Lösungen möglich sind, zeigt ein Kooperationsprojekt von Bau- und Projektentwickler Bonava mit dem Energie-Unternehmen Akku Sys. Projektentwickler Bonava hat ein 20-stöckiges Hochhaus in Berlin mit moderner Batterietechnik von Akku Sys gegen den Stromausfall abgesichert. Die Immobilie mit 60 m Höhe und fast 200 Wohneinheiten ist nun gegen den Netzausfall mit einer batteriegestützten Netzersatzanlage (NEA) ausgestattet. Installiert wurde eine Leistung von 80 kVA, um die Energieversorgung für sicherheitsrelevante Verbraucher im Wohnhochhaus sicherzustellen.

„Das bemerkenswerte Projekt zur Sicherstellung einer zuverlässigen Stromversorgung konnte nach wenigen Monaten Vorplanung binnen zwei Wochen erfolgreich abgeschlossen werden und in Betrieb gehen“, berichtet Martin Tiews, verantwortlicher Projektleiter für die Installation. Der gesamte Prozess wurde aus dem Netzwerk der Akku Sys-Gruppe begleitet – von der anfänglichen Konzeption, über die Planung bis zur Abnahme durch die Prüfsachverständigen. Der Einbau dieser Anlage, die auch im Bestand erfolgen kann, kam dabei ohne größere Veränderungen aus. Ähnliche Anlagen werden bereits in öffentlichen Einrichtungen, Hotels, Krankenhäusern oder etwa Industriebetrieben eingesetzt.

Klimaschonender Wohnungsbau

Wie die Unternehmen erklären, sei der Vorteil einer batteriegestützten NEA ein oft wesentlich geringerer Platzbedarf im Vergleich zu einer mit Dieselgeneratoren betriebenen Anlage. Auch der regelmäßige Austausch von Brennstoffen entfällt, während Emissionen vermieden werden. „Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie aktuelle Technologien zum Vorteil der Wohnungswirtschaft genutzt werden können. Entsprechende Anlagentechnik kann nun über erneuerbare Energien gespeist werden. Diese Investition ist nicht nur ein guter Beitrag zur Klimabilanz, auch die kaufmännischen Vorteile liegen auf der Hand“, erklärt Björn Nowosadtko, geschäftsführender Gesellschafter bei Akku Sys.

tab fragt nach

tab: Nicht immer greift das Argument, dass die Batterietechnik platzsparender ist, als ein Diesel-Generator. Bis zu welcher Leistungsgrenze ist das dann aber doch meist der Fall? Und: Mit bis zu welcher Leistung können Projekte mit der Batterietechnik im Bereich Netzersatzanlagen realisiert werden?

Martin Tiews: Richtig, nicht immer ist die batteriegestützte statische Netzersatzanlage platzsparender als ein konventioneller Diesel. Die Vorteile liegen bis zu einer Verbraucherleistung von ca. 100 kVA aber auf der Hand. Wir sind mit der Aufstellung einer solchen Anlage deutlich flexibler und benötigen bspw. auch keinerlei Abgasführung, wie es bei der konventionellen Variante der Fall ist. Gerade beim Bau im Bestand, also z. B. einer Umnutzung und daraus resultierenden Notwendigkeit einer NEA, können wir die Aufstellung und Ausführung sehr flexibel gestalten. Wir können die Anlagenteile und Batterieanlage auch auf mehrere Räume aufteilen – dies ist gerade bei älteren Gebäuden mit kleinen Kellerräumen und schwierigen Zuwegungen sehr interessant.

tab: Welche Anforderungen muss der Aufstellraum für die Batterietechnik erfüllen, insbesondere in Bezug auf die Lage und die notwendige Belüftung?

Martin Tiews: Zu empfehlen ist hier eine Trennung zwischen Aufstellungsraum der NEA und der dazugehörigen Batterieanlage. Wie auch bei einer typischen, dieselbetriebenen NEA müssen die Räume den technischen Vorschriften eines elektrischen Betriebsraums sowie dem geforderten Brandschutz und zugehörigem Brandschutzkonzept entsprechen. Generell gleichen die Anforderungen an einen Raum, in dem eine Sicherheitsbeleuchtungsanlage installiert wird. Bezüglich der Lage gibt es hier keine besonderen Ansprüche, jedoch sollte die Zuwegung zu den angedachten Räumen sowie die Flächenlast der Raumböden beachtet werden. Die notwendige Belüftung für den Batterieraum ergibt sich aus der DIN EN IEC 62485-2. Im Punkt 7 dieser Norm ist der Schutz gegen Explosionsgefahr durch Gaserzeugung beschrieben. Dieser Explosionsgefahr gehen wir mit entsprechenden Berechnungen der nötigen Belüftung aus dem Wege. I. d. R. wird eine technische Belüftung mit Zu- und Abluft ins Freie genutzt; Die Berechnungen hierzu geben wir dem Betreiber mit an die Hand. Für den Batterieraum ist eine Zu- und Abluft ins Freie sowie eine Klimatisierung notwendig. Batterien und Anlage erzeugen eine mäßige Abwärme, welche durch ein Klimagerät kompensiert und die Raumtemperatur auf ca. 20 Grad Celsius gehalten werden sollte. Auch hierzu geben wir dem Betreiber alle nötigen Daten zur Dimensionierung des Klimagerätes mit.

tab: Inwieweit unterstützt das Akku Sys-System die Verbindung mit der Gebäudeautomation (Gebäudeleittechnik, Fernwartung)? Und bieten Sie hierzu ggf. auch eine Fernüberwachung mit an?

Martin Tiews: Die Verbindung zur Gebäudeleittechnik ist ohne Probleme umsetzbar und genereller Bestandteil einer solchen Anlage. Standard ist bei Akku Sys die Ausgabe aller relevanten Meldungen per entsprechender potenzialfreier Kontakte. Möglich ist auch, dass per GSM-Modem SMS oder Mails versendet werden kann. Hier erhält der Kunde und parallel auch wir die entsprechende Störmeldung. Je nach Kundenwunsch lassen sich hier diverse Szenarien Zur Fernüberwachung und dem Umgang mit Meldungen individuell gestalten. Die Anlagen können eigenständig Funktionstests durchführen und diese protokollieren. Eine Fernwartung ist jedoch nicht möglich – diese wird händisch und entsprechend der angeschlossenen Verbraucher und Vorschriften von uns durchgeführt.

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