Kommunale Energiesparprojekte

Einsparerfolge durch Regelung

Landkreise, Städte und Gemeinden haben es nicht leicht: Auf der einen Seite müssen sie ihren Teil zum Klimaschutz beitragen, zugleich stehen sie aufgrund der angespannten finanziellen Lage enorm unter Druck. Gera­de bei der energetischen Sanierung im Bereich der Klima- und Lüftungstechnik des städtischen oder kommunalen Gebäudebestandes wie Turnhallen, Verwaltung, his­to­ri­sche Gebäude, Schulen, Bäder und Festsäle – nicht zuletzt auch auf dem Hintergrund steigender Energiepreise – müssen die Verantwortlichen neue Wege gehen, um den hohen Anforderungen zukünftig gerecht zu werden. Einen betriebswirtschaftlich und technologisch interessanten Ansatz bietet die Bosch Energy and Building Solutions GmbH mit „Baopt“. Diese Regelungstechnik für Lüftungs- und Klimaanlagen optimiert die Luftströmung im Raum, sorgt für mehr Behaglich­keit und minimiert nachhaltig den Energieverbrauch.

Was die Umsetzung von Ener­gieeffizienzmaßnahmen anbelangt, fordert etwa der ‚Arbeitskreis Energieeinsparung‘ des Deutschen Städtetags in seinem Papier ‚Hinweise zum kommunalen Energiemanagement‘: „Grundsätzlich sollen alle wirtschaftlichen Maßnahmen umgesetzt werden. Eine Maßnahme ist dann wirtschaftlich, wenn innerhalb der rechnerischen Lebensdauer die eingesparten Energie- und Betriebskosten höher sind als die erforderlichen Investitionskosten. Die Summe der Investitions- und der Betriebskosten ist dabei zu minimieren. Ist eine Maßnahme in diesem Sinn wirtschaftlich, soll sie kurzfristig umgesetzt werden.“ Für Adam Schmitt, Sachgebietsleitung Sachgebiet 2 ‚Technische Gebäudeausrüstung‘ im Kreis Bergstraße, der mehrere „Baopt“-Projekte im Kreis Bergstraße zu verantworten hatte, ist dies bei der Installation der gleichnamigen Regelungstechnik keine Frage: „Mit der ,Baopt‘-Regelung können vorhandene Anlagen problemlos umgerüstet werden.“ Für alle großen Räume wie Sporthallen, Aulen oder Versammlungsstätten sei die „Baopt“-Regelung leicht einzubauen, so Adam Schmitt. „Bei Neuanlagen spart man oft große Kanalflächen und aufwendige Luftein- und -auslässe. Der Erfolg ist dabei unglaublich: Bis zu 30 bis 50 % Einsparung bei Strom und Wärme sind möglich.“ Im Verantwortungsbereich der Gebäudewirtschaft des Kreises Bergstraße seien bisher über 30 Anlagen umgerüstet worden. „Man kann die Formel einfach aufstellen: Die Investitionen gegen­über klassischen Anlagen sind kostenneutral und die Be­triebs­kosten um ca. 30 % geringer.“

Die „Baopt“-Technologie

Mit einer herkömmlichen Steuerung und Regelung, die gerichtete Luftströmungen erzeugt, sind die beiden Ziele – angenehmes Raumklima bei gleichzeitigem Beitrag zur Energieeffizienz – nur schwer zu erreichen. Durch die kontinuierlichen Strömungen wird die Raumluft nicht optimal durchmischt. Die Folgen: Temperaturschichten, Kälteinseln und Zugerscheinungen. Darüber hinaus muss vergleichsweise viel Frischluft zugeführt werden, die im Sommer gekühlt und im Winter erwärmt werden muss. Das erfordert nicht nur komplexe Anlagen, sondern führt auch zu hohen Energiekosten. Durch den Steuerungsalgorithmus der „Bauopt“-Technologie können die Anlagen „intelligent“ geregelt werden. Hierdurch lassen sich in Bestands- und Neubauten Energieeinsparungen von über 30 bis zu 70 % realisieren. Durch die optimale Durchmischung von Zuluft mit der Raumluft entstehen einheitlich wahrgenommene Temperaturen und Zugerscheinungen werden vermieden. Der Komfort wird im gesamten Gebäude somit für alle Nutzer erhöht. Zusätzliche Einsparungen können durch den ergänzenden Einsatz des „Baopt“-Kanalsystems realisiert werden.

Projektbeispiel in Worms

So ist beispielsweise bei der energetischen Sanierung des Bildungszentrums Worms (BIZ) im Bereich der Lüftungstechnik auf die „Baopt“-Lösung zurückgegriffen worden. Im BIZ wurden neben der Elektrotechnik die Heizungs-, die Sanitärtechnik und eben auch die Lüftungs- und Klimatechnik vollständig erneuert und neu konzipiert. Daran, dass dieses Sanierungsobjekt als vorbildliches kommunales Energiesparprojekt von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) mit einem Preis ausgezeichnet wurde, dürfte auch die „Baopt“-Lösung ihren Teil dazu beigetragen haben – die Jury lobte in ihrer Begründung: „Das Projekt beinhaltete die umfangreiche energetische Sanierung der Gebäudehülle sowie die energetisch optimierte Erneuerung der Gebäudetechnik. Damit konnte ein Ener­gie­effi­zienz­standard erreicht werden, der die gesetzlichen Vorgaben für Neubauten um über 40 % unterschreitet.“

Der Abschlussbericht des Gebäudebewirtschaftungsbetriebs der Stadt Worms fasst die Modernisierung der Lüftungs- und Klimatechnik wie folgt zusammen: Konkret wurden die ursprünglich 19 Lüftungsanlagen durch drei Anlagen ersetzt, was die zukünftigen Wartungskosten wesentlich reduziert. Die maximale Luftmenge wurde von 115 000 m3/h auf 64 000 m3/h verringert. Hierdurch konnten die Querschnitte der Lüftungskanäle deutlich reduziert werden. Die „Baopt“-Regelung der Lüftungsanlagen ermöglicht eine bedarfsgerechte Kondi­tio­nie­rung der Räumlichkeiten mit minimalen Luftmengen. Die zugeführte Luftmenge bemisst sich nicht mehr anhand der maximalen Nutzung, sondern wird in Abhängigkeit von Luftqualität und Temperatur individuell sowie Raumweise geregelt. Da man nur in Ausnahmefällen den vorgesehenen maximalen Volumenstrom benötigt, kann durch die Reduktion des Volumenstroms eine beträchtliche Verminderung des Energieverbrauchs erzielt werden. Positiver Nebeneffekt ist der zugfreie Luftaustausch und die damit verbundene Behaglichkeit in den Räumen.

Auch die Freizeitbetriebe Worms waren durch den Einbau eines neuen Wellnessbereiches in das Heinrich-Völker-Bad mit der Aufgabe konfrontiert, die GLT der Heizungs- und Lüftungsanlage zu modernisieren. Obwohl in den 1990er Jahren schon einmal umgebaut, konnte die Lüftungsanlage kein zufriedenstellendes Raumklima erzeugen – in Hallenbädern ein häufig auftretendes Problem. Durch die Installation und der Erneuerung der DDC mit „Baopt“-Technik gehört das ehemals subtropische Raumklima heute der Vergangenheit an: Es herrscht im gesamten Hallenbad von den Umkleideräumen über den Schwimmbadbereich bis hin zur Wellnessoase ein angenehmes Wohlfühlklima. Das Wormser Hallenbad wurde zu einer echten Attraktion mit deutlich steigenden Besucherzahlen – und das bei 30 % geringeren Betriebskosten.

Adam Schmitt vom Kreis Bergstraße kann Verantwortlichen in Kommunen nur Folgendes raten: „Man sollte sich mit diesem Thema ernsthaft befassen. Denn der Komplex Lüftungsanlage spielt wegen der neuen Bauweise in dichten Gebäuden eine immer größere Rolle. Mittlerweile gibt es in unserem Raum einige Anlagen mit ,Baopt‘-Regelungstechnik, die zu besichtigen sind. Das wäre ein erster Schritt.“

Tino M. Böhler, Dresden

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