Exklusiver Online-Beitrag: Dynamische Beleuchtung
Von Leuchtstoffröhren zur LED-Technik in der Allianz Arena
Philips und der FC Bayern München haben im August 2015 die neue LED-Fassadenbeleuchtung der Allianz Arena präsentiert. Das Philips-System lässt sich vollständig digital steuern und beherrscht 16 Mio. Farben. Es macht den „Stern des Südens“ zu Europas größtem und Deutschlands erstem Stadion mit einer flächendeckenden LED-Außenbeleuchtung für dynamische Lichtstimmungen. Mehr als 300.000 LEDs lassen die rautenförmigen Membrankissen des Münchner Wahrzeichens brillant und einzigartig plastisch erstrahlen, und das auf einer Fläche von 26.000 m2.
Im Oktober 2014 fiel der Startschuss für die lichttechnische Umrüstung der Allianz Arena, deren Fassade bis dahin von herkömmlichen Leuchtstofflampen beleuchtet worden war. Hierfür stand die jeweils statische Farbgebung rot für Heimspiele des FC Bayern München, blau für Heimspiele des TSV 1860 München und weiß für andere Anlässe bzw. Spiele der Nationalmannschaft. Nunmehr stehen 16 Mio. Farben und ein digitales System zur Verfügung, die Lichteffekte im Inneren und Äußeren der Fußballarena ermöglichen. Dafür wurden 300.000 LEDs in 6500 „ColarGraze“-Leuchten von Philips verbaut. Pro Luftkissen sind das etwa 285 LEDs auf sieben bis acht Leuchten.
Aufwendige Installation
Insgesamt wurde über 45 t Material verbaut. Dazu mussten Fassadenkletterer die alten Leuchten abmontieren und die neuen Leuchten in bis zu 25 m Höhe installieren. An der Umsetzung waren neben Installateuren und Elektrotechnikern auch Lichtdesigner sowie Hard- und Softwareentwickler von Philips Color Kinetics in den USA beteiligt. Das Team entwickelte spezielle Installationsvorrichtungen und Optiken, um die Leuchten individuell auszurichten und das Licht ihrer LEDs gleichmäßig auf die gewölbte Außenhaut der je individuell geformten Rautenkissen zu führen.
Die Installation der neuen LED-Beleuchtung an der Fassade dauerte etwa 100 Tage. Das System macht die Allianz Arena zu Deutschlands erstem und Europas größtem Stadionmit einer rundum flächendeckenden LED-Außenbeleuchtung für dynamische Lichtstimmungen. 1056 der insgesamt 2760 0,2 mm dicken ETFE-Luftkissen lassen sich beleuchten. Das entspricht einer Fläche von 26.000 m2 beziehungsweise dem für Fans und Passanten sichtbaren Teil der Außenhaut. Umgerechnet beleuchten die LEDs somit eine Fläche von etwa 3,5 Spielfeldern.
Die Umrüstung erfolgte in Abschnitten von jeweils vier Rauten Breite und elf Rauten Höhe. Wöchentlich wurden etwa 250 Leuchten angeliefert und verbaut. Die einzelnen Bauteile und ihre Montagevorrichtungen wurden auf den Fluren innerhalb der Allianz Arena zusammengefügt, dannauf Montagehöhe angehobenund anschließend durch Fassadenkletterer angebracht und mit den umliegenden Elementen vernetzt. Die exakte Ausrichtung der LED-Lampenleisten auf die teils unterschiedlich geformten Rautenkissen war erst durch speziell angefertigte, säbelzahnförmige Montagevorrichtungen möglich. Die Leuchten sind an den Unterseiten der Kissen montiert und mit speziellen Optiken ausgestattet. Deren Linsen streuen das Licht maßgeschneidert auf die Oberfläche der Rauten.
Elegante Farbdynamiken
Für spielfreie Abende sind elegante Farbdynamiken geplant, in Form von Wellen und Wolken sowie horizontalen und vertikalen Verläufen, jeweils in den Farben des FC Bayern München. Die kuratorischen Konzepte hierfür stammen vom Architekturbüro Herzog & de Meuron, das auch das Stadion entworfen hat. Sie unterstreichen die einzigartige Architektur des urbanen Leuchtkörpers. Ihre Bewegungen und Farbveränderungen (siehe Sicherheitsaspeke) vollziehen sich ausgesprochen filigran und behutsam, bemerkbar erst bei längerem Anblick. Möglich werden derartige Choreographien dank der Vielzahl an LEDs und umfassenden Steuerungsmöglichkeiten: Farben und Intensitäten lassen sich stufenlos ändern, Bildwiederholungsraten von bis zu 40 Bildern pro Sekunde garantieren in sich flüssige Bewegungsabläufe.
Auch Sonderilluminationen mit ikonischen Markeninszenierungen, anderen Farben, Nuancen und Dynamiken sind möglich. Ab sofort genügt ein Fingertipp, um diese zu starten. Aufwendige Zusatzinstallationen sind dafür nicht notwendig. Das Spektrum reicht von Illuminationen in Grün anlässlich des St. Patrick’s Day über mehrfarbige Visualisierungen, beispielsweise zum Audi Cup – bis hin zu speziellen Konzepten für internationale Ligaturniere. An Heim- und Auswärtsspieltagen wird die Fassade mit neuer Brillanz in Rot oder Weiß leuchten.
Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten
Dabei muss auf die Autofahrer im Umfeld des Fußballstadion geachtet werden, da in unmittelbarer Nähe zwei Autobahnen entlangführen. Somit muss sichergestellt werden, dass die Fassadenbeleuchtung vorbeifahrende Autofahrer weder durch eine zu hohe Auffälligkeit, noch durch eine undeutliche Lesbarkeit ablenkt. Um die vielfältigen Möglichkeiten einer LED-Beleuchtung kontrollierbar zu machen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Sachverständigen Dr. Meseberg ein entsprechendes Sicherheitskonzept entwickelt. Kern dieses Konzeptes sind zwei ineinandergreifende Dynamik- und Farbfilter, welche die Geschwindigkeit der Farbwechsel und die Verwendung von Farbfamilien kontrollieren. Somit ist es möglich, auch denkbar komplexe und dynamische Beleuchtungsszenarien Dritter auf ein sicherheitstechnisch verträgliches Maß zu reduzieren.