Besuch auf der pro.vention
Schirmherr Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen und Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt GmbH, eröffneten die wohl europaweit erste Fachmesse und Konferenz für vorbeugende Corona-Schutzmaßnahmen pro.vention. Als hybride Veranstaltung in Erfurt mit 125 Ausstellern und über 1.500 Experten standen Anfang November 2020 technische Lösungen zur Senkung der Infektionsgefahr im Mittelpunkt.
„Von den Ausstellern und Teilnehmern wurde hinsichtlich der Präventionsmaßnahmen einiges abverlangt“, so Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt. „Der erarbeitete Hygieneplan ermöglichte es uns, unter den widrigen Bedingungen der zunehmenden Infektionen, die Messe und Konferenz abzuhalten. Das Konzept stieß über die Landesgrenzen hinaus auf großes Interesse und könnte auch auf andere Standorte ausgeweitet werden. Hauptthemen sind Infektionsschutz und Desinfektion, Luftfilteranlagen und Luftreinigung, Corona-Tests und Testsysteme, Aus- und Weiterbildung sowie Software und Technik u.a. zur Durchführung von digitalen Meetings und Veranstaltungen“, erläuterte Michael Kynast.
Lüftungsgeräte mit Luftionisation gegen Viren
Berliner Gastronomen und das Kabarett Berliner Stachelschweine haben schon im August 2020 mit Luftionisationsgeräten aufgerüstet, beschreibt Eckhard Steinicke, Steinicke Handelsgesellschaft, die Lage: „Zunehmend fragen auch Hotels, Tagungszentren, Gastronomieeinrichtungen, Sportstudios, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen nach.“ Mit über 52 Jahren Erfahrungswissen im Luft- und Brandschutz bildete Steinicke auf der pro.vention mit GSB und EFS Schermbeck einen Innovationspool für gesunde Raumluft. Schon Jahrzehnte vor Corona hat das Innovationsnetzwerk Forschungen in der Luftionisation vorangetrieben, die auch für große Luftvolumenströme nutzbar sind. Heute steht eine flüsterleise Plug&Play-Technik zur Verfügung, die Luftqualitätsanforderungen für Räume erfüllt, die für Personen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko, wie Intensiv- und Pflegeräume geeignet sind. Mit im Programm waren smarte Luftqualitätsmessgeräte von Airthings. Als Virusrisiko-Indikator können sie im Innenraum CO2, Feuchtigkeit und Temperatur auch Radon und andere Luftschadstoffe messen.
Mit dem Luft- und Hygienekonzept über das Förderprogramm „Neustart Kultur“ hat kürzlich auch das Kabarett Berliner Stachelschweine nachgerüstet, bestätigt Frank Lüdecke, Künstlerischer Leiter der Stachelschweine. „Im Traditionshaus reichte es, die vorhandene RLT-Anlage mit kleinen ozonfreien Ionisierungsmodulen vom Typ ,LH MAG 1000‘ von GSB, sie erzeugen mehr als 5.000.000 Ionen/cm³ in der Sekunde, und ,Eco Clean 150‘-Luftreinigungssystemen zu ertüchtigen. Statt im Lockdown zu schließen, müsste ich den Besuch der Aufführungen auf Krankenschein anbieten“, so Frank Lüdecke. Mit der lufttechnischen Nachrüstung bei der Umnutzung vom Büro zu Schulungsräumen der Fernuni Hagen am Neuen Kranzler Eck in Berlin wurde das Lüftungskonzept im laufenden Betrieb mit GSB-Technik umgesetzt. Die bodengeführten Luftauslasssysteme wurden ebenfalls mit „LH-MAG 1000“-Modulen und die Decke zusätzlich mit Deckengeräten nachgerüstet.
Mobil aufgerüstet
„In Schermbeck hergestellt, werden mit flüsterleisen ,Eco-Clean‘-Luftreinigungssystemen nachweislich reproduzierbare bakterizide Wirkungen erreicht“, bestätigt Werner Tenk, Geschäftsführer EFS Schermbeck und Entwickler der „Eco-Clean“-Luftreinigungsgeräte. Der Luftreiniger senkt den CO2-Gehalt und vernichtet Aerosole, ultrafeine Staubpartikel, flüchtige Raumgifte und Gerüche in drei Stufen. Die belastete Raumluft wird angesaugt und mit Ionen angereichert. „Der nachgelagerte Elektrofilter sedimentiert mit schadstoffsammelnden Abscheideflächen 99,9 % der Viren, Bakterien, Allergene, Pilzsporen, Pollen, Aerosole und Keime. In der letzten Stufe wird die schadstofffreie Luft über ein Aktivkohlefilter wieder an die Raumluft abgegeben“, hebt Werner Tenk die Besonderheit der Technik hervor. Das System erfüllt Luftqualitätsanforderungen an die Raumluft nach RAL 1 und erfüllt erhöhte Anforderungen bei Intensiv- und Pflegeräumen. Erreicht wird die schadstofffreie Luft durch den Einsatz von Elektrofiltern mit oligodynamischer Oberfläche und einer technischen Systemlösung nach VDI 6022/3 (patentierte chemisch-elektrophysikalische Wirkung). „In einigen Fällen konnten wir je nach Partikellast und Personenanzahl im Raum sogar Werte von unter 300 ppm erreichen“, ergänzt Werner Tenk.
Virenschutzfolie
Neben dem Mundschutz gehört die Handhygiene zu einer weiteren wichtigen Maßnahme zur Infektionsvermeidung. Denn gerade im öffentlichen Raum gibt es zahlreiche Flächen und Gegenstände, die von sehr vielen Menschen berührt werden, wodurch sich Viren und Bakterien schnell ausbreiten können. Das permanente Desinfizieren ist an diesen stark frequentierten Orten kaum möglich, was angesichts der nachgewiesenen Langlebigkeit der Viren aber dringend erforderlich wäre. Zum Schutz vor Schmierinfektionen wird daher zurecht auf häufige Oberflächendesinfektion und Händewaschen hingewiesen. Aus Fulda kommt eine Bakterien- und Virenschutzfolie, die bis zu 99,98 % aller behüllten Viren wie Covid-19 und Influenza sowie Bakterien und multiresistente Keime unschädlich macht – allein durchs Aufkleben einer Folie, so Marotech-Geschäftsführer Steffen Uth.
Kontaktflächen, auf denen die Folie vor Infektionen schützt, können u.a. Einkaufswagengriffe, Fenster- und Türgriffe, Türstangen, Handläufe, Rolltreppen, Haltestangen und Haltegriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln sein.
Automatische Raumdesinfektion
Norbert Römpp, Vertriebsleiter Steger Medical, hat im Produktportfolio verschiedene Hersteller gelistet. Zur Messe hatte er neben einer Zutrittsschleuse auch eine patentierte Desinfektionsmaschine für Räume auf Basis von Silberionen aus Italien mitgebracht. „Nach einer Luftreinigung beispielsweise mit Luftionisation, lassen sich mit der Maschine Viren- und Bakterienrückstande an Wand, Boden, Heizkörper unkompliziert desinfizieren. Mit dem kleinen Gerät lassen sich Räume von ca. 75 m³ in 3 h, entspricht ca. 0,50 €/m2, desinfizieren“, so Norbert Römpp. Beim Kontakt mit Oberflächen, erzeugt es einen antimikrobiellen Film, der das Vorhandensein von Bakterien mit einer lang anhaltenden Wirkung reduziert und somit Oberflächen im Raum bis zu sieben Tage desinfiziert. Im Zeitraum von 5 bis 8 s pro Durchgang werden in der Schleuse Maskensitz und Körpertemperatur dokumentiert. Eine Hand- sowie Komplettdesinfektion des Körpers folgen.
Eingangsschleuse mit Fiebermessung
„In der derzeitigen Situation wollen wir helfen, Kontakte sicherer zu gestalten”, erzählt Matthias Freysoldt, Gründer von Sensape. „Entwickelt haben wir dafür ,Sensape Q‘, eine virtuelle Warteschlange, die ohne App funktioniert. Kunden können so ihre Wartezeit am Ort ihrer Wahl verbringen und werden in Echtzeit über ihren Platz in der Schlange informiert.” Zudem führt das Unternehmen ein digitales Einlass-Management-System, welches durch die im Gerät verbaute künstliche Intelligenz am Eingang erkennt, ob und wie ein Mund-Nasen-Schutz getragen wird. Ein Spiegeleffekt, durch den sich eintretende Personen selbst sehen, erhöht die Aufmerksamkeit. Wird die Maske falsch getragen, weist das System optisch und akustisch darauf hin und zeigt durch eine virtuelle Maske den richtigen Sitz. Neben Funktionen wie Kapazitätsmessung und Erinnerungen an Hygiene-Vorschriften wurde nun auch eine kontaktlose Fiebermessung integriert.
Die Fachmesse für
Infektionsschutz
Die pro.vention selbst nutzte die vorgestellten Möglichkeiten, um Besuchern und Ausstellern einen sicheren Messebesuch zu ermöglichen.
So war auch 14 Tage nach Ende der Messe keine Corona-Infektion auf den Messebesuch zurückzuführen.
Die nächste pro.vention – Fachmesse & Konferenz zum Infektionsschutz ist für Juni 2021 geplant.