Wer billig plant, baut teuer

Leistungs- statt Preiswettbewerb gefordert

Wenn der Billigste den Besten schlägt, droht das Ergebnis zu leiden. Und dennoch steht gerade bei der Vergabe von Planungsleistungen im Bereich des Bauwesens allzu oft der Preiswettbewerb im Vordergrund. Die Gefahr ist groß, dass dies zu Lasten der Qualität geht. Mit einem neuen Flyer appelliert die Bayerische Ingenieurekammer-Bau (www.bayika.de) deswegen an Auftraggeber, auf einen Leistungswettbewerb statt auf einen reinen Preiswettbewerb zu setzen.

Der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, erklärt: „Wenn ein Auftrag an den Bieter mit der besten Planungsleistung vergeben wird, kann der Auftraggeber davon ausgehen, das bestmögliche Ergebnis zu bekommen – nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Wer aber bei der Vergabe von Ingenieurleistungen nur auf den niedrigsten Preis achtet, riskiert eine unausgewogene Planung mit hohen Folgekosten. Ein zunächst günstig erscheinendes Angebot kann nämlich teuer werden, wenn im Zuge des Projekts mehrere Nachbesserungen vonnöten sind.“

Ingenieurlösungen gibt es nicht von der Stange; sie sind immer Ergebnis individueller Planungen. Ingenieurbüros müssen die Möglichkeit haben, sich Zeit für kreative Ideenentwicklung zu nehmen und diese auch vergütet zu bekommen. Nur Bauwerke, die mit der notwendigen Zeit, Sorgfalt und Kreativität geplant werden, erfüllen die Anforderungen an Funktionalität, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Umweltfreundlichkeit, Ästhetik, Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit.

Damit die Leistung und nicht der Preis entscheidet, schreibt die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) in einigen Planungsbereichen eine Honorarzone vor. Im Zuge der gegenwärtigen Novellierung der HOAI fordert die Bayerische Ingenieurekammer-Bau, dass derzeit frei verhandelbare Planungsleistungen aus der Anlage 1 der HOAI in den verbindlichen Teil der Honorarordnung übertragen werden.

Kammerpräsident Dr. Schroeter warnt: „Wenn wichtige Planungsleistungen frei verhandelbar sind, wird in Zukunft immer öfter der Billigste den Zuschlag für ein Projekt bekommen und nicht der Beste. Das gefährdet die Qualität in höchstem Maße. Lohndumping muss verhindert werden, sonst haben wir ein echtes Problem. Ein existentielles für die Ingenieurbüros und ein qualitatives für die Bauherren und Steuerzahler. Von der Sicherheit mal ganz zu schweigen!“

Abonnenten finden den Flyer nach dem Einloggen hier.


x

Thematisch passende Artikel:

Ingenieurpreis 2013 verliehen

„Ingenieure gestalten Zukunft“

Die Gewinner des Ingenieurpreises 2013

Die Preisverleihung erfolgte traditionell im Rahmen des Bayerischen Ingenieuretags der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau (www.bayika.de). Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau vergibt alle zwei Jahre den...

mehr
Ausgabe 05/2013

Honorarempfehlung für die HOAI 2013

Honorargutachten der Arge HOAI liegt vor

Die Honorarordnung für Archi­tekten und Ingenieure dient seit rund 35 Jahren dazu, einen ausgewogenen Preiswettbewerb im Bereich der Architektur- und Ingenieurleistungen zu gewährleisten und somit...

mehr

Balthasar Neumann Preis 2023 ausgelobt

Der BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e. V. und die DBZ Deutsche Bauzeitschrift loben gemeinsam den europäischen Preis für Architektur und Ingenieurleistungen, den Balthasar...

mehr
Ausgabe 10/2014

Das aktuelle Baurechtsurteil: Baukostenvereinbarungen

Unstimmige oder überholte Kostenschätzungen

Regelmäßig stellt sich in den in der Einleitung genannten Konstellationen die Frage, auf welcher Grundlage das Honorar, z.?B. für den TGA-Planer, berechnet wird. Sind die vereinbarten, niedrigeren,...

mehr
Ausgabe 12/2013 Erläutert und kommentiert

Neue HOAI 2013

Nur die richtige Anwendung der neuen Regelungen in der HOAI 2013 gibt Rechtssicherheit und verhindert unangenehme Überraschungen bei der Abrech­nung von Planungs- und Bauüberwachungsleistungen. Im...

mehr