Kostensicherheit mit BIM
Hoher Automatisierungsgrad bei LVs, Mengen- und KostenermittlungEnergie sparen, Prozesse optimieren und Kosten senken – das sind die Ziele, die ein Stuttgarter Ingenieurbüro für ihre Auftraggeber erreichen möchte. Dabei gilt es, Leistungsverzeichnisse rechtssicher zu automatisieren, eine passende Abstimmung zwischen Ingenieuren und Architekten zu finden und eine hohe Kostensicherheit für Auftraggeber zu gewährleisten.
Die Engineering Facility Group Ingenieurgesellschaft GmbH (EFG) deckt ein vielfältiges Spektrum im Rahmen des Lebenszyklus von Immobilien ab. Mit ihren öffentlichen und privaten Auftraggebern entwickelt das Ingenieurbüro Konzepte von der Energiekonzeption über die Planung der technischen Gebäudeausrüstung bis zum Facility Management. So gehören Verwaltungsgebäude, Industrie- und Gewerbebauten, Krankenhäuser, Flughäfen und Einzelhandelsimmobilien zum Portfolio des Ingenieurbüros.
Das TGA-Büro entschied sich zur Umstellung auf das CAD-System „Revit“ von Autodesk und die 3D-Modellierung. Bei der Einführung war bei den Mitarbeitern Geduld und Bereitschaft gefragt, neue Arten der Konstruktion, des Datenaustauschs und der Planung zu erlernen – demgegenüber stellten sich nach Bekunden der EFG die Erfolge wie die Optimierung der Arbeitsabläufe und des Datenflusses von der Planung bis zur Fertigstellung ein. Auch entschied sich das Büro, die Kostenentwicklung komplexer Projekte mit der AVA-Software „California“ von G&W Software zu planen, zu steuern und zu dokumentieren.
Rationalisiertes Leistungsverzeichnis
Die BIM-Planung soll im Bereich AVA und Kostenmanagement gestaltet und die aus dem CAD-System abgerufenen Massen und Bauteile automatisch in die AVA- und Baukostenmanagementsoftware exportiert werden. Dafür wurde das Zusatzmodul „BIM2AVA“ eingeführt. Zeitintensive Aufgaben, wie z. B. Massenermittlungen, sollten vereinfacht werden, indem die Erstellung von Leistungsverzeichnissen (LVs) mit immer wiederkehrenden Bauteilen automatisiert und rationalisiert werden. Die Ingenieure können damit in einer frühen Planungsphase Baukosten bewerten, abschätzen und ggf. optimieren.
Mit dem Programm sollen die Massen der zum Teil dreidimensionalen Baukörper per IFC-Schnittstelle in „California“ eingelesen werden. Mit dem Zusatzmodul wird aus dem digitalen CAD-Gebäudemodell im BIM-Prozess das kaufmännische Gebäudemodell. Durch die bidirektionale Verbindung können die Ingenieure jedes AVA-seitig betrachtete Bauteil direkt im 3D-Modell lokalisieren – das geht auch umgekehrt. Das Software-interne und automatisch erzeugte Raum- und Gebäudebuch (RGB) soll eine präzise Mengenermittlung für Bauteile und Leistungen liefern und wird bei Änderungen des Modells aktualisiert. Im RGB sind alle im BIM-Modell enthaltenen Bauteile und Räume mit den in der IFC-Datei hinterlegten Eigenschaften abgebildet und gruppiert.
Optimierung des Planungsprozesses
Zur Vereinfachung des gesamten Vorgangs wurde eine Mustervorlage im CAD-System erstellt. In der Vorlage sind sämtliche Bauteile der Gewerke Lüftung, Heizung, Sanitär wie die unterschiedlichen Typen Rohre, Lüftungskanäle, Lüftungsgeräte, Armaturen, etc. in verschiedenen Abschnitten gezeichnet. Diese wurden über die IFC-Schnittstelle in „California“ importiert. Somit ist jeder Typ auch einmal im AVA-System als Bauteilvariante angelegt. „Ich habe alle Bauteilvarianten mit Qualitäten, mit Kosten- und LV-Positionen bemustert und als Muster-Raum- und Gebäudebuch für die Gewerke Lüftung, Heizung, Sanitär in den Stammdaten abgelegt“, sagt Versorgungsingenieur und „BIM2AVA“-Spezialist der EFG, Jürgen Hofmann. Dezidierte Abfragen in den Bauteilen sollen sicherstellen, dass abhängig von einem Geometrie-Parameter eines Bauteils automatisch die relevante LV-Position zugewiesen wird. Logische Verknüpfungen, wie „ist die Kantenlänge eines Kanals größer als 500 mm, nehme die Position x“ oder „ist die Kantenlänge größer als 1.000 mm, nehme die LV-Position Y“, sollen stets den richtigen Leistungstext aus dem Stamm-LV generieren.
Zu Beginn eines neuen Projektes stimmen die TGA-Ingenieure mit Architekten das 3D-Modell ab. Sobald dieses vorliegt, können sie mit der Konstruktion beginnen und ihre Schemata für Lüftung, Heizung, Sanitär, etc. im Modell umsetzen. „In diesem Schritt verwenden wir die Bauteile, die wir in unserer Mustervorlage erstellt und mit Parametern hinterlegt haben“, sagt Hofmann. Sodann erfolgt der IFC-Export aus „Revit“ und der Import in das neu angelegte Projekt in „California“. Dabei überprüft das System, ob die Bauteile vorhanden sind. Wenn ja, ergänzt es diese um die hinterlegten Informationen. Bauteile, die bisher nicht bekannt sind, werden automatisiert als Bauteilvarianten angelegt und sind noch zu bemustern. Voraussetzung für diese Vorgehensweise sind die LV-Texte und die bemusterten Bauteile, damit diese zu rechtssicheren LV-Texten verknüpft werden können, wie z. B. zum Standardleistungsbuch. Ergeben sich während des Planungsprozesses Änderungen, arbeiten die Planer diese in das CAD-Modell ein. Nach Freigabe des Auftraggebers werden sie wiederum per IFC-Schnittstelle in „California“ transferiert, Änderungskorrekturen vorgenommen und die Massen aktualisiert.
Automatisierte Fehlerminimierung
Mit Unterstützung des Softwareentwicklers G&W hat das Ingenieurbüro EFG mit dieser Arbeitsweise nach eigenen Angaben einen hohen Automatisierungsgrad für Mengen- und Kostenermittlung, Generierung der Leistungsverzeichnisse aus den 3D-Modellen bis hin zum schlussgerechneten Projekt erreicht. Auch vereinfache sich die Aktualisierung aller Daten bei Änderungen der Planung, sodass Fehlerquellen weitgehend minimiert werden. Der Auftraggeber profitiert laut der EFG von der Kostensicherheit, da die Kosten möglichst nicht von der ersten groben Schätzung abweichen sollen.