5. EffizienzTagung Bauen + Modernisieren

Schwerpunktthema: Energieberater-Praxis

Mehr als 260 Besucher kamen zur 5. EffizienzTagung Bauen+Modernisieren am 1. und 2. November 2013 ins Hannover Congress Centrum. Damit war die Tagung bis auf den letzten Platz ausgebucht! Ursache dafür dürfte einerseits der gesellschaftliche Wandel hin zu verantwortungsvollerem Umgang mit Energie und anderen Ressourcen und andererseits das abwechslungsreiche Themenspektrum der Vorträge gewesen sein. Begleitet wurde die Tagung wieder von einer Fachausstellung, auf der 19 Unternehmen und Einrichtungen Ihre Angebote zeigten.

Die fachliche Arbeit der Tagung begann mit einem Paukenschlag. Professor Jörg Probst von der Hochschule Bochum nahm in seinem Vortrag „Wo stehen wir mit dem nachhaltigen Bauen“ eine philosophische Einordnung der Thematik vor. Anhand zahlreicher Beispiele zeigte er, von welchen Faktoren und Aspekten menschliche Verhaltensweisen abhängen und unter welchen Voraussetzungen sie sich ändern lassen.

In jeweils drei parallel laufenden Veranstaltungen vermittelten Wissenschaftler und Praktiker ihre Erkenntnisse und Erfahrungen zum energieeffizienten Bauen und Modernisieren. Viele Besucher nutzten diese Möglichkeit, sich ihr individuelles Programm zusammenstellen.

Als inhaltlicher Magnet erwies sich erwartungsgemäß der Beitrag von Ministerialrat Peter Rathert aus dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) zum Stand der Einführung der EnEV-Novelle. Für reichlich Diskussionsstoff sorgte auch der Vortrag von Stefan Horschler, der die Berechnung ein- und desselben Gebäudes nach unterschiedlichen Normen miteinander verglich und dabei stark voneinander abweichende Ergebnisse erhielt.

 

Praktische Themen im Arbeitsalltag

Schwerpunkt der Tagung waren Referate zur Energieberater-Praxis, das Themenspektrum reichte von Fehlern bei modernen Bauweisen und der Luftdichtheitsmessung über den Einbau von Lüftungsanlagen und Innendämmungen und den sommerlichen Wärmeschutz bis hin zur Konfliktlösung und rechtlichen Aspekten. Professor Dr. York Ostermeyer von der TU Chalmers in Göteborg beispielsweise wendete sich einem der derzeit viel diskutierten Themen zu und sprach über die graue Energie in Dämmstoffen. Sein Resümee: Ab Passivhaus-Standard macht der in Baustoffen gebundene ökologische Impact in einer 30-Jahre-Betrachtung etwa die Hälfte des Gesamtimpacts aus.

Welche Schwierigkeiten bei der sechs Jahre dauernden Sanierung der Ricarda-Huch-Schule in Hannover zu bewältigen waren und noch immer sind, erläuterte der Architekt Sven Reuter im Vortragsblock Nichtwohngebäude. Miteinander verbundene Bauten unterschiedlichen Stils aus früheren Instandsetzungen und Erweiterungen, denkmalpflegerische Gesichtspunkte und die Besonderheiten des weiterlaufenden Schulbetriebs erforderten ganz eigene Kompromisse. Und förderten auch die belangreiche Erkenntnis zutage, dass die eingebaute Technik das Bedienpersonal nicht überfordern darf.

Im Vortragsblock Wohnkonzepte berichtete u. a. Bosco Büeler über das Mehrgenerationenhaus „Sennrüti“ in der Schweiz. Nach der Sanierung und Dämmung des Hauses, dem Einbau ökologischer Gebäudetechnik sowie der Umstellung auf Versorgung mit Energie aus regenerativen Trägern leben, wohnen und arbeiten jetzt ca. 100 Personen in einer ganzheitlichen Lebensgemeinschaft mit einer nachhaltigen Sozialstruktur, verbunden durch gemeinsame ökologische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Werte.

Der Vortrag von Dr. Gregor Scheffler im Themenblock zu erhaltenswerten Fassaden befasste sich mit der Sanierung von Häusern mit denkmalgeschützter Fassade. Das Anbringen von Innendämmung und der Einbau von Doppelfenstern führen dazu, dass sich die Wärme- und Feuchtebedingungen innerhalb der Konstruktion verändern. Für kritische Bereiche wie Holzbalkenköpfe und Fensterlaibungen müssen deshalb individuelle Lösungen gefunden werden.

Auch bauphysikalische Themen wurden beleuchtet, dabei ging es um Raumklima und Bauhygiene, um Leckagen und Luftdichtheit. Dr. Thomas Warscheid stellte in seinem Referat heraus, dass wir mit sehr vielen Schadstoffen konfrontiert werden. Diese Schadstoffe lassen sich zwar reduzieren, aber nicht vollständig vermeiden, weshalb regelmäßiger Luftaustausch so enorm wichtig ist.

Sehr aktiv beteiligten sich die Tagungsbesucher auch an den drei Workshops, die sich mit rechtlichen Aspekten auf dem Bau, mit Wärmebrücken und mit Haustechnik für Effizienzhäuser auseinandersetzten. Viele Teilnehmer nutzten auch die Gelegenheit, sich bei den ausstellenden Unternehmen über Produkte und Werkstoffe, neue technische Systeme und Verfahren rund um das energieeffiziente Bauen und Modernisieren zu informieren.

Für den Samstagnachmittag hatten die Veranstalter noch zwei Highlights vorbereitet. Zunächst berichtete Helmut Krapmeier darüber, wie im österreichischen Vorarlberg bis 2050 die Energieautonomie auf der Basis erneuerbarer Energieträger erreicht werden soll. Den Schlusspunkt setzte Professor Dr. Niko Paech von der Universität Oldenburg mit seinem Vortrag „Weniger ist mehr – und mehr geht immer“, in dem er seine Postwachstumsökonomie vorstellte. Viel Gesprächsstoff für den Heimweg.

 

Kontaktbörse und Netzwerktreff

Gespräche untereinander, das Knüpfen neuer Kontakte und Netzwerke, die Diskussion über Vorträge und ihre Inhalte, das gemeinsame Entwickeln und Vorantreiben neuer Ideen, all das prägte die Vortragspausen und das Conference Dinner am Abend des ersten Konferenztages. Nach vielen Vorträgen bildeten sich Trauben um den Referenten, manch einer bedankte sich für die Anregungen, manch einer nutzte die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit dem Vortragenden.

 

Fazit

Als Veranstalter fungierten das Energie- und Umweltzentrum am Deister (e·u·[z·]) und proKlima – der enercity-Fonds aus Hannover. Uwe Brockmann, Geschäftsführer des e·u·[z·], freut sich über den Erfolg: „In unserem Tagungsbüro standen bis zuletzt die Telefone nicht still, noch wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung meldeten sich Interessenten, die leider nicht mehr alle berücksichtigt werden konnten.“ Für die nächste Tagung werde deshalb darüber nachgedacht, in größere Räume umzuziehen.

Für all diejenigen, die nicht an der Tagung teilnehmen konnten, aber gern an den spannenden Inhalten teilhaben möchten, bietet das e·u·[z·] die CD mit den Tagungsbeiträgen zum Preis von 39 Euro an. Das Bestellformular ist auf der Website www.e-u-z.de unter dem Menüpunkt „Tagungen - Tagungsreader“ zu finden.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 7-8/2013 Modulares Tagungsprogramm

5. EffizienzTagung Bauen + Modernisieren

1. und 2. November 2013/ Hannover Die 5. EffizienzTagung Bauen+ Modernisieren stellt aktuelle Entwicklungen im Marktumfeld der Energieberatung und direkt anwendbares Praxiswissen in den Mittelpunkt....

mehr

6. EffizienzTagung Bauen + Modernisieren

Aus der Praxis – für die Praxis

Im Fokus der 6. EffizienzTagung Bauen+Modernisieren, die am 28. und 29. November 2014 in Hannover stattfindet, stehen die Energieberaterpraxis, Haustechnik, Dämmstoffe, gesetzliche Rahmenbedingungen...

mehr
Ausgabe 10/2010

3. EffizienzTagung Bauen und Modernisieren

19. und 20. November 2010 Hannover Die überregional bedeutsame Tagung präsentiert ein Programm aus Plenarvorträgen und Workshops zum effizienten Bauen und Modernisieren. Konkrete Beispiele...

mehr

15. Effizienztagung „klimaneutral Bauen+Modernisieren

Themen sind u. a. serielles Sanieren und zirkuläres Bauen

Auf der 15. Effizienztagung „klimaneutral Bauen+Modernisieren“ zeigen Architekten, Energieberater, Ingenieure und Planer, wie sie die Bauwende in der Praxis umsetzen. Das Branchentreffen findet am...

mehr
Ausgabe 7-8/2017 CO2-neutral bauen und wohnen

9. EffizienzTagung Bauen und Modernisieren

Am 24. und 25. November 2017 findet im Hannover Congress Centrum die 9. EffizienzTagung Bauen?+?Modernisieren (www.effizienztagung.de) statt. Dabei werden Konzepte, Strategien und Pioniergebäude für...

mehr