Den richtigen Weg einschlagen

Lehren aus dem dena-Energieeffizienzkongress 2014

„Ohne Energieeffizienz wird die Energiewende nicht gelingen.“ Was Stephan Kohler, scheidender Geschäftsführer der dena, zum Auftakt des dena-Energieeffizienzkongress 2014 im Berliner Congress Center zum Ausdruck brachte, ist, dass von den 20-20-20-Klimaschutzzielen das der Erhöhung der Energieeffizienz von der Politik bislang am wenigsten intensiv verfolgt wurde. Gerade aber hier bieten sich große Möglichkeiten an. Dafür ist jedoch eine Fülle an Einzelmaßnahmen zu ergreifen. Eine einfache Lösung gibt es nicht. Darin zeigt sich wohl das Hauptproblem. Denn so versuchen unterschiedliche Interessengruppen ihre Lösungen als die jeweils Entscheidenden für den Effizienzgewinn zu verkaufen. Dadurch bleibt aber das Ziel auf der Strecke. Nicht die Einzelmaßnahmen müssen jetzt eine nach der anderen angegangen und nach ihren Potentialen analysiert werden. Vielmehr gilt es, einen Rahmen abzustecken, in dem unterschiedliche Einzelmaßnahmen – wichtige und vielleicht auch weniger wichtige – ihre Wirkung gemeinsam entfalten können, sodass es zu einem zügigen Effizienzsprung kommen kann. Dabei dürfen selbstredend wirtschaftliche Ziele nicht ganz außen vor gelassen werden. Denn nur, wenn es gelingt, die Energiewende durchzuziehen und anschließend immer noch ein wirtschaftlich erfolgreiches Land zu sein, werden andere Nationen sich diesem Weg anschließen. Erst dann werden auch die globalen Klimaschutzziele in Reichweite kommen. Dies sind die Lehren aus dem dena-Energieeffizienzkongress. So sagte auch Stephan Kohler: „Bis 2030/2035 ist Ener­gie­effizienz das international beherrschende Thema, um das Klima zu retten.“

Dabei ist Energieeffizienz im Gesamtsystem zu betrachten. Dabei dürfen Wechselwirkungen nicht außer Acht gelassen werden. Ändert man ein System an einer Stelle, um es effizienter zu gestalten, kann dies sonst durchaus dazu führen, dass das Gegenteil erreicht wird.

Systematische Energie­wende

Wurden bisher mehr oder weni­ger planlos Versuche unternom­men, die Energiewende auf den Weg zu bringen, sei in Zukunft ein systematischeres Vorgehen erforderlich. Windkraft und Photo­voltaik sind sicher wichtige Elemente. Aber wird der Strom auch dort erzeugt, wo er nachgefragt wird. Warum müssen neue Stromtrassen gebaut werden? Gibt es systematischere Ansätze, Erzeugung und Bedarf in Einklang zu bringen? Diese Fragen wurden auf dem Kon­gress andiskutiert und zum Teil auch durchaus kontrovers argumentiert.

Politische Maßnahmen

Der „Nationale Aktionsplan Energieeffizienz“, kurz NAPE, soll am 3. Dezember von der Bundesregierung verabschiedet werden und klare Wege aufzeigen, wie die Energieeffizienz im Verbrauch zur Einsparung von Energie gesteigert werden kann.

Letztlich sollen drei Bereiche eine Rolle spielen:

Das Ordnungsrecht: hier wären Vereinfachung sinnvoll,
Die Förderung: Nicht die Summen sind in erster Linie relevant, sondern die Verlässlichkeit,
Die Marktinstrumente: Beratung, Betreuung, Monitoring und Contracting sind wichtige Maßnahmen.

Entscheidender aber, und darin waren sich zahlreiche Redner auf dem Kongress einig, ist die umfassende Information.

Information als Basis des Erfolgs

Zu den wichtigen Information zählt: „Wann wird wo welche Energie benötigt?“ Dies gilt für eine Wohnung ebenso wie für eine Liegenschaft oder einen Industriekomplex. Dr. Ingrid Hengster, Vorstandsmitglied der KfW-Bankengruppe, brachte dazu eine wichtige Forderung in die Diskussion ein: „ Wir brauchen standardisierte Begriffe. So wie das KfW-Effizienzhaus (bei Bauherren, in der Baubranche und bei Bankern) gleichermaßen zum ,Terminus Technicus‘ geworden ist“, müsse dies auch für andere Bereiche möglich sein. Dr. Frank Büchner, Siemens AG, forderte konsequenterweise aus der Energiewende eine intelligente Energiewende zu machen.

Thorsten Herdan, Abteilungsleiter Energiepolitik – Wärme und Effizienz im BMWi, stellte zwei Forderungen auf, die bei allen Bemühungen berücksichtigt werden müssten:

Keine Pflichtmaßnahmen, um Energieeffizienz zu erzwingen.
Die Einrichtung von 500 Effizienznetzwerken in Betrieben bis 2020, um sich gegenseitig bei den Bemühungen zu unterstützen, die Effizienz zu verbessern und dabei voneinander zu lernen.

Also auch hier spielt das Thema Information eine wichtige Rolle. Dies gilt auch für die energetische Sanierung von Mietwohnungen. Zu diesem Thema fand eine von mehreren Diskussionsrunden statt. Ulrich Benterbusch, seit 1. Oktober 2014 Geschäftsführer der dena, sieht es auch in diesem Bereich als wichtige Aufgabe an, die Komplexität des Themas zu vermitteln. Hier müssen die Mieten bezahlbar bleiben und dennoch den Wohnungsbaugesellschaften ein Anreiz geboten werden, Wohnungen zu sanieren. Denn die derzeitige Sanierungsquote von unter 1 % ist völlig unzurei­chend, um das Ziel eines energie­neutralen Gebäudebestands bis 2050 zu erreichen.

Walter Schmidt, CEO Ista International GmbH, geht davon aus, dass mithilfe des Energiedatenmanagement Verbesserungen erzielt werden können. Die Mieter unterjährig über ihre genutzten Energiemengen zu informieren, bringe bis zu 9 % Energieeinsparung. Die regelmäßige Information, ob über die digitalen Möglichkeiten per Smartphone und Apps oder auf klassischem Wege durch monatliche Information auf Papier, darf nicht dazu führen, dass Mietern und anderen Nutzern die Verantwortung für die TGA aufgebürdet wird, so eine deutliche Mahnung.

Letztlich wurden viele Themen andiskutiert. Der dena-Energieeffizienzkongress zeigte dabei deutlich, dass viele Entscheidungsträger inhaltlich gar nicht so weit weg voneinander sind. Doch über die Wege gibt es durchaus Meinungsverschiedenheiten.

Es gilt daher, weitere Projekte um­zusetzen, daraus zu lernen und dann die Umsetzung zu beschleunigen.

Stephan Kohler beendete passend dazu seine Ausführungen mit den Worten:

„Ich höre bei der dena auf, aber nicht beim Thema Ener­gieeffizienz.“ Das Letztere sollte für uns alle in Deutschland gelten.

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