Filterklassen in der Raumlufttechnik
Die neue Europanorm EN 779:2011 (bis vor kurzem noch prEN 779:2010 genannt, Ablösung der DIN EN 779:2002 und voraussichtliches Inkrafttreten Herbst 2011), die das Prüfverfahren von Grob- und Feinstaubfiltern definiert, schafft alltagstauglichere Voraussetzungen zur Klassifizierung von Luftfiltern: Fortan bestimmen neben dem mittleren auch der minimale Wirkungsgrad die Filterklassen F7, F8 und F9. Damit können viele Feinstaubfilter aus synthetischen, statisch aufgeladenen Materialien mit schnellem Wirkungsverlust nicht mehr ihrer bisherigen Klassifizierung gerecht werden. Glasfasermedien hingegen erreichen oftmals größere minimale Abscheideleistungen, als es die Norm künftig fordert. Camfil warnt deshalb Planer und Betreiber davor, schlechtere Luftqualitäten zu akzeptieren, als sie mit bereits auf dem Markt erhältlichen Filtermedien erreichbar wären. Beispielsweise erfüllen alle Glasfaser-Taschenfilter von Camfil die Zertifizierungsvorgaben des SP Technical Research Institute of Sweden (P-mark). So lassen sich mit der Hi-Flo-Serie minimale Wirkungsgrade von 50, 70 und 80 % statt den hierzulande geforderten 35, 55 und 70 % für die Filterklassen F7, F8 und F9 erzielen.
Schätzungen des Umweltbundesamtes zufolge sterben jährlich 370000 Menschen in Europa vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung durch Feinstaub und Ozon. Da der Durchschnittsbürger rund 80 % seiner Lebenszeit in geschlossenen Räumen verbringt und hier rund 50 % aller Luftpartikel von außen kommen, kann jeder Großstadtbewohner betroffen sein. Luftverschmutzung hat vor allem einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Lungenfunktionen speziell für Personen im Alter von zehn bis 18 Jahren. Verminderte Leistungsfähigkeit über verstärkte Krankheitsanfälligkeit bis hin zu chronischen Erkrankungen und Tod sind mögliche Folgen. Von den lungengängigen Stäuben (<2,5 µm), sind Rußpartikel mit weniger als 1 µm besonders schädlich. Studien der Brigham Young University in Utah/USA haben jedoch ergeben, dass Menschen, die Luftverschmutzungen ausgesetzt sind, ein höheres Risiko haben, an Herz- und Gefäßerkrankungen als an Lungenleiden zu sterben.
Vorgaben der EN 13 779
Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund gibt die europäische Norm EN 13779 Leitlinien für Lüftungs- und Klimaanlagen in Nichtwohngebäuden, um bei akzeptablen Installations- und Betriebskosten ein zu allen Jahreszeiten behagliches und gesundheitlich unbedenkliches Innenraumklima zu schaffen. Die Norm schreibt vor, in einem ersten Schritt die Qualität der benötigten Innenraumluft (IDA 1 bis 4) zum Beispiel einer Industriehalle, Shopping-Mall, Fachhochschule oder Stadtverwaltung zu klassifizieren. Im Anschluss ist eine Bestimmung der Außenluftqualität vor Ort (ODA 1 bis 3) erforderlich. Beide Größen bilden die Grundlage für eine exakte Bestimmung geeigneter Filterkategorien.
Mittlere Filterklassen
Bisher gab es hierzulande nur die Unterteilung in Grob- (G1 bis G4) und Feinstaub-Filter (F5 bis F9). Dabei bestimmte der mittlere Wirkungsgrad die Filterklasse ungeachtet der Tatsache, dass sich synthetische Filter innerhalb kürzester Zeit entladen (Discharging) und ihre Filterleistung damit in der Regel deutlich unter den Klassifizierungswert sinkt. Deshalb wurden Filterleistungen in entladenem Zustand (minimaler Wirkungsgrad) häufig als „nicht gemessen“ angegeben, obwohl diese auch nach alter Norm ermittelt und auf Prüfzeugnissen angegeben werden mussten. Die Filterklasse sagte also nur etwas über die durchschnittliche Abscheideleistung des Filters unter Laborbedingungen, nichts aber über die unter realen Bedingungen zu erwartenden Abscheideleistungen, Standzeiten und Druckverluste. Filter der bisherigen Filterklassen F5 und F6 (nach EN 779:2002) sind unter Realbedingungen generell nur eingeschränkt zur Feinstaubfiltration geeignet. Dieser Tatsache trägt fortan eine neue mittlere Filtergruppe mit den Klassen M5 und M6 (Medium-Filter) Rechnung.