Im Gespräch mit Wolfgang Diebel
tab: Derzeit beginnt die Umstellung der Gasarten durch die Energieversorger von L- auf H-Gas. Worin liegen die Unterschiede der beiden Gasarten im Detail?
Wolfgang Diebel: Der wesentliche Unterschied zwischen der Gasart Erdgas L und Erdgas H liegt in dem Energieinhalt pro m³ Erdgas. Dabei hat Erdgas H pro m³ einen um ca. 10 % höheren Energieinhalt wie Erdgas L.
tab: Das erste Gebiet ist Schneverdingen in der Lüneburger Heide. Wie sehen die weiteren Umsetzungspläne aus?
Wolfgang Diebel: Bzgl. der Umstellgebiete gibt es eine Planung, welche in dem Netzentwicklungsplan (NEP) beschrieben wird. Die Umstellung in Schneverdingen war mit ca. 6.000 Anschüssen ein sehr kleines Gebiet.
Für 2016 ist z. B. die Umstellung bei den Stadtwerken Böhmetal und im Gebiet Bomlitz geplant. Alles noch Umstellgebiete mit einer überschaubaren Größenordnung. Die Masse der Umstellungen erfolgt ab 2019, wo dann jedes Jahr bis 2030 ca. 300.000 Anlagen pro Jahr umgestellt werden sollen.
tab: Wie wirken sich die unterschiedlichen Gasarten auf den Betrieb eines Wärmeerzeugers aus?
Wolfgang Diebel: Das ist je nach Gasgerät unterschiedlich. Deshalb haben wir als Hersteller eine Geräteliste mit den jeweiligen Umstellmaßnahmen und erforderlichen Umstellteilen für die DVGW-Datenbank erstellt.
Wenn keine sachgerechte Anpassung, sofern erforderlich, für das Gasgerät erfolgt, können Geräteschäden und auch Sicherheitsrisiken entstehen. Aus diesem Grunde bearbeitet eine Gasumstell-Projektgruppe die jeweilige Gasartumstellung.
Anbieter wie Buderus bieten den Beteiligten am Gasart-Umstellungsprozess Gasart-Umstellteile und vor allem auch Dienstleistungen, wie Geräteliste, Umstellanleitungen für Altgeräte, Schulungen und eine Hotline mit Spezialisten für auftretende Fragen an.
tab: Ist eine Umrüstung aller Bestandsgeräten nötig? Wie sieht es bei Neugeräten insbesondere Brennwertgeräten aus?
Wolfgang Diebel: Bei der Gasartumstellung in einem Gebiet müssen alle Gasgeräte von der Projektgruppe bzw. dem beauftragten Dienstleister erfasst und auch überprüft werden.
Je nach Gerät ergeben sich auf Basis der Geräte-Hersteller-Vorgaben zu Anpassungsmaßnahmen. Die kann z. B. der Gasdüsenwechsel oder die Anpassung über den CO2-Wert sein. Das ist von Gerät zu Gerät unterschiedlich und hängt von der eingesetzten Brennertechnologie ab.
Auch der Zeitpunkt, wann die Geräteanpassung im Vergleich zu der Gasartumstellung im Netz erfolgen kann, ist geräteabhängig. Ein Teil der Gasgeräte kann langfristig vor der Gasartumstellung angepasst werden. Andere Geräte müssen zeitgleich oder sogar nach der Gasartumstellung angepasst werden. Das gilt sowohl für Bestands- als auch für Neuanlagen.
tab: Was muss ein Planer dementsprechend berücksichtigen?
Wolfgang Diebel: Für das jeweilige Projekt Gasartumstellung sind die zuständigen Stadtwerke bzw. Energieversorger verantwortlich. Jedoch ist die Einbindung der lokalen Fachfirmen regional sehr unterschiedlich.
tab: Buderus bietet viele Schulungen an. Gibt es auch Services zur Gasartenumstellung?
Wolfgang Diebel: Buderus bietet für die jeweiligen Gasartumstellungsprojekte vielfältige Dienstleistungen an. Zum einen sind es unsere Geräteliste und die Umstellunterlagen für Altanlagen. Weiterhin bieten wir für die Beteiligten am Gasart-Umstellungsprozess Schulungen an. Bei Fragen zu Gasgeräten, Umstellmaßnahmen und Problemen steht eine Hotline mit Produktspezialisten den Beteiligten zur Verfügung.
tab: Es soll ein Bestandslabel für Wärmeerzeuger eingeführt werden. Welche Erwartungen hat Ihr Haus an das Label?
Wolfgang Diebel: Das Bestandsanlagenlabel wird von Buderus sehr begrüßt, denn es macht über das Label sehr schnell und einfach deutlich, dass Altanlagen mit einer Energie-Effizienzklasse zwischen C und E deutlich ineffizienter sind als neue Brennwertgeräte mit einem Energie-Effizienzlabel von A oder Brennwert Hybrid-Systemen mit regenerativen Systemergänzungen mit einem Energie-Effizienzlabel von A+.
tab: Herr Diebel, dann steht einer erfolgreichen Umstellung nichts mehr im Weg. Vielen Dank für die Auskünfte.