Klimaneutrale Gebäude dank TGA
Um gleich mit dem richtigen Messegefühl in die ISH digital zu starten, setzt man sich früh am Morgen mit einem Pott Kaffee an den Computer. Dann kurz das ISH-Messeradio angeklickt, um ein wenig den Eindruck zu erhalten, man wäre auf der Via Mobile zwischen den Hallen der Messe Frankfurt unterwegs. Dann rasch auf die Messeplattform umschalten: Zum Auftakt erscheint auf dem Bildschirm eine leere Messehalle. Ein prachtvoll illuminierter ISH-Truck fährt vor. Und dann ist es mit dem kurzen Video soweit – die ISH digital 2021 hat begonnen, und damit ein ganz anderes Messeformat als vor der Covid-Pandemie gewohnt.
Die ISH digital fand vom 22. bis 26. März 2021 online statt.
Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH /
Petra Welzel
Und dennoch ist viel vertraut: „Wasser, Wärme, Klima sind die Themen, die uns auch in Zukunft positionieren“, betonte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier das bekannte Messemotto in seinem Statement. Der Schwerpunkt liege dabei auf der Erneuerung der Gebäudetechnik im Bestand und damit der Umsetzung des „Green Deal“. Passend dazu sagte Uwe Glock, Präsident des Bundesverbands der deutschen Heizungsindustrie: „Rund 70 % der Investition zur Sanierung der Gebäude wird in den TGA-Bereich fließen müssen.“ Zudem stellte er die Forderung nach einer kompletten Entlastung des Wärmepumpenstroms von EEG-Abgaben. Es müsse weiterhin ein beschleunigter Ausbau CO2-freier Energieträger erfolgen, darunter grüner und blauer Wasserstoff.
Prof. Christian Kaup, Präsident des Fachverbandes Gebäude-Klima (FGK) brachte einen weiteren Schwerpunkt ins Spiel: „Moderne Gebäude sind ohne Raumlufttechnik nicht mehr denkbar.“ Das Thema hat durch die Covid-Pandemie noch mehr Bedeutung erhalten und zielt auf Hygiene und gute Raumluft gleichermaßen ab. Das gilt insbesondere für Schulgebäude, wie vielfach geäußert wurde.
Thilo C. Pahl, Vorsitzender der Vereinigung deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) brachte mit der Sonderschau „Pop up my Bathroom“ mit ihren drei Themenbereichen „Smart Bathroom, Green Bathroom und Living Bathroom“ ein drittes Themenfeld ins Spiel. Auch hierbei spielt die Hygiene eine wichtige Rolle.
Auch wenn das aktive Messegeschehen, der Trubel und die vollen Messestände gefehlt haben, ließen sich auf der ISH digital Erkenntnisse gewinnen und Kontakte knüpfen. Erforderlich war aber auf jeden Fall ein gutes Maß an Eigeninitiative. Und auf diese kommt es mehr denn je an, um die Ziele in Bezug auf Klimaschutz in Gebäuden voranzubringen.
Heizungstechnik
Wärmepumpen, hybride Wärmeerzeuger und Gas-Brennwertgeräte sind drei Lösungen, auf die die Heizungsindustrie aktuell setzt. Trotz 2020 steigender Zahlen von 511.000 auf 643.500 m2 neu installierter Solarkollektorfläche spielte die Solarthermie keine große Rolle im digitalen Messegeschehen. Sind Heizungsindustrie und Energiewirtschaft im Wärmemarkt dennoch „Green Deal-ready“? Diese Frage wurde mit „Ja“ beantwortet. Mit Wärmepumpen und für eine Beimischung von bis zu 20 % Wasserstoff im Erdgasnetz oder künftig sogar zu 100 % wasserstoffgeeigneten Brennwert-Wärmeerzeugern und Brennstoffzellen-Heizgeräten sind die Hersteller gut aufgestellt. Bis Wasserstoff in der Wärmewirtschaft angekommen ist, wird es allerdings noch etwas dauern, wenn man der Argumentation von Andreas Feicht, Staatssekretär im BMWi, folgt. Denn der bislang nur begrenzt verfügbare Energieträger Wasserstoff soll vorrangig da genutzt werden, wo er die größten Vorteile bringt, und da steht die industrielle Nutzung ganz klar an erster Stelle, gefolgt vom Verkehrssektor bei Flugzeugen und Schiffen.
Damit es auch bei niedrigen Vorlauftemperaturen schnell warm wird: Der Wärmepumpen-Heizkörper „x-flair“ und die Luft-/Wasser-Wärmepumpe „x-change dynamic pro“ sind Teamplayer in Renovierung und Neubau.
Foto: Kermi
Von besonderer Bedeutung zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudebestand ist es, Altanlagen auszutauschen. So sieht es Klaus Jesse, Präsident der Association of the European Heating Industry (EHI), als notwendig an, europaweit eine Renovierungsquote von 6 % anzustreben. Für Deutschland bedeute dies 1,2 Mio. neue Anlagen pro Jahr, wie BDH-Präsident Uwe Glock im Weiteren erläuterte. Mit dieser Überleitung ist das Tor zu den Messeneuheiten geöffnet:
Mit dem Gas-Brennwertgerät „Condens 5300i WMA“, mit seinen bis zu 24 kW und einem Modulationsbereich von bis zu 1:10, erweitert Bosch sein Portfolio der kompakten Heizungen und „renewable ready“-Lösungen, mit denen regenerative Energien vor allem in der Modernisierung eingebunden werden können. Über einen Hybridmanager, der ab dem 4. Quartal 2021 verfügbar sein soll, ist die Nachrüstung einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe möglich.
„Der Energiemix der Zukunft braucht hybride Systeme“, wie Wolfgang Diebel, Produktmanager bei Buderus, im Rahmen einer Pressekonferenz sagte. Passgenau dazu ergänzt Buderus sein Produktportfolio mit dem „Logano plus GBH212“ um ein Gas-Brennwert-Hybridsystem, das sich vor allem für die Heizungsmodernisierung eignet: Es besteht aus dem Gas-Brennwertkessel „GB212“ mit 15 oder 22 kW, einem Hybridset mit einer Wärmepumpen-Außeneinheit sowie dem Hybridmanager „HM200“, der beide Komponenten effizient miteinander vernetzt. Ergänzt wird das System um einen Warmwasserspeicher.
Mit zwei neuen Wärmepumpenmodellen komplettiert Daikin sein Angebot an „Altherma“-Luft-/Wasser-Wärmepumpen für Neubau und Renovierung. Die „Altherma 3 H MT“ bietet als Komfort-Wärmepumpe für den Kesseltausch und gehobene Neubauten eine Vorlauftemperatur von bis zu 65 °C eine Lösung für den einfachen Austausch bisher genutzter Wärmeerzeuger. Die in Hydrosplit-Bauweise konzipierte Wärmepumpe ist ohne Kälteschein zu installieren: Da das Kältemittel nur im Außengerät zirkuliert, sind lediglich wasserseitige Anschlüsse notwendig. Die „Altherma 3 M“ ist eine Lösung in Monoblock-Bauweise, die für den Neubau oder kleinere Mehrfamilienhäuser mit niedrigen Investitionskosten sowie für die Kombination mit Wohnungsstationen zur Wasserhygiene geeignet ist. Ein weiteres Einsatzgebiet ist der Gewerbe- und Industriebereich.
Dimplex präsentierte dem Fachpublikum in virtuellen Showterminen die aktuelle Gerätegeneration, darunter die drei Luft-/Wasser-Wärmepumpen „M Flex“, „LI 16I-TUR“ für die Innenaufstellung oder „LA 35TBS“ in Monoblockbauweise.
Unter den Neuheiten von Mitsubishi Electric sind neben Luft-/Wasser- auch Sole-/Wasser-Wärmepumpen sowie Eco-Konvektoren enthalten, die eine einfache Nutzung niedriger Vorlauftemperaturen im Gebäudebestand auf Basis der Wärmepumpentechnologie ermöglichen. Mit den Eco-Konvektoren „i-Life2-Slim“ steht ein Wärmeverteilsystem zur Verfügung, das im Bestand die Systemeffizienz durch niedrige Vorlauftemperaturen erhöht. Zusätzlich bieten die Eco-Konvektoren die Möglichkeit, die reversiblen Varianten der „Ecodan“-Systeme zur Raumkühlung zu nutzen.
Mit den „Regudis W-HTE“-Wohnungsstationen von Oventrop wird die Trinkwassererwärmung dezentral geregelt. Die einfach zu installierende Systemlösung lässt sich modular auf neue Anwendungsfälle oder um weitere Funktionen erweitern: beispielsweise mit dem Durchlauferhitzermodul oder dem neuen Duo-Heizkreistrennmodul – zur Systemtrennung des wohnungs- vom gebäudeseitigen Heizkreis.
Verbunden mit einem Gasanschluss erzeugt der „Bluegen BG-15“ von Solidpower rund um die Uhr Wärme und Strom. Den günstigen und emissionsarmen Strom können Kunden entweder direkt vor Ort selbst nutzen oder bei Überschuss gegen eine Vergütung in das Stromnetz einspeisen. Der Nutzer kann die elektrische Leistung zwischen 0,5 und 1,5 kW eigenhändig regeln. Die Steuerung geschieht über eine App oder eine Desktop-Applikation.
Der virtuelle Showroom der Roth Werke bietet Informationen über die Energiesysteme des Unternehmens.
Screenshot: mcl
Einen virtuellen Weg von Wärmepumpen- und Solarsystemen über die Energienutzung mit Flächen-Heiz- und -Kühlsystemen, Rohr-Installationssystemen und Wohnungsstationen bis zur Energiespeicherung haben die Roth Werke mit einem digitalen Showroom (www.roth-werke.de/showroom) aufgebaut.
Stiebel Eltron bietet über das bekannte hochwertige Portfolio an Wärmepumpen hinaus ein Hydraulikmodul an. Dieses kann als Schnittstelle dienen, wenn ein bestehender Wärmeerzeuger erst einmal weiter betrieben werden soll. Das Hydraulikmodul entkoppelt die neue Wärmepumpe von der bestehenden Hydraulik und bietet darüber hinaus die Möglichkeit für den Betreiber, der Gesamtanlage vorzugeben, ob einem wirtschaftlichen oder einem umweltfreundlichen Betrieb Vorrang gegeben werden soll.
Die Spülstation „Motion“ zeichnet sich vor allem durch ihr kompaktes Design und eine hohe Spülleistung von bis zu 15 l/min aus.
Foto: Uponor
Unter dem Slogan „Moving Forward“, der für zukunftsorientierte Gebäudelösungen und Serviceleistung für die Kunden steht, präsentierte Uponor eine Spülstation, die Erweiterung seines Systemangebots um das Edelstahlrohrsystem „Inox“ und das vorgedämmte Rohrsystem „Ecoflex VIP“ für Nahwärmenetze, das Dämmleistung mit hoher Flexibilität kombiniert.
Mit der Sole-/Wasser-Wärmepumpe „geotherm perform“ mit 19 bis 26 kW und der Luft-/Wasser-Split-Wärmepumpe „arotherm perform“ mit bis zu 78 kW ergänzt Vaillant sein Wärmepumpenangebot um zwei Modelle. Beide Wärmepumpen sind für den Einsatz in großen Neubau- und Renovierungsprojekten der Wohnungswirtschaft und in Gewerbeimmobilien konzipiert. Für höhere Leistungen lassen sich beide Modelle in Kaskade schalten. Dies ermöglicht bei der Sole-/Wasser-Wärmepumpe bis zu 624 kW Heizleistung, und der Luft-/Wasser-Split-Wärmepumpe bis zu 208 kW.
„Alle neuen Brennwertgeräte sind H2-ready“, sagt Thomas Heim, Chief Sales and Marketing Officer der Viessmann Climate Solutions SE, „unsere Kunden entscheiden sich bewusst für wasserstofffähige Lösungen und leisten damit einen positiven Beitrag zur Gestaltung von Lebensräumen für zukünftige Generationen.“ Die Gas-Brennwertgeräte der „Vitodens“-300er- und -200er-Serie sind nach ZP 3100 der DVGW Cert GmbH zertifiziert. Das heißt, sie dürfen mit bis zu 20 % Wasserstoff betrieben werden. Die „Vitomax“-Heißwasser- und Dampferzeuger lassen sich sogar mit reinem Wasserstoff betreiben, der etwa bei chemischen Prozessen anfällt.
Mit den Gas-Brennwertgeräten „Thermo Condens WTC-GW-B“ in den Leistungsgrößen 45 und 60 kW rundet Weishaupt sein Programm an wandhängenden Brennwertsystemen der neuen Generation ab. Das selbstkalibrierende SCOT-System (Safety Combustion Technology) sichert bei den Brennwertgeräten auch bei unterschiedlicher Zusammensetzung des Brennstoffes Gas stets die optimale Verbrennungsqualität, selbst bei Wasserstoffbeimischungen von bis zu 20 % Volumenanteil.
Die Einsatzmöglichkeit der Gas-Brennwerttherme „CGB-2-75/100“ in Kaskaden mit bis zu fünf Geräten (bis zu 500 kW Leistung) erweitert das Anwendungsspektrum deutlich.
Foto: Wolf GmbH
Im Bereich Heiztechnik zeigte die Wolf GmbH den bodenstehenden Gas-Brennwertkessel „TGB-2“. Die Heizungslösung punktet mit gleich zwei flexibel nutzbaren Abgas-Anschlussmöglichkeiten und ist bereits jetzt für künftige Einsätze „H2-ready“.
Heinz-Werner Schmidt, Geschäftsführer der BDR Therma in Deutschland, stellte im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz die 3D-animierten Messestände von Brötje und Remeha vor.
Screenshot: mcl
BDR Thermea kündigte an, bis Ende des Jahres 2021 CO2-neutral fertigen zu können. Bis zur vollständigen Umsetzung wird auf Ausgleichsmaßnahmen gesetzt. Passend zur Ankündigung setzt die Tochter Remeha auf das Brennstoffzellensystem „eLecta 300“. Dieses besteht aus einem Brennstoffzellen-Modul, einem 300-l-Pufferspeicher und einem Vormontage-System, welches am Pufferspeicher montiert wird. Zudem beinhaltet das System einen Brennwert-Spitzenlastkessel, mit einer Leistung von 21,8 kW, und ein Hydraulikmodul. Letzteres besteht aus einem gemischten Heizkreis (ein zweiter ist optional nachrüstbar) und einer Frischwasserstation für die Trinkwassererwärmung im Durchlaufprinzip.
Doch auch an die Peripherie rund um die Wärmeerzeuger sollte gedacht werden. Denn „wirtschaftlich zu sein und im Einklang damit Umwelt und Klima deutlich weniger zu belasten, ist mit Systemlösungen, wie sie u.a. Reflex anbietet, realisierbar. Mit ihnen lässt sich die Effizienz von Heiz- und Kühlwassersystemen steigern. Eine optimale Anlagenhydraulik mit einem gasfreien Medium sowie eine bestmögliche Wärmeübertragung sind dabei die Schlüsselfaktoren“, sagte Volker Mauel, Geschäftsführer von Reflex Winkelmann.
Raumlufttechnik
Fachvorträge im Rahmen des Klimaforums boten Informationen zu Lüftungsstrategien unter besonderer Berücksichtigung der Covid-Pandemie, Luftreinigungsgeräten, zur Raumluftfeuchte, smarten Wohnungslüftung sowie zu dem Betrieb von Raumklimageräten. Als eine Konsequenz wird erwartet, dass Mindestfeuchte und Luftreinigung als Gesundheitsvorsorge in der Raumlufttechnik über die Zeiten der Pandemie hinaus weiter an Bedeutung gewinnen. Mit „Luftreinigungsgeräte – Anforderungen zur gezielten Verringerung des Infektionsrisikos“ wurde auch die Schallleistung als technische Herausforderung diskutiert. Zudem wurde von verschiedenen Seiten betont, dass Luftreiniger kein Ersatz für Lüftungsanlagen sein können, sondern als ergänzende Maßnahme zu sehen sind.
Thema auf dem Klima Forum war die hohe Bedeutung, die Lüftungs- und Klimaanlagen, vor allem auch vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie, zukommt.
Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Petra Welzel
Konkret berichtete Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel, Hermann-Rietschel-Institut der TU-Berlin, unter der Überschrift „Lüftungsstrategien unter besonderer Berücksichtigung der Covid-Pandemie“ über Möglichkeiten zur Reduzierung der Virenlast in Gebäuden. Zuverlässig und berechenbar sei dies nur mit mechanischen Lüftungsanlagen möglich, so sein Fazit, da sowohl das Tragen von Masken, je nach Trageweise, oder die Fensterlüftung, je nach aktuellen klimatischen Verhältnissen, mit zu vielen rechnerischen Unsicherheiten behaftet sei. Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller, E.ON Institut RWTH Aachen, zeigte ergänzend auf, wie sich das Infektionsrisiko mathematisch abschätzen lässt. Dr. Walter J. Hugentobler, FMH Allg. und Innere Medizin, forderte, dass die Schutzmaßnahmen über AHA-Regeln, Impfen und TGA um eine individuelle Abwehr durch ausreichende Befeuchtung der Schleimhäute im Nasen- und Rachenraum ergänzt werden müssten. Hier spiele die Raumluftfeuchte eine nicht zu unterschätzende Rolle, die für die menschliche Gesundheit idealerweise zwischen 40 und 60 % liegen solle. Daher kann, um mit FGK-Geschäftsführer Günther Mertz zu sprechen, nur immer wieder betont werden: „Denken Sie immer an die Raumluftfeuchte.“
Konkreter wird das Thema mit den Produkten der Hersteller. So wies Airflow auf das zentrale Lüftungsgerät „Duplexbase PT“, das platzsparend für ideale Frischluftzufuhr sorgt, hin. Bei engen Einbausituationen punkten die Standgeräte mit ihrer geringen Bodenfläche. Über einen integrierten CO2-Sensor kann die benötigte Frischluftzufuhr in Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie kleineren Büro- und Gewerbegebäuden bedarfsgerecht gesteuert werden.
Die „Heliosphere“ präsentiert dem Nutzer, neben Neuheiten und Innovationen, verschiedenste praxisorientierte Anwendungsfälle der Helios Lüftungssysteme.
Bild: Helios Ventilatoren
Helios Ventilatoren präsentierte mit der „Heliosphere“ (www.heliosventilatoren.de/heliosphere) eine interaktive, über den Webbrowser abrufbare Online-Welt, die in praxisgerechten Anwendungsfällen die Lösungskompetenz des Unternehmens rund um das Thema Lüftungssysteme aufzeigt. Diese Bandbreite reicht von der klassischen Be- und Entlüftung über Wärmerückgewinnung und Luftreinigung bis zu Spezialthemen wie Ex und T120 sowie Brandschutz und Entrauchung. Über verschiedene „Räume“ folgte der digitale Einstieg in die Themen, hinter denen sich verschiedene Einsatzbereiche verbargen, für die Helios komplette Systemlösungen mit perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten anbietet – angefangen vom Lüftungsgerät, über die Regelungssysteme und Sensoren bis hin zu sämtlichen Montageaspekten.
Die LTG Aktiengesellschaft begab sich zwischen Pandemie und Klimawandel auf die Suche nach dem „Klimasystem der Zukunft“. Konträre Ziele, die eine Erhöhung des Luftvolumenstroms mit Energieeinsparung in Einklang bringen sollen. Hierfür hat die LTG das Tool „Systemfinder“ (www.system-finder.de) entwickelt. Dieses ermittelt das System mit den niedrigsten Gesamtkosten für einen Zeitraum von 20 Jahren über einen evolutionären Algorithmus unter Berücksichtigung der akustischen Randbedingungen.
Ein kompaktes Modul zur Kontrollierten Wohnraumlüftung (KWL) von Panasonic versorgt die Räume kontinuierlich mit frischer Luft. Dabei nutzt der hocheffiziente Rotationswärmetauscher die Wärme der Abluft zur Vorerwärmung der Frischluft und senkt damit die Heizlast des Gebäudes. Dank des latenten Wärmetausches wird auch Feuchtigkeit zurückgewonnen und eine trockene Raumluft vermieden. Die Lüftungsmodule sind dabei ideale Partner für die „Aquarea“-Luft-/Wasser-Wärmepumpen der „H“- und „J“-Serie. Werden Panasonic-Lüftungsanlage und -Wärmepumpe über ein Modbus-Interface angeschlossen, lassen sich beide Geräte mit dem Touchscreen des Reglers einstellen. Die Einstelloptionen der Wärmepumpe werden dann auf einer eigenen Registerkarte auf dem Startbildschirm der Bedieneinheit angezeigt.
Mit dem „CFL Edu“ erweitert die Wolf GmbH ihr Angebot um ein dezentrales RLT-Gerät mit Wärmerückgewinnung für Schulbauten. Das Gerät ist zur Nachrüstung geeignet und wird direkt im Raum manipulationssicher unter der Decke platziert. Niedrige Schallemissionen sorgen für eine störungsfreie Lernatmosphäre. Passend dazu bietet die beim Unternehmen zu beziehende Kompetenzbroschüre „Schullüftung“ Hintergrundwissen, Daten und Fakten.
Wassertechnik und Sanitär
Viele Unternehmen richteten in ihren Räumen eigene Übertragungsstudios ein – wie hier Dallmer in seinem Werk in Arnsberg.
Foto: Dallmer GmbH + Co. KG
Hansa hat als Bestandteil der Neuheitenpräsentation einen virtuellen Showroom als 360°-Erlebnis unter novelties.hansa.com ins Web gestellt.
Bild: Hansa Armaturen GmbH
Grundfos bekräftigte die Bedeutung der Digitalisierung für Pumpen, insbesondere in Sachen Konnektivität: Vernetzte Pumpen können spezifische Funktionalitäten ausführen, optional auch andere Prozessparameter über zusätzliche freie Schnittstellen mit überwachen. Unabdingbar ist die digitale Kommunikation von Daten sowie deren Auswertung für eine höhere Transparenz und damit eine gesicherte Verfügbarkeit der Anlagen. Das gewinnt gerade in der Covid-19-Krise an Relevanz, um Kunden mit Remote-Services zu bedienen und den Anlagenbetrieb hinsichtlich Inbetriebnahme und Wartung zu optimieren.
Mit der „Linearis Infinity“ bringt Entwässerungsspezialist Kessel eine vielseitig anpassbare Duschrinne auf den Markt. Diese ist in vielen Farben und Längen erhältlich, lässt sich beliebig erweitern und mit Verbindungsstücken und dem Stecksystem in gerader Linie verlängern und sogar um Ecken im 30°-, 45°- und 90°-Winkel führen. Der verwendete Edelstahl V4A ist korrosionsbeständig und hält dem Abwasser im Bad dauerhaft stand.
Von Delabie wurden eine Produktauswahl für das Waschen und die Desinfektion der Hände, darunter die Waschtisch-Armatur „Tempomatic Mix 4“ sowie die elektronische Mischbatterie „Black Binoptic“ in verschiedenen Ausführungen, präsentiert. Wasser- und Energieersparnis ohne Leistungseinschränkungen und ohne Reduzierung des Nutzerkomforts vereinen sich in der Waschtischarmatur „Binoptic“.
Optimale Voraussetzungen für ein berührungloses Händewaschen schafft Franke mit der leicht zu bedienenden, illuminierten Waschplatzeinheit „FX-Modular”. Wasser, Seife und Luft lassen sich berührungslos aktivieren und tragen damit zu einem hygienischen Wascherlebnis bei.
An die alltägliche Praxis denkt Hansgrohe mit der Variante „Flex“ der Armaturenlinie „hansgrohe Finoris“, deren Auszugsbrause mit einem Aktionsradius von 500 mm viel Bewegungsfreiraum bietet und die nach der Nutzung durch eine magnetische Rückzugsunterstützung sanft in die Ausgangsposition zurückgleitet.
Bei Kaldewei standen barrierefreie Bäder und insbesondere Duschlösungen im Fokus. Coronakonform durch eine Plexiglasscheibe getrennt diskutierten Martin Schäpermeier (links) und Martin Zinzius (rechts) unterhaltsam über gute und weniger gute Lösungen.
Screenshot: mcl
Bei Kaldewei standen barrierefreie Bäder und insbesondere Duschlösungen im Fokus. Coronakonform durch eine Plexiglasscheibe getrennt diskutierten Martin Schäpermeier und Martin Zinzius unterhaltsam über gute und weniger gute Lösungen. Auf amüsante Weise brachten die beiden Fachleute nicht nur passende Ausstattungslösungen des Herstellers einschließlich Trittschalldämmung und Rutschhemmung, sondern auch die DIN 18040-2 nahe.
Blick in einen öffentlichen Sanitärbereich mit vernetzten Geräten von Roca, von „Proton“-Urinalen bis zu „Loft-E“-Armaturen und „Public“-Seifenspendern
Foto: Roca
Die „RocaProtect“-Plattform ist eine smarte Lösung für öffentliche Sanitärräume. Sie integriert die vernetzungsfähigen Geräte von Roca in ein cloudbasiertes Monitoring und ermöglicht eine vorausschauende Wartung in Bezug auf mögliche Leckagen, Abflussverstopfungen oder fehlende Verbrauchsmaterialien. Das System liefert Echtzeitberichte über den Wasserverbrauch und einen Überblick über die Funktionsfähigkeit der Anlagen.
Tece stellte eine Trinkwasserhygienestation für reine Kaltwassersysteme vor. Die Hygienespülstation für Kaltwasser verschwindet komplett im Spülkasten.
Gebäudeautomation bietet Dienstleistungen
So wie eine Messe auf ihren digitalen Kanälen anders funktioniert als gewohnt, ist es an der Zeit, TGA anders und damit noch gesamtheitlicher zu denken. Dabei werden Raum- und Gebäudeautomation zur integralen Drehscheibe eines Gebäudes. Für das Funktionieren wird immer mehr Rechenleistung und Speicherplatz in Gebäuden verbaut. Die erfassten Daten werden von Analyseprogrammen ausgewertet und geben Vorschläge zur Optimierung des Gebäudebetriebs. Über sich hieraus ergebende Services und Dienstleistungen und damit noch stärker als bisher vom Nutzer zu denken, ist ein zukunftsfähiger Ansatz, der sich mit der zunehmenden Vernetzung von TGA und IoT für den Gebäudebetrieb anbietet.
Danfoss stellte passend dazu Lösungen für einen grünen Neustart in der Gebäudetechnik vor. Im Mittelpunkt standen Systeme zur effizienzoptimierten Heizungs- und Gebäudesteuerung sowie für den Anschluss an eine streng bedarfsorientierte Fernwärmeversorgung.
„Aktuell hält die IoT-Technologie massiv Einzug in die Gebäudeautomation. Und die Deos AG ist hier ganz vorne dabei“, sagte Stefan Plüth, Vorstandsvorsitzender und Inhaber der Deos AG im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz. Als Beispiel nannte er den neu entwickelten Controller „OPEN.WRX“, den das Unternehmen der Öffentlichkeit vorstellte.
Dass die Gebäudeautomation mit verbesserter Hardware, erweiterten Schnittstellen und optimierter Datensicherheit Fortschritte macht, wird auch bei Johnson Controls deutlich. Für die Version 11 des Gebäudeautomationssystems „Metasys“ wurden die Netzwerk-Engine „SNE“ und die Netzwerk-Control-Engine „SNC“ weiter optimiert. Beide arbeiten jetzt mit linuxbasierter Firmware, was die Abkopplung von Microsoft erlaubt, dem Betriebssystem mehr Stabilität gibt und Cyber-Kriminellen weniger Angriffsfläche bietet. Die Nachfolger der Automationsstationen „NAE“ und „NCE“ bieten zudem Controller in neuer Designsprache. Sie unterstützen die „Daisy Chain“-IP-Kommunikation und erfüllen die Kriterien für den kommenden, verschlüsselten BACnet/SC-Standard.
„Sensoren sind die Sinnesorgane eines Gebäudes“, sagte Murat Türksoy, der in seinem Vortrag nicht nur Multisensoren vorstellte, sondern auch auf die sich ergebenden Dienstleistungen von Sauter einging. Ein Ziel ist das sich selbst optimierende Gebäude. Als eine Voraussetzung hierfür wurde der „Smart Mesh Multisensor viaSens116“ entwickelt, der Temperatur, Feuchte, Luftqualität (VOC), Präsenz, Lichtintensität und Geräuschpegel misst. Er kommuniziert per „Bluetooth Low Energy“ in einem Mesh-Netzwerk und integriert sich als IoT-Device mit MQTT in das Gebäudeautomationssystem.
Die Integration IoT-basierter Geräte und die „Connected Room Solution“ als Ökosystem für die Raumautomation hat auch Schneider Electric im Blick. Tobias Paus, Product Manager Building Automation, sprach sowohl über personalisierten Komfort und Effizienzsteigerung als auch über ein digitales Zentrum, das alle Anwendungen in einem Raum verbindet. Apps zur Inbetriebnahme und zur Nutzung des Raumkomforts erleichtern die Beherrschung auch einer komplexen Technik.
Fazit
Das Ziel, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand in Deutschland zu erreichen, ist ohne Technische Gebäudeausrüstung (TGA) nicht möglich. Hierfür bedarf es den stetigen fachlichen Austausch zwischen Herstellern, Planern und Ausführenden.
So digital wie sie gestartet ist, endete die ISH digital 2021 nach fünf vielseitigen Messetagen.
Screenshot: mcl
An dieser Stelle wird die Bedeutung von Fachmessen als Marktplatz und Plattform für den Informationsaustausch deutlich. Denn das gemeinsame Ringen um eine optimale Lösung für ein Gebäude wird erst im direkten Austausch und gemeinsamen Streben nach passenden Kundenlösungen erfolgreich.
1 Mio. Gebäudesanierungen pro Jahr stehen demnach an, soll das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2021 erreicht werden, wie ein Aktionsbündnis aus Architekten, Bauexperten und Umweltschützern formuliert (siehe Infokasten). Die Unternehmen der TGA-Branche sind sich ihrer Verantwortung bewusst und arbeiten in vielen Fällen vorbildlich daran, eine CO2-neutrale Produktion möglichst bald umsetzen zu können.
Die ISH digital in Zahlen
Im Zentrum der Veranstaltung standen von Anfang an Vernetzung, Wissensaustausch, hochkarätiger Content, ein umfangreiches Rahmenprogramm sowie neueste Lösungen und Produktinnovationen der Aussteller.
Während des Live-Events vom 22. bis 26. März 2021 wurden insgesamt 290 Stunden gesendet. Es fanden 277 Live- und Digital-Events statt, die von über 47.000 Zuschauern aufgerufen wurden. Auf der Plattform waren insgesamt rund 69.000 Teilnehmer – davon 42 % aus dem Ausland – aktiv. Ergänzt wurde die Plattform um das ISH Radio. Die nächste ISH findet vom 13. bis 17. März 2023 auf dem Frankfurter Messegelände statt.
1 Mio. Gebäudesanierungen pro Jahr
Ein Bündnis aus Deutsche Umwelthilfe (DUH), Bundesarchitektenkammer (BAK) und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat ein Papier vorgestellt, das den Lösungsweg für eine Sanierung des Gebäudebestands anhand eindeutiger Berechnungen vorstellt, die auf eine kurze Formel gebracht lauten: 1-1-100-100. Die Forderung bedeutet ausformuliert:
– 1 Mio. Bestandsgebäude pro Jahr müssen klimaneutral saniert werden – dafür soll die Bundesregierung sorgen und damit die Sanierungsrate um das Vierfache steigern.
– 1 Mio. Sanierungsfahrpläne soll die Bundesregierung jährlich verschenken, die Eigentümern konkrete Handlungsschritte für mehr und zielführenden Klimaschutz in ihren Gebäuden aufzeigen.
– 100 % Transparenz – die Regierung muss den energetischen Zustand aller Gebäude erfassen und somit konkrete Planungen überhaupt ermöglichen.
– ein 100-Tage-Sofortprogramm für Klimaschutz in Gebäuden soll die künftige Regierung direkt nach der Bundestagswahl starten.
Die Zeit drängt, mahnen DUH, BAK und DGNB. Bis 2030 müssen die klimaschädlichen Emissionen aus dem Gebäudesektor bereits um mindestens 66 % sinken, bis 2050 muss der gesamte Gebäudebestand klimaneutral sein.
Kommentar
Auch in der digitalen Messewelt gibt es noch Verbesserungspotential. Das hat die ISH digital gezeigt. So manche Präsentation wäre in der gegebenen Form eher auf einem Shoppingkanal angemessen gewesen. Dabei sollten Vorträge intensiver für eine aktive Kommunikation genutzt werden. Denn der fachliche Austausch im Chat, bietet die Möglichkeit Fachwissen und Meinungen gleichermaßen auszutauschen. Davon profitieren üblicherweise beide Seiten – Referenten wie Zuhörer. Das ist aber schon Jammern auf hohem Niveau. Denn eines muss klar sein. Die digitalen Gespräche verliefen ohne technische Probleme. Die Leitungen und damit Bild- und Sprachübertragung waren stabil. Und was wäre die Alternative gewesen: Gar keine ISH?
Wir werden sicher alle vermehrt lernen müssen, digitale Formate zu nutzen. Aber auch ein weiteres ist gewiss: Wir freuen uns darauf, 2023 wieder von Angesicht zu Angesicht auf der nächsten ISH ins Gespräch zu kommen, Exponate berühren zu dürfen und einfach unbeschwert miteinander in Kontakt zu treten.
Startup@ISHdigital
Das Sonderprogramm Startup@ISHdigital für junge Gründer wurde zur ISH digital weiter ausgebaut. 33 Startups waren als Aussteller vertreten. In sieben Pitch-Runden präsentierten 24 der jungen Gründer ihre Innovationen. In sechs Startup-Talks diskutierten Gäste aus der Startups-Szene, Unternehmen und Verbänden über die Trendthemen der ISH wie Wasserstofftechnik oder Blockchain. So stellt, um nur ein Beispiel zu nennen, die 2016 in Berlin gegründete metr eine herstellerunabhängige, skalierbaren IoT-Lösung zur Digitalisierung von Heizungs- und Trinkwasseranlagen sowie das Fernauslesen von Verbrauchszählern für eine optimierte Bewirtschaftung von Wohnraum entwickelt. Mithilfe des Trinkwasser- und des Heizungswächters können die Anlagen aus der Ferne überwacht werden.