Im Gespräch mit Michael Scholz
Zum 1. Februar 2013 haben Pinck Ingenieure die operativen Geschäfte, den Standort und die Mitarbeiter der Intelligent House Solutions GmbH & Co. KG (IHS), Hamburg, übernommen und setzen die Zusammenarbeit mit den bisher von der IHS betreuten Kunden fort.
Bereits im Januar haben Pinck Ingenieure die Tätigkeiten der GHP, Ingenieurbüro für Umwelttechnik und Wasseraufbereitung, ebenfalls in Hamburg, in ihr Geschäft integriert. Michael Scholz stellte sich den Fragen der tab-Redaktion zur Bedeutung und den Auswirkungen der Übernahmen.
tab: Sehr geehrter Herr Scholz, mit der Integration des Ingenieurbüros GHP und der Übernahme der IHS Anfang diesen Jahres gehören Sie zu den größten inhabergeführten Ingenieurbüros für technische Gebäudeausrüstung in Deutschland. Wie kam es zu dem Zusammenschluss mit GHP?
Michael Scholz: Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro GHP, das sich auf Verfahrens- und Wasseraufbereitungstechnik spezialisiert hat, haben wir in den letzten Jahren bereits verschiedene Projekte erfolgreich umgesetzt. Dazu gehört u.a. der Neubau des Eismeerpanoramas im Tierpark Hagenbeck, für den wir zusammen die komplette TGA einschließlich Beckenwasseraufbereitung übernommen haben. In der letzten Zeit häuften sich jedoch bei GHP die Anfragen, nicht nur Planungsaufgaben im Bereich der Wasseraufbereitung zu übernehmen, sondern eine ganzheitliche Planung inklusive Lüftungstechnik und Elektrotechnik anzubieten. Aufgrund der bisherigen guten Zusammenarbeit lag die Entscheidung nah, die Zusammenarbeit unter einem Dach fortzuführen und unseren Kunden in Zukunft das gesamte TGA-Leistungsspektrum, also einschließlich Wasseraufbereitung und Verfahrenstechnik, aus einer Hand anzubieten.
tab: Direkt im Anschluss folgte die Übernahme der Intelligent House Solutions. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Michael Scholz: An unserem jetzigen Standort sind wir hinsichtlich weiteren Wachstums beschränkt. Die Marktsituation und unsere strategische Ausrichtung bedürfen jedoch einer Erweiterung und damit einer Beschäftigung von zusätzlichen, qualifizierten Mitarbeitern. Da diese immer schwerer zu finden sind, haben wir uns in den letzten Jahren auch mit der Übernahme von anderen Büros beschäftigt und sind so auf die IHS gestoßen, die im Rahmen ihrer Firmengruppe den Bereich der „Technischen Gebäudeausrüstung“ ausgliedern wollte. Durch die langjährige Erfahrung und das umfangreiche Know-how unserer nun neuen Mitarbeiter sind wir gut vorbereitet auf unsere geplanten Groß-Projekte. Zudem konnten wir durch das neue Stadtbüro unseren Standort in Hamburg ausbauen.
tab: Ihr Planungsbüro zeichnete sich bisher durch direkte Kommunikationswege mit Ihren Kunden aus. Was ändert sich hier?
Michael Scholz: Daran wird sich nichts ändern, unsere Kunden haben weiterhin ihre direkten Ansprechpartner, die kurzen Kommunikationswege bis hin direkt in die Geschäftsleitung werden beibehalten.
tab: Als eines der größten Planungsbüros in Hamburg haben Sie viel Erfahrung mit den Anforderungen an die TGA. Welche dieser Anforderungen an Ihr Planungsbüro hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich geändert?
Michael Scholz: Ein wesentlicher Punkt in den letzten Jahren war, dass aufgrund optimierter Planungsverkürzungen und immer größeren Zeitdrucks in den Projekten der zur Verfügung stehende Planungszeitraum deutlich eingekürzt wurde: Qualität wird vorausgesetzt, ein kurzer Planungszeitraum gehört zur vorrangigen Aufgabenstellung. Durch unsere QM-(Qualitätsmanagement)-Zertifizierung und Schaffung von Standards bzw. definierten Prozessen haben wir dieser Entwicklung Rechnung getragen und die Abläufe optimiert. Dennoch können auch wir nicht zaubern und müssen immer wieder Aufklärungsarbeit dafür leisten, dass eine ordentliche Planung in der ersten Projektphase zwar etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, diese sich aber im weiteren Projektverlauf wieder bezahlt macht.
tab: Sie halten es für sinnvoll, dass die technischen Gewerke in einer Hand bleiben, um Koordinationsprobleme zu vermeiden. Wie ermöglicht das Ihr Ingenieurbüro?
Michael Scholz: Gleich, ob es sich um ein komplexes Industrie- oder Büroprojekt oder um einen größeren Wohnungsbau mit Tiefgarage handelt: Der Koordinationsaufwand der Gewerke untereinander ist aufgrund möglichst geringer Geschosshöhen zur Erreichung einer Gesamtwirtschaftlichkeit und dem immer höheren Technikanteil in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wir sind dazu übergegangen, die Installationen in 3 D zu zeichnen und haben eine automatische Kollisionserkennung in der Software integriert. Dadurch können wir nicht nur die Kollisionsfreiheit garantieren, sondern generieren auch gleich die gebäudetechnischen Berechnungen aus der Software. Für die Bauherren ist die Tatsache, dass die Verarbeitung vollständig in unserer Hand liegt, ein deutlicher Vorteil, da es keine Schnittstellenverluste gibt.
tab: Welche Bedeutung hat der Einsatz regenerativer Energien in Ihren Projekten? Welche Projekte sind besonders spannend?
Michael Scholz: Der Bereich der regenerativen Energien hat mittlerweile eine sehr große Bedeutung erhalten. Im Rahmen unserer Beratungen gehen wir aktiv auf das Thema ein und versuchen bei den Bauherren Impulse zu wecken, regenerative Energien im Rahmen der TGA einzusetzen. Als besonders interessant ist hier die Umsetzung unsere Projekte für die IBA-Hamburg zum Thema Plusenergiehaus und „Smart ist grün“ zu nennen, für die wir die Planung von Photovoltaik-Fassadenanlagen über Solarthermie und Fernwärmerückspeisung bis hin zu Wärmespeicherung mit Hilfe von PCM (Phase-Change-Material) übernommen haben.
tab: Welche Qualifikationen muss ein junger Absolvent mitbringen, damit er für Ihr Unternehmen interessant ist? Welche Studiengänge sind für Sie von Interesse?
Michael Scholz: Da wir im Bereich der „Technischen Gebäudeausrüstung“ sehr breit aufgestellt sind, ist es schwer, hier bestimmte Studiengänge herauszustellen. Unsere Mitarbeiter haben Studiengänge absolviert vom Wirtschaftsingenieurwesen über Anlagebetriebstechnik, Elektro- und Informationstechnik, Energie- und Umweltmanagement, Technische Gebäudeausrüstung bis hin zum Bauingenieurwesen. Viel wichtiger als der Studiengang ist das Interesse an Bereichen der „Technischen Gebäudeausrüstung“ und die Bereitschaft etwas Neues zu lernen. Gern stellen wir hier junge sportlich flexible Absolventen ein, die wir dann sukzessive in unser Team integrieren.
tab: Wie wichtig sind Ihnen Informationen aus Fachzeitschriften wie der „tab – Das Fachmedium der TGA-Branche“ für Ihre Arbeit? Informieren Sie sich auch Online?
Michael Scholz: Grundsätzlich sind wir als planendes Ingenieurbüro darauf angewiesen, immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein und über sich abzeichnende Neuerungen auf dem Komponentenmarkt bzw. bei den Vorschriften so informiert zu sein, dass wir unserer Planungsaufgabe gerecht werden. Diese Informationen sammeln wir durch Gespräche mit der Industrie, durch Messebesuche und natürlich zu einem großen Teil auch aus Fachzeitschriften. Die „tab“ ist eine der Zeitschriften, die unsere Mitarbeiter regelmäßig durcharbeiten. Online-Informationen nutzen wir auch, jedoch nur für gezielte Recherchen, wogegen wir Fachzeitschriften zur allgemeinen Informationsbeschaffung nutzen.
tab: Herr Scholz, vielen Dank für das Interview, und alles Gute für die zukünftigen Projekte von Pinck Ingenieure. Wir würden uns freuen, wenn wir einmal ausführlicher über eines Ihrer Projekte berichten dürften.