150 Jahre in der TGA-Branche
„Die Kunst der perfekten Gebäudetechnik besteht darin, das Unsichtbare fühlbar und erlebbar zu machen.“ Dieser Aufgabe, wie sie der Vorsitzende der Geschäftsleitung von Imtech Deutschland, Klaus Betz, formulierte, nimmt sich das Unternehmen seit 150 Jahren an. Das 150jährige Bestehen konnte das aus der Rud. Otto Meyer – ROM hervorgegangene Unternehmen in diesem Jahr feiern. Als Heizungsbaubetrieb für die Beheizung von Gewächshäusern, in der Freien und Hansestadt Hamburg gegründet, begann das Unternehmen seine Erfolgsgeschichte.
In seiner Festrede stellte Klaus Betz die provokante Frage: „Was denkt ein junger Mensch, der sich orientieren will, der auf dem Weg ins Berufsleben ist, wenn er das Wort „Gebäudetechnik, TGA“ hört? Ich denke, er wird zunächst einmal stutzen, und sich fragen: “Ist Gebäudetechnik, ist die TGA das verlockende Zauberwort, welches mich ein langes Berufsleben faszinieren kann?“. Oder ist es eher so, dass man bei der Vorstellung, die sich beim Laien mit dem Wort Gebäudetechnik verbindet, am Montag schon dieses gewisse Robinson-Feeling hat, welches in der Frage mündet: „Wann kommt endlich Freitag?“
Gebäudetechnik – oder auch Versorgungstechnik – klingt, positiv formuliert, anonym. Der Oberbegriff steht für etwas, was sich der normale Nutzer nicht so richtig vorstellen kann. Denn das, was sich hinter dem Begriff Gebäudetechnik verbirgt, ist unendlich vielfältig, aber meist nicht sichtbar. Dafür ist es spürbar, fühlbar und erlebbar. Der Mensch empfindet in Räumen, in Gebäuden, in Bauwerken, in denen die Gebäudetechnik stimmt, Wohlbehagen, Sicherheit, Licht, Wärme, im Bedarfsfall auch Kälte. Gebäudetechnik ist Komforttechnik, die Sicherheit und Wohlbefinden für das tägliche Leben produziert.
Der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Klaus Betz äußerte sich in seiner Festrede entsprechend euphorisch: „Die Aufgabenvielfalt, die mit jedem neuen Projekt auf uns zukommt, das Lösen immer neuer, immer anderer Probleme, die damit verbundenen Herausforderungen unterschiedlichster Art, sie sind es, die unseren Beruf interessant machen, die ihn nie zur Routine werden lassen. Ich wage den Ausspruch: Gebäudetechnik, die TGA, ist sexy!! Sie ist verführerisch in den unendlichen Möglichkeiten, die sie denen gibt, die sich ihr verschrieben haben. Das ist es, was ich jungen Menschen, die an der Schwelle zum Berufsleben stehen, immer wieder zurufen möchte. Gebäudetechnik ist „voll cool ey“.
Fazit
Dieses von einem Traditionsunternehmen mit rund 4500 Mitarbeitern gezeigte Selbstbewusstsein sollte für die ganze TGA-Branche gelten: „Es mag durchaus Berufe geben, die auf den ersten Blick viel attraktiver wirken. Aber… eben nur auf den ersten Blick.
KurzinterviewTAB: Wir gratulieren zum 150jährigen Bestehen Ihres Unternehmens. Bitte nennen Sie uns einige historische Wegmarken Ihres Unternehmens.
Klaus Betz: Technischer Pioniergeist zeichnet unser Unternehmen seit der Gründung durch Rudolph Otto Meyer aus. Mit der Erfindung des Strebel-Kessels im Jahr 1893 oder dem ersten deutschen Kraftwerk nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung im Jahr 1888 in Hamburg war ROM von Anbeginn an wesentlichen technischen Entwicklungen der Zeit beteiligt. Heute sind die Projekte größer, komplexer und technisch anspruchsvoller geworden. Die technische Gebäudeausrüstung von Flughäfen, komplexen Industrieanlagen oder Sportarenen, wie das neue Fußballstadion im russischen St. Petersburg mit einem Auftragsvolumen von mehr als 100 Mio. €, sind die neuen Herausforderungen, denen wir uns stellen. 150 Jahre sind ein sehr langer Zeitraum, den nicht jedes Unternehmen am Markt besteht. Deshalb sind wir stolz, mit technischen Pionierleistungen und wirtschaftlichem Erfolg die Entwicklung der Branche mitgestaltet zu haben.
TAB: Als Traditionsunternehmen der TGA haben Sie einen Überblick über viele Veränderungen im Markt. Welche davon waren in den letzten Jahren von besonderer Bedeutung?
Klaus Betz: Nachdem die Branche seit Mitte der 90er Jahre unter einer ständig zurückgehenden Nachfrage zu leiden hatte, spüren wir seit gut zwei Jahren eine wesentliche Belebung der Nachfrage. Auffällig ist, dass bei den so genannten „Mega-Projekten“ – ich erwähne beispielhaft BND, BBI Schönefeld, EZB – ein eindeutiger Trend zu komplexeren Vergaben (Mechanik + Elektro) erkennbar ist. Wir erkennen auch einen spürbaren Trend weg vom LV-Wettbewerb, hin zu funktionalen Ausschreibungen, was letztendlich Vorteile für Kunden und Investoren bieten wird, da ingenieurtechnisch geprägte Unternehmen – wie Imtech – bei der Konzipierung und Auslegung komplexer TGA-Anlagen die bei der Erstellung und aus dem Betrieb unzähliger Anlagen gesammelten Erfahrungen einbringen können.
TAB: Auf welche Aspekte legen Ihre Kunden besonderen Wert?
Klaus Betz: Imtech orientiert sich mehr und mehr in Richtung industriell geprägter Kunden, die einen höheren Bedarf an technisch anspruchsvollen Lösungen haben, wobei die Betonung eindeutig auf „Lösung“ liegt. Diese Kunden erwarten berechtigterweise, dass wir deren Produktionsprozesse verstehen, um technische und energieeffiziente Lösungen anbieten zu können, die dem Kunden letztendlich einen Mehrwert bringen. Gerade in diesem Bereich wird dem Betrieb und der Wirtschaftlichkeit von Anlagen ein hoher Stellenwert beigemessen.
TAB: Welchen Stellenwert nimmt das Thema Energieeffizienz in Ihren Planungen ein?
Klaus Betz: Das Thema Energieeffizienz ist das zentrale Thema der Gegenwart und der Zukunft. Aufgrund der steigenden Energiepreise und der neuen Energieeinsparverordnung nimmt die Nachfrage nach umfassender ingenieurtechnischer Beratungsleistung auf dem Gebiet der Gebäudetechnik enorm zu. Mit unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben wir schon frühzeitig auf diese Nachfrage reagiert. Erfahrene Ingenieure erforschen und entwickeln anhand von Modell-Laboruntersuchungen und Computersimulationen individuelle Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden, und industriellen Liegenschaften. So können ganze Industrieliegenschaften und komplexe Gewerbegebäude erfasst und deren Energieverbrauch dynamisch simuliert werden. Wir können heute schon im Einzelfall Energieeinsparungen von mehr als 20 % garantieren.
TAB: Und mit welchen neuen Herausforderungen rechnen Sie für die nahe Zukunft?
Klaus Betz: Die wesentliche Herausforderung ist der, auch in anderen Branchen beklagte, Mangel an Ingenieuren und Fachkräften. Diesem haben wir aktiv zu begegnen und tun das auf vielfältigste Art und Weise. Wir unterstützen die Fachhochschulen in Esslingen, München und Münster finanziell mit ca. 500 000 € für die nächsten drei Jahre, wir haben gemeinsam mit dem Hermann-Rietschel-Institut in Berlin einen jährlich auszulobenden Preis für die besten Absolventen und Doktoranden ins Leben gerufen und – last but not least – hat die betriebliche Ausbildung, mit einer Ausbildungsquote von 10 % einen sehr hohen Stellenwert bei Imtech. Somit leisten wir insgesamt einen Beitrag für den Nachwuchs in unserer Branche, in erster Linie natürlich für unser eigenes Unternehmen.
TAB: Wie wichtig sind Ihnen Informationen aus Fachzeitschriften wie der TAB für Ihre Arbeit?
Klaus Betz: Wie Sie wissen, ist das Unternehmen Imtech auf vielfältigste Weise im BHKS engagiert und hat damit per se eine besondere Affinität zu dem „Branchenorgan“ TAB, das uns einen guten Überblick über technische Entwicklungen und Trends bietet. Wir sehen die TAB als bestens geeignete Plattform für technische Publikationen von allgemeinem Interesse und werden diese Plattform auch zukünftig intensiv nutzen.
TAB: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen Imtech weiterhin viel Erfolg und noch viele interessante Projekte.