Intersolar Europe 2015

Kooperationen für Innovationen

Mehr als 38.000 Besucher wurden auf der Intersolar Europe und der parallel stattfindenden ees Europe, als Fachmesse für Batterien und Energiespeicher­systeme, vom 10. bis 12. Juni 2015 auf dem Mün­chener Messegelände gezählt. Rund die Hälfte kam in diesem Jahr aus dem Ausland und zeigte deutlich, dass auch bei einem zuletzt schwächelnden deutschen Markt das Thema der Energie­gewinnung aus der Sonne ein weltweites Thema mit Zukunft ist.

Diese Wahrnehmung wieder verstärkt in die Öffentlichkeit zu bringen, ist ein wichtiges Anliegen im Rahmen der Energiewende. Die ortsnahe Stromerzeugung und -nutzung ist mit keiner Form der derzeitigen Energiewandler aktiver möglich als mit der Photo­vol­taik. Um die schwankende Energieerzeugung der Sonne auszugleichen, bieten Speicher immer bessere Möglichkeiten an. So wird mit Batteriespeichern ein Überschuss angelegt. Weitere Überschüsse werden über einen elektrischen Heizstab in die Wärmespeicher eines Gebäudes eingelagert. Auf diese Weise werden die elektrische und die thermische Seite der TGA immer stärker miteinander verzahnt. Für dieses Zusammenspiel sind zunehmend „smarte“ Techniken zuständig, die im Hintergrund laufen, und je nach Bedarf, die ent­sprechenden Speicher laden bzw. entladen.

Sinkende Preise stärken das Wachstum der Branche. Der Preis für solare Batteriespeicher bis 10 kWh ist 2014 um 26 % gesunken. Allein im letzten Jahr wurden nach Angaben des Branchenverbands SolarPower Europe (vormals EPIA) rund um den Globus 40 GWp installiert. Es wird damit gerechnet, dass in etwa zwei Jahren in 80 % der Länder weltweit eigener Strom mit PV preiswerter selbst erzeugt werden kann, als dieser vom Stromversorger angeboten wird.

Positive Meldungen gab es auch von den Herstellern: Fronius vermeldete unter dem Motto „Gegen den Trend – Erfolgreich in Richtung Energiezukunft“, dass die spannende Aufgabe der Zukunft nicht mehr darin liege, Strom aus Photovoltaik über Wechselrichter zu erzeugen, sondern eine komplette Energiezukunft aus 100 % regenerativen Energien zu gestalten. Fronius nennt dies „24 h Sonne“. Mit Kooperationspartnern wie Ochsner und Heliotherm im Bereich Wärmepumpen, Sony und Tesla bei Speichern sowie Loxone bei der Haussteuerung sei man dafür gut aufgestellt, hieß es. „Wir fahren stolz und zufrieden wieder nach Hause. Unser Messestand war stets gefüllt und das Interesse an unseren neuen Produkten und Lösungen ist so groß wie nie“, zeigte sich Martin Hackl, Spartenleiter Solar Energy, Fronius International GmbH, mit dem Messeverlauf zufrieden.

Die Integration seiner hocheffizienten Zellen in ein kürzeres Format war für Panasonic eine wichtige Aufgabe. Mit den Abmessungen 1463 x 1053 mm eignet sich das Solarmodul „HIT N285“ mit einer Nennleistung von 285 W für die Hochkant-Installation auf dem Dach. Auf einem Wohnhausdach finden so mehr Solarmodule Platz, auf Flachdächern von Gewerbegebäuden wird weniger Raum zwischen den Modulreihen benötigt. Das steigert den Solarertrag.

SolarEdge stellte seine erweiterte Lösung für Gewerbedachanlagen vor, die aus drei Wechselrichtern besteht – 25, 27,6 und 33,3 kW. Diese reduzieren die Anzahl der benötigten Wechselrichter und erhöhen so die Rentabilität des Gesamtsystems.

Schienenlos, höhenverstellbar sowie eine einfache und schnelle Montage zählen zu den Eigenschaften des Gestell­systems „Alpha+ Mini“ für den Schrägdachbereich von Moun­ting Systems. Durch die Modulbefestigung ohne Tragschienen ist das System, das speziell für Dacheindeckungen mit einer Vollschalung als Unterkonstruktion entwickelt wurde, materialoptimiert und von einer Person montierbar. Für die Modulbefestigung kann die „Clickstone“-Technologie genutzt werden. Renusol hat mit der „RS1“-Klemme für gerahmte PV-Mo­dule eine Komponente, die als Mittel- und Randklemme verwendet werden kann, was  die Planung, Materialbestellung und Montage einfacher gestaltet.

Speicherung, Monitoring, Visualisierung

In Deutschland ist der Eigenverbrauch für Wohnhäuser aber auch für die Industrie schon seit längerer Zeit attraktiv. Aktuellen Marktschätzungen zufolge wurden bis Ende 2014 bereits 20.000 Batteriespeichersysteme installiert. Mit einem starken Wachstum ist auch künftig zu rechnen. Daher gab es aus diesem Bereich besonders viele Neuheiten zu vermelden. Dazu gehen die Unternehmen auch Kooperationen ein, um Innova­tionen zügig auf den Markt bringen zu können. Hersteller aus dem Automobilsektor zeigen sich zunehmend daran interessiert, mit ihren Batteriesystemen aktiv in der Solarbranche mitzuwirken. Dies bringt konkrete Vorteile, wenn die finanzstarke Automobilbranche ihre Erfahrungen aus dem Sektor der Elektromobile in den stationären Bereich der Energiespeicherung einbringen kann. Die Beegy GmbH, ein Gemein­schaftsunternehmen für dezen­trales Energiemanagement des Mannheimer Energieunternehmens MVV Energie, der BayWa, von Glen Dimplex und GreenCom Networks, kündigt eine Partnerschaft mit Tesla an. Demnach wird Beegy die Tesla-„Powerwall“ als Speichersys­tem in seine PV-Anlagen des Ange­bots „Beegy Solar“ integrieren, mit dem Privatkunden eine Photovoltaikanlage mit Einspargarantie angeboten wird.

Viessmann übernimmt die Rolle des Generaldistributors von Huawei-Solar-Wechselrichtern und stärkt so den PV-Bereich. In Verbindung mit einem Komplettangebot an Photovoltaikmodulen und Systemzubehör wird damit das gesamte Spektrum der Photovoltaiktechnologie abgedeckt.

Durch die Einbindung des „engion“-Speichers der Varta Storage GmbH in das Energy-Management-System „Solar-Log“ sind alle wichtigen Daten und Werte des Speichermediums visualisiert. Die Ausgabe aller Messwerte erfolgt direkt im Webinterface. Als hilfreiche Analyseoption für das Monitoring wird zudem die Ladehistorie für einen und sieben Tage angezeigt.

Der neue Batteriespeicher, den RWE feierlich enthüllte, ist direkt in das RWE-SmartHome eingebunden. Darüber ist er nicht nur mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach, sondern auch mit den Stromverbrauchern im Haus vernetzt.

Die Aufmerksamkeit der Politik erreicht

Auch die Politik wird verstärkt auf die Potentiale neuer Techniken aufmerksam. So besuchte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Intersolar Europe und zog folgendes Resümee: „Die Energiewende ist eines der zentralen Zukunftsprojekte. Wir haben bereits einiges erreicht, aber es liegt auch noch ein gutes Stück Arbeit vor uns. Wir müssen hieran gemeinsam arbeiten und uns den Herausforderungen stellen. Ich bin beeindruckt, mit welcher Innovationskraft und mit welchem Engagement die Unternehmen zukunftsweisende Produkte und Lösungen entwickeln, um den Wandel der Energiesysteme weltweit voranzubringen. (…) Hier auf der Intersolar Europe, im Zentrum der Solarwirtschaft, sehen wir neben den großen Konzernen und innovativen jungen Unternehmen den neuen Mittelstand in diesem Land.“ Eine positive Stimmung vermeldete auch Milan Nitzschke, Unternehmenssprecher der Solarworld AG: „Von der rückläufigen Besucherzahl der Intersolar hat SolarWorld nichts bemerkt, unser Messestand war an allen drei Tagen gut besucht. Neben unseren Neuheiten wie dem Stromspeicher „SunPac LiOn“, der schon für kleine Solaranlagen einsetzbar ist, und dem neuen bifazialen Modul sind unsere Systemlösungen gut angekommen. Gefreut haben wir uns über den Besuch von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf unserem Messestand, der sich in einem persönlichen Härtetest davon überzeugt hat, dass die SolarWorld-Module auf dem Gang der Messehalle auch höhere Gewichtsklassen problemlos aushalten.“

Beim bifazialen Modul handelt es sich um „Sunmodule Protect 360° duo“, das sowohl den direkten Lichteinfall auf der Vorderseite als auch das in­direkte Licht über die Zellrückseite verwertet.

Fazit

Viele positive Tendenzen zeigten sich auf der Intersolar 2015. Es ergaben sich jedoch durchaus auch kritische Fragen: Stürzen sich alle zu sehr auf Speicherlösungen, wie einstmals alle allein auf die Module. Muss es nicht das Ziel sein, Module, Speicher und verbindendes Managementsystem stärker in die Haus- und Gebäudetechnik an sich einzubinden?

Aber, die Messeveranstalter denken mit: So kündigte Markus Elsässer, Geschäftsführer der Solarpromotion GmbH, an, dass „Smart Energy Technologies and Solutions“ als Themenschwerpunkt weiter ausgebaut werden soll. Damit dürfte sich die Intersolar zu einer noch wichtigeren Solar- und Energiemesse entwickeln, wenn sie vom 22. bis 24. Juni 2016 auf der Messe München stattfinden wird.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 7-8/2017 Intersolar 2017

Vom Wandel in der Solarbranche

Die Photovoltaiknachfrage in Deutschland zieht wieder spürbar an, so lautet ein wichtiges Fazit der Intersolar Europe 2017. Die Fachmesse mit ihren über 1.100 Ausstellern spiegelte diesen Trend...

mehr

Zukunftsthemen auf der Intersolar Europe 2012

Netzintegration und Stromspeicherung
Intersolar 2012

Doch selbst wenn die Fördermitteldiskussion den politischen Alltag beherrscht, lohnt sich ein Rundgang über die Messe (www.intersolar.de). Denn neue Techniken und Lösungen werden wirtschaftliche...

mehr
Ausgabe 06/2015 285 W Nennleistung

Solarmodul

Das Solarmodul „N285“ mit einer Nennleistung von 285 W entwickelte Panasonic speziell für Anlagen auf Wohnhäusern und gewerblich genutzten Gebäuden. Eine der wichtigsten Weiterentwicklungen im...

mehr
Ausgabe 7-8/2011

Intersolar 2011 – ein Schritt in Richtung Energiewende

Intersolar 2011

Die weltweit größte Fachmesse der Solarwirtschaft Intersolar Europe schloss am 10. Juni 2011 ihre Pforten. Rund 77000 Besucher (Vorjahr 72000) und 2280 Aussteller (Vorjahr 1880) waren auf der Messe...

mehr
Ausgabe 06/2018 Vier Energiemessen unter einem Dach

The smarter E 2018 – Sonne, Strom und Speicher

Die unter der Dachmarke „The smarter E“ integrierte Fachmesse Intersolar Europe steht für das Angebot an solaren Techniken, die durch das Themenangebot der Speichermesse ees Europe erweitert wird....

mehr