Elektrotechnik in der Praxis

Eine Bierzapfanlage als Projektarbeit

2016 feiern die Bierbrauer das 500-jährige Bestehen des Reinheitsgebots. Doch die Motivation von vier Studenten der Elektrotechnik an der FH Münster, sich intensiver mit dem Thema Bier zu befassen, war nicht auf das Reinheitsgebot ausgerichtet. Vielmehr ging es ihnen darum, das perfekte Bier ins Glas zu bringen. Als sie einmal etwas länger auf das kühle Getränk warten mussten, kamen sie zu dem Urteil: Das muss doch irgendwie schneller gehen. Die Studenten des Fachbereichs Elektrotechnik und Infor­matik zeigten sich daraufhin ausgesprochen kreativ.

Die Studenten Stefan Frenzel, Tim Lanvermann, Steffen Frerk und Tobias Reisch entwarfen auf dem Steinfurter Campus eine Anlage, die das Bier in bis zu 13 s und mit perfekter Schaumkrone zapft. „Ein Ultraschallsensor erfasst die Höhe der Schaumkrone im Glas, und ein Durchlaufsensor misst die Menge – damit das Verhältnis zwischen Bier und Schaumkrone immer perfekt ist“, sagt Tim Lanvermann, der wie seine Kommilitonen am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik studiert. Rund 500 Arbeitsstunden haben die Studenten des Bachelorprogramms Elektrotechnik in ihr Projekt investiert: Sie konkretisierten ihre Idee, präsentierten sie potentiellen Sponsoren, bauten und programmierten die Anlage, und testeten den optimalen Zapfprozess.

„Die Herausforderung ist, dass der Druck stimmen und die Temperatur optimal sein muss. Denn nur dann lässt sich das Bier schnell und gut zapfen“, erklärt Stefan Frenzel. Etwa 120 l haben die vier bei ihren Versuchen verbraucht und anschließend weggekippt.

Denn auf dem Campus herrscht Alkoholverbot, so dass sie das Bier nicht trinken durften. 60 l hat die Pott‘s Brauerei GmbH gesponsert, und auch Freunde haben abgelaufene Bierfässer zum Testen zur Verfügung gestellt. Die Geräteteile für die Zapfanlage hat die Firma IBG Automation GmbH beigesteuert.

Um ihre Idee tatsächlich umsetzen zu können, nutzten die angehenden Elektroingenieure die Vorlesung „Projektmanagement“ im Bachelorstudium. Diese beinhaltet ein konkretes Projekt, das innerhalb von drei Monaten geplant und durchgeführt werden muss. Die Studenten schlugen ihren Plan, eine Bierzapfanlage zu entwickeln, Prof. Dr. Robert Nitzsche vor und erhielten die notwendige Unterstützung sofort. „Das habe ich selbstverständlich gerne gemacht. Ich kenne die Vier seit dem ersten Semester, sie hatten eine tolle Idee und waren entsprechend motiviert – bei so etwas mache ich jederzeit gerne mit.“

Besonders beeindruckt hat ihn, dass die Studenten aktiv losgezogen sind und sich selbst Hilfe gesucht haben. „Sie haben nicht nur schöne Pläne geschmiedet, sondern alle Hebel in Bewegung gesetzt – das war toll zu beobachten.“ Wie es mit ihrer Bierzapfanlage nun weitergeht, wissen sie selbst noch nicht genau. „Es wäre natürlich toll, wenn unser Gerät irgendwann tatsächlich mal zum Einsatz kommt“, meint Tobias Reisch. Erst einmal seien sie jedoch froh, ihr Projektziel – dass man mithilfe der Anlage tatsächlich ein Bier mit perfekter Schaumkrone zapfen kann – erreicht zu haben. „Alles Weitere wird sich nun zeigen.“ Gelernt haben sie durch ihr Projekt jedenfalls viel. Und ein Gutes hat die Zapfanlage auch noch: Familie und Freunde wissen nun mit dem Elektrotechnikstudium mehr anzufangen. „Für meine Familie war mein Studium immer eher abstrakt. Doch das Thema Bier ist eben sehr greifbar – sogar meine Oma hat sich dafür interessiert“, lacht Steffen Frerk.

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