BHKW-Einsatz im Nürnberger Wohnstift
In Zeiten steigender Energiekosten und einer zunehmenden Sensibilisierung für den Klimaschutz sind Blockheizkraftwerke (BHKW) gerade bei Bestandsanlagen ein bewährtes Mittel, um die Effizienz der Gebäudeenergieversorgung zu steigern.
Ein anschauliches Beispiel bietet das Wohnstift am Nürnberger Tiergarten, bei dem federführend durch das Architekturbüro Lippert und auf der technischen Planungsgrundlage des Ingenieurbüros Koppe ein solches BHKW-Projekt vom Nürnberger Unternehmen ABL Lufttechnische Anlagen GmbH, einem Unternehmen der Alexander Brochier-Gruppe (Mitglied des IHKS Bayern, Sachsen und Thüringen) realisiert wurde.
Das Wohnstift ist ein Seniorenwohnsitz mit Appartementwohnungen für ca. 700 Bewohner und einer stationären Pflegeabteilung und bietet aufgrund seiner Nutzungsstruktur einerseits gute Voraussetzungen für den Einsatz einer BHKW-Anlage. Die schallsensible Umgebung der Wohnanlage und die Ausführung als Netzersatzanlage mit Notkühleinrichtung erhöhen andererseits die Anforderungen an Planung und Einbindung in die Bestandsanlage.
Das im Wohnstift eingesetzte BHKW-Kompaktmodul „Sokratherm GG 140 S“ erfüllt durch seine hervorragende Schalldämmung und die dreifache Schwingungsdämpfung und die ausgeklügelte Regelungstechnik diese hohen Anforderungen. Es verfügt über eine Leistung von 140 kWel und 216 kWth und erreicht damit einen Gesamtwirkungsgrad von 91 %. Durch Erzeugung von Strom und Wärme im BHKW direkt am Verbrauchsort kann der Strombezug aus dem öffentlichen Netz erheblich gesenkt werden.
Die Kosten für den selbst erzeugten Strom liegen in diesem Objekt deutlich unterhalb der Strombezugskosten. Einen positiven Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit haben die Rückerstattung der Energiesteuer (ehemalige Mineralölsteuer) für den im BHKW eingesetzten Kraftstoff, die Befreiung von der Stromsteuer, die Senkung des Strom-Leistungspreises und natürlich die „Wärmegutschrift“, d.h. die Einsparungen auf der Wärmeerzeugerseite. Durch die Aufnahme des regulären Betriebs Anfang 2009 profitiert die Anlage von den durch das novellierte KWK-Gesetz verbesserten gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Durch Ausführung des BHKW als Netzersatzanlage nach VDE 0100 718 wird die Notstromkapazität des Gebäudes erweitert und der Nutzwert der Anlage zusätzlich gesteigert.
Das von der Sokratherm Energie- und Wärmetechnik aus Hiddenhausen gelieferte BHKW-Kompaktmodul wandelt Erdgas durch den Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung in die Nutzenergien Strom und Wärme um. Der MAN-Gasmotor ist zusammen mit dem Generator und den übrigen Aggregaten in einem kompakten Schalldämmgehäuse untergebracht. Ein geregelter 3-Wege-Katalysator reinigt die Abgase der Anlage auf Werte unterhalb 1/2 TA-Luft.
Die Umweltentlastung durch CO2-Einsparungen im Vergleich zur getrennten Stromerzeugung im Kohlekraftwerk und Wärmeerzeugung im Ölkessel beträgt bei gleicher Nutzenergiemenge und rund 6000 Jahresbetriebsstunden
59,7 % bzw. 696 t CO2/a.
Erfahrungswerte
Mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 8000 Jahresbetriebsstunden wurden die Auslegungsgrundlagen im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme bei weitem erfüllt. Eine Umweltentlastung durch CO2-Einsparung im Vergleich zur getrennten Stromerzeugung im Kohlekraftwerk und Wärmeerzeugung im Ölkessel betrug bei gleicher Nutzenergiemenge und 8000 Jahresbetriebsstunden 986 t CO2/a.