Nach der Party ist vor der Party

Der etwas andere Messerundgang

Die große Party in Frankfurt ist erst mal vorbei. Der Müllabfuhr hat die nach strengen Nachhaltigkeitskriterien erstellten Messestände beseitigt und auch die CO2-Emissionen durch die Messebesucher fallen heuer geringer aus – und zwar exakt um 18,33 %, wenn man die Besucherzahlen der AUMA anno 2019 mit den Angaben der Messegesellschaft für 2023 vergleicht – und natürlich vorausgesetzt, dass die Anreisewege vergleichbar waren. Dennoch: die ISH war eine grandiose und inspirierende Show für alle, die auf Gebäudetechnik hören – auch wenn bestimmte Vokabeln wie „Nachhaltigkeit“ und alle ihre sprachlichen Derivate reichlich überstrapaziert wurden.

Dr. Uwe Bolz, stellv. Chefredakteur tab.
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Kommen wir zu den wichtigen Dingen: Auffallend war, dass sich viele Unternehmen mit dem Thema Wasserstoff befassen und zum Teil auch schon Produkte liefern. Diese sind noch Insellösungen, haben aber offenkundig Wachstumspotenziale. Begleitet wird das von Unkenrufen, wo denn der ganze Wasserstoff herkommen soll und dass wir uns schon wieder in Abhängigkeiten begeben würden. Ich sehe das anders, denn die Zahl der Länder, die gewaltige Mengen solaren Stroms und Wasserstoffs erzeugen könnten, ist nicht gering. Auf jeden Fall dürfte die Versorgung dann robuster werden.

Auch bei heimisch erzeugtem Wasserstoff kennen die Unken kein Pardon: Riesige Kosten und Verluste werden bemängelt. Klar, Elektrolyseprozesse haben Verluste – dem Vernehmen nach sollen sie Wirkungsgrade von 60 bis 80 % haben. Aber die Alternative ist bislang die Weiterleitung des überschüssigen Flatterstroms ins befreundete Ausland gegen ein üppiges Trinkgeld.

Über der Wärmepumpe lacht hingegen die Sonne. Politiker verkaufen sie als Allheilmittel gegen die drohende Apokalypse und die Industrie erhöht eilfertig Produktionskapazitäten. Nun ist das mit dem Strom aber so eine Sache, denn Wärmepumpen brauchen davon eine ganze Menge und sie konkurrieren mit den Elektroautos. Auf der anderen Seite werden Kraftwerke abgestellt. Da verwundert es nicht, wenn bereits Pläne zur Rationierung von Strom an die Öffentlichkeit geraten. Und noch weniger erstaunt es, dass Umfragen eine Abnahme der Kaufbereitschaft für Elektroautos ermitteln (Autoscout24 am 21. März). Steigende Strompreise und das Zusammenstreichen der „Umweltprämie“ tun ihr Übriges, um Käufern die Laune zu verderben. Ob die Wärmepumpe weiterhin der Shooting Star bleibt, wäre mit einem Fragezeichen zu versehen. Nicht ohne Grund erwarten die Heiztechnikhersteller dieses Jahr gigantische Umsätze mit Öl- und Gasheiztechnik.

Wie könnte es weitergehen? Letztendlich kann das nur der Markt richten. Wenn es gute Produkte und Technologien gibt, die ein Problem lösen und für die die Leute bereit sind, Geld auszugeben, dann braucht es keine Subventionen und keinen Zwang. Das hat die Geschichte oft genug gezeigt – seien es nun Dampfmaschinen, Eisenbahnen, Chemie, Elektrizität, Individualverkehr oder die Computertechnik. Das waren große Wachstumsmotoren, die die Welt und die Gesellschaft verändert haben. Wir erleben heute eher ein Stück weit Kommando-, Subventions- und Planwirtschaft. Das Ende dürfte von der DDR her noch wohlbekannt sein.

Um den Kreis zu schließen: Messen und andere Informationsplattformen vermitteln den aktuellen Stand der Technik und Vorstellungen, wie Zukunft aussehen könnte. Und diese gestalten wir alle mit unserer täglichen Arbeit und mit jedem Kauf eines Produktes. Die ISH ist da eine wertvolle Inspiration und es ist ihr zu wünschen, dass sie die nächsten Male wieder zulegt.

Uwe Bolz

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