Das Thema ist erkannt – der Kongress zur Zukunft der Gebäudetechnik
Der Kongress „Innovative Gebäudetechnik – Motor für Wachstum und Beschäftigung“ am 17. November 2010 in Berlin sollte erstmals umfassend und detailliert die Bedeutung der Gebäudetechnik beleuchten und sie als wichtigen Wirtschaftsfaktor in Deutschland präsentieren, der zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen beiträgt und ein wichtiger Wachstumsmotor geworden ist.
Die großen Erwartungen, die die Teilnehmer den Präsentationen entgegenbrachten, wurden dann zumindest zum Teil erfüllt. Die Vorträge von Dr. Johannes Milde, CEO Siemens Building Technologies, Prof. Dr.-Ing. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und Klaus Betz, Geschäftsführer der Imtech Deutschland, waren auf das Thema fixiert und boten nicht nur Altbekanntes, sondern wagten fundierte Ausblicke in die Zukunft der Technik in dieser Branche.
Herr Dr. Milde präsentierte unter dem Titel „Energiesparpotential und Komfort im SMART Building“ interessante Gedanken zu einem 5-jährigen Gebäude-TÜV oder zu Themen wie Messsysteme und Benchmarking. Er forderte, Modelle zu schaffen, die es den Investoren ermöglichen, sichere Renditen zu erzielen. Im Zentrum seines Vortrages stand dann auch die konsequente Anwendung jetzt verfügbarer Lösungen und Produkte. Die ehrgeizigen Ziele bei der Energieeinsparung seien zu erfüllen, wenn man den Gebäudebestand forciert renoviert und das Nutzerverhalten verbessert. Dabei sei es allerdings wichtig, sich auf sinnvolle Maßnahmen zu konzentrieren und die aktuellen Zustände sichtbar zu machen. Erst dann könne man Investoren und Nutzer ausreichend motivieren.
Klaus Betz hatte sich in erster Linie auf die Öffentliche Hand eingeschossen. Gerade in diesem Bereich sei man weit davon entfernt, die Potentiale moderner Technik zu nutzen und Einspar- und Modernisierungsmöglichkeiten umzusetzen. Darüber hinaus wandte er sich gegen die Praxis der EU-weiten Ausschreibung von Projekten. Dieser Weg sei falsch, der bürokratische Überhang lähmend. Den Projektverantwortlichen vor allem im Bereich der größeren Bauvorhaben gab er mit auf den Weg, die Möglichkeiten der Simulation als Planungswerkzeug stärker zu nutzen. „Statische Planungswerkzeuge sind unzureichend, um die wechselseitige Beeinflussung von Gebäude, Technik und Nutzung bewerten und optimieren zu können“, so Klaus Betz.
Prof. Bullinger hatte eher gesamtwirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte ins Zentrum seiner Ausführungen gestellt. „Innovative Gebäudetechnik als Motor für Ökologie und Ökonomie“ hatte er seinen Vortrag überschrieben. Er beleuchtete vorrangig die globalen Megatrends und die Herausforderungen, die damit auf die Bauindustrie zukommen. Neben Bevölkerungswachstum, gesellschaftlichem Wandel und zunehmender Urbanisierung sind es nach Prof. Bullinger vor allem die zunehmende Mobilität der Menschen und der steigende Energiehunger, die die Bauindustrie vor zentrale Fragen stellen. Welche Auswirkungen haben diese Trends, welche Schlüsselinnovationen sind zu erwarten und welche Potentiale lassen sich daraus erschließen? Die unterschiedlichen Beispielen, die Prof. Bullinger als Lösungsmöglichkeiten präsentierte, hatten immer den gleichen Kern: Nachhaltigkeit, Ressourcen und Energie sparen. Wichtig sei dafür ein rascher Paradigmenwechsel in der Bauindustrie. „Wir sollten darüber nachdenken, Gebäude genauso zu bauen wie Autos!“, zitierte er dazu Patrick McLeamy, vom American Institute of Architecture (AIA).
Neun Verbände hatten sich an dem Event beteiligt, BHKS, BDH, HEA, VDMA und einige mehr. Offenbar ist das Thema erkannt und muss nun auch in der politischen Landschaft untergebracht werden. Schade nur, dass es Minister Dr. Peter Ramsauer nicht geschafft hat, als zuständiger Vertreter der Bundesregierung dabei zu sein.
Wolfgang Wissenbach, TGAgentur, Hamburg