Fachforum Brandschutz 2015
Rückschau und AusblickAm Anfang eines Bauprojekts steht ein Brandschutzkonzept oder zumindest müsste es stehen. So kann das vereinfachte Fazit der ersten Staffel des Fachforums Brandschutz 2015 lauten, das der Bauverlag (mit seinen Zeitschriften BS Brandschutz, tab - Das Fachmedium der TGA-Branche und SHK Profi) gemeinsam mit den Industriepartnern Lamilux, Strulik, Trox, Wilo und Würth sowie dem Ausstellungspartner Eipos im Frühjahr 2015 in Dresden, Hannover, Wiesbaden und Nürnberg veranstaltete. Dass die Referenten dabei die Zuhörerschaft erreichten, zeigen Statements wie „gute Themenauswahl mit wirklich neuen Aspekten“ und „die Fachvorträge empfand ich seriös, kompetent und qualifiziert vorgetragen“.
Eine verstärkte Sensibilisierung für die Gefahren des Rauches sowie die Notwendigkeit eines Brandschutzkonzepts waren dabei nur zwei der Aspekte, die ausführlich betrachtet wurden. Brandschutz ist dabei als Querschnittsdisziplin zu betrachten, die verschiedene Bereiche des Bauens umfasst. Dies wurde in den Vorträgen mehr als deutlich.
Dr.-Ing. Matthias Bruhnke, Würth, informierte die Teilnehmer des Fachforums über Auswahlkriterien für Brandschottsysteme. Um Planern und ausführenden Unternehmen hierbei die Auswahl zu erleichtern, hat Würth ein Leitsystem entwickelt, in dem die Brandschottsysteme von Würth übersichtlich aufgezeigt werden. Je nach Gebäudeklasse, Bauteil, Material, gewünschter Feuerwiderstandsdauer etc. finden Interessierte in einer Matrix in kürzester Zeit das erforderliche Schottsystem für den jeweiligen Anwendungsfall. Weitere Infos gibt es unter www.wuerth.de/web/de/brandschutz/index_brandschutz.php. Anschließend stellte Dr. Bruhnke anhand von Fotos zahlreiche negative Beispiele von Brandschotts vor, die ihm in seinem Arbeitsalltag begegnet sind. Falscher Einbau, mangelhafte Befestigung/Abhängung von Rohren und Leitungen, Überbelegung / Nachbelegung ohne Verschluss des Schotts, fehlende Isolierungen und Verwendung schottfremder Materialien gehören aus seiner Sicht zu den Hauptfehlern am Bau.
Dr.-Ing. Michael Buschmann, Strulik, nahm sich in seinem Vortrag der Gefahren durch Rauch an und stellte Systemlösungen zur maschinellen Rauchfreihaltung durch Differenzdruckanlagen vor. Diese sind ein wichtiges Element in einem Brandschutzkonzept, um die Personenrettung und den Angriff durch die Feuerwehr zu optimieren, weil mit ihnen Treppenhäuser ausreichend lange rauchfrei bzw. raucharm gehalten werden können. Den erforderlichen Überdruck im Treppenraum herzustellen, erfordert aber viel Sachverstand, denn einerseits darf dieser nicht zu niedrig sein, um noch das Schutzziel der Rauchfreihaltung zu erreichen, andererseits auch nicht zu hoch, weil sonst die erforderlichen Türöffnungskräfte zu groß werden. Ebenso wichtig ist es, den benötigten Volumenstrom für die Durchströmung der Tür zum Brandgeschoss sicherzustellen. Ebenfalls zu beachten sind die unterschiedlichen Bedingungen im Sommer und Winter – Differenzdrucksysteme müssen witterungsunabhängig funktionieren.
Dipl.-Ing. Carsten Ficker, Lamilux, ging auf die richtige Bemessung und Ansteuerung von natürlichen Rauchabzugssystemen ein. Neben grundsätzlichen Informationen zur Rauchentwicklung in Hallen und Treppenräumen stellte er die Anforderungen vor, die sich aus den Landesbauordnungen und der Muster-Industriebaurichtlinie ergeben. Anhand von Beispielrechnungen erläuterte er, wie man aufgrund der Angaben zur Hallen- und Torhöhe die jeweilige erforderliche raucharme Schicht ermittelt und wie man anhand eines Tabellenverfahrens die Anzahl, Gesamtfläche und Lage der Rauchabzugsflächen, die Lage und Fläche der Zuluftöffnungen und die Anzahl der Auslösegruppen und Rauchabschnitte ermittelt. Wer diese Berechnungen nach der DIN 18232 gewohnt ist, sollte sich aber in jedem Fall mit der neuen Musterindustriebaurichtlinie von 2014 beschäftigen, denn hier haben sich einige Änderungen ergeben.
Dipl.-Ing. Peter Vogelsang und Dipl.-Ing. Nils Markwaldt, Trox und Trox TLT, widmeten sich ebenfalls dem wichtigen Thema Rauch, legten aber den Fokus auf die Auswirkungen der harmonisierten Normen auf die Anwendung von Entrauchungskomponenten. Vor allem die Entrauchungsklappen, ihre Abgrenzung zu Brandschutzklappen und die hohen Anforderungen an und der Aufwand für Hersteller für die Prüfung von Entrauchungsklappen standen im Fokus ihrer Ausführungen. Bei der Auswahl des richtigen Klappentyps müssen sich Planer wohl oder übel mit den neuen, recht komplizierten Bezeichnungen aus der Bauregelliste beschäftigen. Je nach Einbau in Wand oder Decke, in, an oder auf Entrauchungsleitungen – um nur zwei Aspekte zu nennen – ergeben sich unterschiedliche Bezeichnungen. Den Referenten von Trox gelang es jedenfalls den Zuhörern selbst kryptische Bezeichnungen wie „EI 90 (vedw – hodw, i↔o) S 1500 Cmod MA multi“ verständlich zu machen.
Den Abschluss des Vortragsprogramms bildete Dipl.-Ing. Thorsten Wallbrecht, Wilo. Er stellte in seinem Vortrag Aspekte der Löschwasserversorgung und deren Abgrenzung von der Trinkwasserinstallation vor. Besondere Aufmerksamkeit müssen Planer hierbei dem Thema der Trinkwasserhygiene widmen und in diesem Zusammenhang den Löschwasserübergabestellen und der Systemtrennung. Einerseits muss natürlich im Brandfall ausreichend und schnell Löschwasser mit dem benötigten Druck zur Verfügung stehen, andererseits gilt es aus Hygienegründen Stagnationen im Leitungsnetz zu vermeiden und das Trinkwassernetz zu schützen. Hierbei spielt die richtige Auslegung und Installation der Löschwasserübergabestelle eine entscheidende Rolle.
Brandschutz gewinnt weiter an Bedeutung. Das „Fachforum Brandschutz“ geht daher im Herbst 2015 mit den Industriepartnern Müpro, Oppermann Regelgeräte, Systemair, Tece, TÜV Süd und Wildeboer in eine zweite Runde. Auf der Anmeldeseite unter www.tab.de/fachforum finden Sie das Programm als PDF. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, melden Sie sich zeitnah an und sichern Sie sich Ihren Platz.