Kostensenkung durch Gebäudeleittechnik

Konzerthäuser haben einen festen Platz im Kulturensemble der Metropolen. Doch Kultur kostet viel Geld. Da am Angebot nicht gespart werden soll, suchen staatliche Betreiber nach alternativen Einsparmöglichkeiten. In Zeiten schmaler Budgets ist es sinnvoll, die Gebäude selbst einer Prüfung zu unterziehen. Denn nicht nur die Darbietungen verursachen hohe Kosten, auch der Betrieb und Unterhalt des Konzerthauses ist aufwendig – Technische Leiter können hiervon ein Lied singen.

Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise bei gleichzeitig reduzierten Kulturetats kann eine in die Jahre gekommene Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR) zu einer Belastung werden. Während moderne Systeme sich selbst kontrollieren und eine weitgehend automatisierte, flexible Regelung der technischen Anlagen erlauben, können analoge, manuell gesteuerte Systeme derartigen Anforderungen nicht gerecht werden. Der Weiterbetrieb bejahrter Gebäudeleittechnik (GLT) bedeutet somit letztlich, dass Möglichkeiten der Energieersparnis verschenkt werden und der Wartungs- und Betriebsaufwand hoch bleibt. Die Geschäftsführung der Alten Oper Frankfurt entschloss sich daher zu einem umfassenden Umbau der MSR-Technik – ein Projekt bei laufendem Betrieb, das seit 2002 in kleinen Etappen realisiert wird.

Nach ihrer Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs lag die Alte Oper lange Jahre brach und konnte erst 1981 wiedereröffnet werden; die neue „Alte Oper“ glänzt seither als Konzert- und Kongressgebäude. Im Zentrum der Anlage befindet sich der mit Maha­goniholz ausgekleidete Große Saal mit 2450 Sitzplätzen. Für Unternehmen und Institutio­nen ist die Alte Oper ein bevorzugtes Kongresshaus.

Die für die Alte Oper vorgesehene Ausstattung mit moderner MSR-Technik sollte das komplette Einsatzgebiet von Steuerungs- und Regelungstechnik in Gebäuden umfassen. Ziel war es, die Dampfwärmetauscher, Heizkreise, Kälte­erzeugung und -verteilung sowie die Klimaanlagen, Lüftungen und Beleuchtung für die Säle, Salons, Küchen- und Bürobereiche zentral steuern zu können.

Jürgen Jungmann, Technischer Leiter der Alten Oper, ließ sich von dem Konzept der Partner Priva Building Intelligence GmbH (Technische Ausstattung) und der Monsun GmbH sowie deren Tochtergesellschaft Plant-Solution-Technologies GmbH (Konzept, Planung und Ausführung) überzeugen. Seit 2004 wird nun jedes Jahr ein Sanierungspaket geplant und durchgeführt. Denn da das Haus beinahe das ganze Jahr über bespielt wird und die Aufgabe zu komplex ist, um in einem einzigen Arbeitsgang abgeschlos­sen zu werden, muss Jahr für Jahr in einem Zeitfenster von fünf bis sechs Wochen ein genau vordefiniertes Sanierungspaket abgeschlossen werden. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass das alte Regelfabrikat beim Umbau in der Substanz nicht verletzt wird, da es während der Implementierung der neuen Lösung die Anlagen weiter steuern soll.

So wurde zunächst im Parallelaufbau ein neues Leit- und Bussystem installiert, das in dieser Phase noch inaktiv blieb. Im zweiten Schritt erfolgte der Umbau der Anlagen. Schritt für Schritt wurde schließlich eine Umstellung auf die neue Steuerung und deren Regulierung vorgenommen. Die Bedienung des eingesetzten Regelsystems, Compri HX, erfolgt über Leitrechner und Touchpanels vor Ort. Der gesamte Umfang der DDC-Technik (Direct Digital Control) kann jedoch auch mittels Modem und Notebook aus der Ferne überwacht und bedient werden – und das ohne zusätzliche Geräte und Kosten. Über die Univer­sal­protokolle BACnet, Modbus und EIB können vorhandene Geräte direkt an den Regelcomputer angeschlossen werden.

Die Anlagen laufen heute nur dann, wenn sie gebraucht werden. Dies schlägt sich in den Un­ter­nehmenszahlen nieder: heute verbraucht das Konzert- und Kongresszentrum im Schnitt 22 % weniger Strom als zu Beginn der Umbaumaßnahmen. Vor dem Hin­tergrund eines steigenden Energiepreisniveaus wird klar, dass die Kosten bei einem Weiter­betrieb des alten, manuell betriebenen Systems explodiert wären. Ähnlich günstig sieht die Bilanz im Warm- und Heißwasserbereich aus. Die Heizkosten ließen sich seit Inbetriebnahme der Anlage um etwa 20 % reduzieren, der Kondensatverbrauch ging deutlich zurück.

 

Annette Schmidt,

IT-Journalistin,

22869 Schenefeld

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