Heizen mit Sonne und Eis
Seit Juli 2015 ist das Energie-Plus-Projekt „Kamelienstraße“ der KEG Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (KEG) vollständig in Betrieb. Die sechs Mehrfamilien- und sechs Reihenhäuser im Neubaugebiet „Parkstadt“ im Westen Frankfurts werden aus rein regenerativen Energiequellen versorgt. Das Besondere: Überschüssige Wärmeenergie kann vor Ort in das lokale Nahwärmenetz eingespeist werden.
Die KEG Konversions-Grundstückentwicklungsgesellschaft mbH (KEG) errichtet im Westen von Frankfurt am Main 56 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 4.106 m². 50 der Wohnungen entstehen dabei im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Errichtet werden sie in Passivhausbauweise mit entsprechend geringem Primär-Energiebedarf von nur 13 kWh/m²a. Auch der Betrieb soll emissionsarm und klimafreundlich erfolgen. Grundlage ist ein integriertes Gesamtenergiekonzept, das von der BSMF Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH (BSMF, www.bsmf.de) mit Unterstützung des auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsbüro Ehoch3 GbR erarbeitet wurde.
Solares Konzept
Das Konzept sieht Sonnenlicht als eine der Hauptenergiequellen vor. Über eine Photovoltaikanlage werden rund 47.000 kWh Strom im Jahr gewonnen. Das genügt, um den Energiebedarf für die gesamte Gebäudetechnik, einschließlich der Außenbeleuchtung sowie Keller und Treppenräume zu decken. Überschüssige Energie wird in das allgemeine Stromnetz eingespeist. Die Wärmeversorgung sichert eine solarthermische Anlage. Gespeichert wird die Wärmeenergie in einem Großspeicher von 40.000 l und zusätzlichen Pufferspeichern von insgesamt 10.000 l. Dort wird sie nach Bedarf entnommen. Deckt die gewonnene Wärmeenergie durch die solarthermische Anlage nicht den benötigten Bedarf, kommen ein Eisspeicher in Verbindung mit einer Sole-/Wasser-Wärmepumpe sowie mehrere Helix-Sonden zum Einsatz.
Autarke Energieversorgung
Seit Fertigstellung des ersten Bauabschnitts Mitte April 2015 läuft die Photovoltaikanlage. Sie hat in den ersten vier Monaten, bis Mitte August, rund 23 MWh Strom „produziert“. Anfang Mai konnten auch die solarthermische Anlage und der Eisspeicher in Betrieb genommen werden. Der Gesamtertrag bis Mitte August beträgt hier rd. 45 MWh. Alle Gebäude sind damit vollständig selbst versorgt.
Erreicht die Speichertemperatur eine Höhe von ca. 80 °C, kann der Wärmeüberschuss in eine neu errichtete Heizzentrale vor Ort eingespeist werden. Diese Möglichkeit hatte die KEG mbH zusammen mit dem lokalen Energiedienstleister, der Mainova EnergieDienste GmbH, entwickelt. Die konkrete Umsetzung erarbeitete die B&O Wohnungswirtschaft GmbH als Generalunternehmer des Energie-Plus-Projektes auf Grundlage des Gesamtenergiekonzepts der BSMF.
Ein Plus fürs Quartier
Die Wärmeerzeugungsanlage der Mainova mit Holzpelletskessel und Nahwärmenetz versorgt rund 200 Wohnungen im Neubaugebiet. Wird Wärmeenergie aus der solarthermischen Anlage des Energie-Plus-Projekts eingespeist, entlastet das den Holzpelletkessel. Rund 95.000 kWh beträgt der Wärmeüberschuss im Jahr. Das entspricht in etwa dem Energiebedarf von rd. 20 KfW-55-Einfamilienhäusern mit einer Grundfläche von 200 m².
Die Einspeisung der solar erzeugten Wärme optimiert die Energiebilanz der Häuser in der Kamelienstraße. Zudem erhöht sie die Effizienz der energetischen Versorgung des Quartiers. Und nicht nur das: Durch die Entlastung des Holzpelletskessels trägt sie zu einer Verringerung der CO2-Emissionen und damit zum Klimaschutz bei.