Im Gespräch mit Thomas Auer
Seit 15. Januar 2014 hat Dipl.-Ing. Thomas Auer die Professur für Gebäudetechnologie und Bauklimatik an der Technischen Universität München inne. Damit hat er die Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hausladen angetreten. Für die tab-Redaktion bot sich die Gelegenheit zu einem Interview.
tab: Herr Professor Auer, mit der Professur an der TU München haben Sie eine neue Aufgabe in der Lehre angenommen. Es ist nicht Ihre erste Lehrtätigkeit. Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?
Prof. Thomas Auer: Nach den Stationen in Yale, an der École Spéciale d’Architecture ESA (Paris), an der Universität Sassari (Italien) und an der Ryerson University in Toronto, trete ich in München nun eine volle Professur an. Ich freue mich sehr auf die Lehre sowie auf die Forschung. Wissen weiterzugeben und mit Studierenden am Puls der Zeit zu sein, finde ich neben der praktischen Arbeit bei Transsolar sehr erfüllend. Neben dem Austausch mit den Studenten ist es sehr wichtig für mich, unterschiedliche Themen in der Forschung auch über einen längeren Zeitraum zu entwickeln. Dazu gehört vor allem, der energieeffizienten Architektur neue Impulse zu geben.
tab: Ihr Vorgänger Prof. Hausladen ist sowohl in der Architektur als auch in der TGA zuhause. Für wie wichtig halten Sie es, beide Bereiche zu verbinden?
Prof. Thomas Auer: Die Energieeffizienz hat großen Einfluss auf die Architektur. So wichtig eine effiziente Gebäudetechnik ist, so wesentlich ist auch die Architektur und die Interaktion zwischen passiven und aktiven Systemen. Transsolar arbeitet schon immer an der Schnittstelle zwischen Architektur und Engineering – natürlich aus der Sicht des Ingenieurs. Daher finde ich die Berufung an eine Architekturfakultät sehr spannend.
tab: Als Geschäftsführer von Transsolar stehen Sie an der Spitze eines Unternehmens, das mit der Gebäudeklimatisierung und der Simulation Bekanntheit erlangt hat. Wie wird sich das Zusammenspiel der Gewerke am Bau weiterentwickeln (müssen)?
Prof. Thomas Auer: Mit Transsolar haben wir immer versucht, Konzepte zu entwickeln, in denen Architektur, Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung aufeinander abgestimmt und per Simulation optimiert sind. Ziel ist es, bei einer sehr guten Energieeffizienz vor allem auch ein Maximum an Nutzerkomfort zu erreichen. Diese gewerkeübergreifende Funktion – das Klimaengineering – wird sicher immer wichtiger. Inzwischen nutzen wir komplexe Simulationsmodelle weit über die Konzeptentwicklung hinaus. Wir optimieren damit Regelalgorithmen sowie die Technische Gebäudeausrüstung und gleichen nach dem Bezug des Gebäudes das Monitoring ab. Aufgrund der Komplexität der Systeme und den hohen Anforderungen an den Nutzerkomfort kommt diesen Planungsleistungen eine immer größer werdende Bedeutung zu.
tab: Das Thema Building Information Modeling, kurz BIM, das vor allem von der Softwarebranche propagiert wird, gewinnt an öffentlichem Interesse. Welche Bedingungen müssen am Bau geschaffen werden, damit sich die Methode durchsetzen kann? Sehen Sie darin auch eine Aufgabe in der Lehre?
Prof. Thomas Auer: BIM wird sich nicht mehr aufhalten lassen, da es vor allem bei Bau und Betrieb (Facility Management) große Vorteile bietet. Daher wird die Industrie zunehmend BIM fordern, wobei die Verfahren an den Schnittstellen in der Planung noch nicht alle gelöst sind. Für Projekte in Nordamerika wird teilweise schon heute BIM durchgängig für die ganze Planung gefordert. Natürlich müssen sich die Hochschulen mit dem Thema immer stärker auseinandersetzen, was auch bereits geschieht. An unserem Lehrstuhl liegt der Schwerpunkt der Ausbildung jedoch darin, den Studenten einen möglichst intuitiven Zugang zu Gebäudetechnologie und Nutzerkomfort zu vermitteln. Es geht meiner Meinung nach zunächst darum, Verständnis für relevante Zusammenhänge aufzubauen – die Physik ist unabhängig von allen Werkzeugen. Die Werkzeuge bauen auf ihr auf, auch in der Lehre.
tab: Wie schwierig wird es werden, junge Leute für die Gebäudetechnik zu begeistern? Gibt es diesbezüglich Schwerpunkte, die Sie in der Lehre voranbringen wollen?
Prof. Thomas Auer: Architekturstudenten lassen sich immer dann für ein Thema begeistern, wenn sie die Relevanz für und den Einfluss auf die Architektur erkennen. Gebäude werden für Menschen gebaut, weswegen Aufenthaltsqualität und Nutzerkomfort zentrale Themen der Architektur sind. An einigen Hochschulen, wie der Graduate School of Design an der Harvard Universität, ist „Architectural Thermodynamics“ sogar ein neues Schwerpunktthema. Dort geht es genau um die Frage, wie Klimaengineering Architektur bereichern kann. Man erkennt, dass das Thema auch international eine große Relevanz hat. Ich sehe meine Aufgabe darin, den Studenten über das Interesse hinaus einen natürlichen Zugang zum Klimaengineering zu vermitteln.
tab: Das kann der Zusammenarbeit von TGA-Ingenieuren und Architekten nur förderlich sein. Alles Gute mit ihrer neuen Aufgabe.
Prof. Thomas Auer: Vielen Dank.