Umbau einer Industrieheizung

Latentwärme heizt Büros

Ein deutscher Unternehmer mit einem Betrieb für Reinigungsmittel im belgischen Limburg entdeckte vor fünf Jahren an der niedrigeren Brennstoffrechnung nach Reno­vierung seines Kölner Wohnhauses, was er in Flandern vermutlich von Jahr zu Jahr verschenkte. Die beheizte Produktionsfläche im Werk um­fasst 6000 m2. Das Werk wird zum Teil aus Explosionsschutzgründen zwangsbelüftet. In Ex-Bereichen dürfen nur ex-taugliche Geräte installiert sein. Heizungsseitig boten sich damals wie heute Warmluftgebläse an. Deren Wasser-/Luft-Wärmetauscher be­schickte ein alter Ölkessel von 1,4 MW über eine Ringleitung.

„Zum zusätzlichen ölbefeuerten Dampf­erzeuger fanden wir nichts in den Unterlagen. Der lieferte nach einigem Nachrechnen und Nachdenken 400 kW. Vom Warmwasserbedarf für die Produktion hieß es immer nur ‚Wir brauchen riesige Mengen‘. Was das konkret hieß, blieb schwammig“, schaut Fabrikant Werner Sauer zurück. Auf Empfehlung seines Planers ließ er als allererstes Betriebsstunden- und Impulszähler am Dampferzeuger und am Heizkessel installieren. Die Ist-Analyse bestätigte die (vermutete) Überdimensionierung des Altkessels.

700 statt 1400 kW

Anstelle der ineffizienten Ölheizwertfeuerung beliefert seit etwa zwei Jahren eine 700-kW-Ölbrennwertanlage (Viessmann „Vtoplex 200“) die Heizwasser-Abnehmer. Das Brauchwarmwasser stellt ein relativ bescheidener 1000-l-Speicher mit einem separaten Öl-Brennwertkessel von nur noch rund 20 kW (Fabrikat Vaillant) zur Verfügung. Der gusseiserne 400-kW-Dampfkessel, der die Chemikalien-Mischbehälter temperierte, wich einem mit Heizöl befeuerten Dampferzeuger nach energiesparendem Durchlauferhitzerprinzip (Typ Clayton, 100 kW).

Nicht nur die sanierte Versorgungstechnik führte zu spürbar reduzierten Ölkosten. Auch die Umgestaltung der Hydraulik trägt zur Entlastung dieses Ausgabepostens bei. So kann der Bürotrakt der Chemoplast N.V. von der Bilanz her allein über die Kondensationsgewinne der Ölbrennwertanlage geheizt werden. Der Verwaltungstrakt ist am Gesamtwärmebedarf des Chemiebetriebs mit 15 % beteiligt. Darüber hinaus konnten noch an anderer Stelle Verluste abgebaut werden. Gelungen ist dieser „Ertrag“ durch ein Hintereinanderschalten der zwei Heizkreise: Ein Teil des Rücklaufs von 45 bis 50 °C der Heizlüfter, deren Wasser-/Luft-Wärmetauscher der Kessel mit 85 °C (Hochtemperatur) anfährt, mündet als Vorlauf in den Radiatorkreis ein (Niedertemperatur). Dessen Rücklauf beträgt im Mittel der Heizperiode 33 bis 35 °C. Damit liegt er genügend tief, um einen Großteil des Wärmeinhalts aus den Rauchgasen auszukondensieren.

Das zentrale Element der Schaltung sind zwei Mehrwegemischer vom Typ „Rendemix“ (Fabrikat HG Baunach). Sie ermöglichen diese Hydraulik und den Latent­wärmegewinn. Ihre Misch­technik mit integrierten Ausgleichsstrecken stimmt die unterschiedlichen Temperatur- und Volumensebenen exakt auf den Bedarf der Wärmenutzer ab. Die Armaturengruppe spaltet den Rücklauf in zwei Teilströme und lenkt den 50 °C heißen Überschuss zum Ölkessel und den relativ kalten Radiatorrücklauf zum Kondensationswärmetauscher.

Die Planung geht zukünftig von mindestens 20 % Heizöleinsparung aus.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2009

Schnelle Lösungen mit Containern

Neue Heizzentralen müssen gerade in Industrie- und Gewerbebetrieben innerhalb einer kurzen Zeit betriebsbereit sein, um termingerecht Wärme oder Wasserdampf für die Produktion liefern zu können....

mehr
Ausgabe 09/2014

Brennwertnutzen mit Hydraulikmodul

Eine Pumpengruppe für Zweikreis-Heizungsanlagen

Die zusätzliche Energieausbeute durch Brennwertnutzung in einem Brennwertheizgerät erfolgt, wenn das Abgas kondensiert und die dabei frei werdende Latentwärme über einen zusätzlichen...

mehr
Ausgabe 7-8/2014

Optimierte Hydraulik im Krankenhaus

Energieventil gegen Hydraulikprobleme

D?ie Hydraulik des Heizsys­tems stellte die Haustech­ni­ker des Ludmillenstifts in Meppen immer wieder vor große Herausforderungen. Meh­rere Räume und Zonen der rund 50?000 m² großen Kli­nik...

mehr
Ausgabe 01/2010

Dampf für eine Privatklinik

Eine der ersten ausgelieferten „U-MB“-Kesselanlagen, einer neuen Dampfkesselbaureihe des zur Bosch-Gruppe gehörenden Unter­nehmens Loos International, die auf der ISH 2009 präsentiert wurde,...

mehr
Ausgabe 04/2016 Aus PET

Luft-/Luft-Wärmetauscher

Neben Aluminium-Wärmetauschern stellt das niederländische Unternehmen Holmak Luft-/Luft-Wärmetauscher aus hochwertigem PET her. Neben einer langen Lebensdauer garantieren die PET-Kunststoffplatten...

mehr