BauWesen = BauUnwesen?!

Im Gespräch mit Jürgen Lauber

tab: Herr Lauber, ist es aus Ihrer Sicht wirklich so schlimm um das Bauwesen in Deutschland bestellt, wie Ihr Buchtitel vermuten lässt?

Jürgen Lauber: Ja, es ist schlimm, was aus volkswirtschaftlicher Sicht mit der Baubranche geschieht. Die Zahlen sind erschreckend. Leider werden sie vom öffentlichen Bewusstsein nicht wahrgenommen. Die Bau­branche mit einer größeren Wertschöpfung wie die Auto­mobilindustrie hat keine entsprechende Wertschätzung in Deutschland.

Was mich bei meinen Recherchen persönlich bedrückt hat, waren nicht die nackten Zahlen, sondern der hohe Verschleiß an Menschen und Unternehmen, den das Bauwesen in Deutschland erzeugt.

tab: Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe dafür, dass die Planungen nicht eingehalten werden, und warum sich die am Bau Beteiligten nicht so verhalten können bzw. wollen, dass ein Bauprojekt reibungslos über die Bühnen geht?

Jürgen Lauber: Die Wurzeln allen Übels sind irreale und/oder verdeckte Ziele des Bauherrn. Er selbst stellt das Bauprojekt falsch auf. Beim Bauen selbst gehen Bauprojekte nicht wirklich schief. Sie starten schon schief. Im Bauverlauf kommen dann noch die Auswirkungen des deutschen Unwesens bei Normung und Vorschriften hinzu. Die perfekte Kombination für übelste Projektergebnisse.

tab: Nennen Sie doch bitte zwei konkrete Beispiele, die das Gesagte untermauern.

Jürgen Lauber: Die beiden größten deutschen Problembaustellen entsprechen diesem Muster. Die Elbphilharmonie sollte bei Grundsteinlegung für ein Budget von 2000 €/m2 BGF realisiert werden. Der Berliner Flughafen war schon von Start weg zu klein dimensioniert und zusätzlich bei der TGA wissentlich um 50 % zu tief budgetiert worden.

Das ist doch symptomatisch bei der öffentlichen Hand. Da der deutsche Staat das Bauwesen stark reglementiert, wirken sich diese schlechten Gewohnheiten auch negativ auf den privaten und gewerblichen Bau aus.

tab: Haben Sie eine Lösung, wie die beschriebenen Missstände behoben werden können?

Jürgen Lauber: Die Lösungen werden die Bauleute in Deutschland selbst entwickeln, wenn erst einmal die Rahmenbedingungen sinnvoll gesetzt sind. Für die Implementierung dieser Rahmenbedingungen setze ich mich mit ein. Eine Grundvoraus­setzung ist der Stopp des systematischen Baubetrugs bei öffentlichen Baumaßnahmen. Wer mithilft, für ein weltbestes Konzerthaus im Schlick eines lauten Hafens ein Budget von 2000 €/m2 zu fabrizieren, gehört bestraft. Eine weitere Voraussetzung für substantielle Verbesserung im Bauwesen ist das Ende der in Deutschland extrem ausgeprägten Geheimniskrämerei bei Realisierung und dem Betreiben von Bauwerken. Hier muss volle Transparenz Einzug halten.

tab: Was hat Sie persönlich bewogen, das Buch zu verfassen?

Jürgen Lauber: Durch eine güns­tige berufliche Veränderung im letzten Jahr kann ich mir erlauben, 2014 ein Sabbatical-Jahr zu machen. Dieses wollte ich nutzen, um für Deutschland etwas gesellschaftlich Sinnvolles zu machen.Mich ereilte ein eindrücklicher Hilferuf aus dem höheren Dienst des öffentlichen Baus. Ich folgte ihm. Von allen Seiten spürte ich dann viel Unterstützung. Und dann ließ mich das Thema nicht mehr los.

tab: Herr Lauber, vielen Dank für das Interview. Die Leseprobe kam bereits sehr gut an. Nun werden wir darangehen, das Buch komplett zu lesen.

Das Buch ist hier bestellbar: www.profil-buchhandlung.de

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