Lüftungstechnik in Wimbledon
Im Frühsommer 2009 stellten sich Steffi Graf und Andre Agassi zur Verfügung, den legendären Center Court in Wimbledon nach seinem Umbau mit neuer Überdachung zu testen. Unter Beibehaltung seiner besonderen Atmosphäre ließ der All England Club in Wimbledon die beiden ehemaligen Champions das erste Match in der Halle bestreiten. Kurz vor dem bedeutendsten Tennisturnier der Welt ging es nicht nur um eine festliche Einweihung des Umbaus, sondern auch darum, herauszufinden, wie die Klimaanlage bei geschlossenem Dach die Ausdünstungen der 15 000 Besucher absorbiert und wie schnell der Rasen nach Schließen der neuen Dachkonstruktion wieder bespielbar ist.
Aufwendige Berechnungen und Versuche hinsichtlich der Belüftung wurden im Strömungslabor des Lüftungsspezialisten Schako durchgeführt, danach konnte im Center Court den Verantwortlichen der Nachweis mit Rauchversuchen erbracht werden. Um eine bestmögliche Regelung zu erreichen, wurden mehrere Temperatur- und Feuchtesensoren in der Arena eingebaut. Die Mess-ergebnisse dieser Sensoren werden nun ständig verarbeitet, um für die insgesamt 14 Klimageräte Informationen bereitstellen zu können. Die Herausforderung liegt darin, die Dachkonstruktion kondensatfrei zu halten und den durch Regen feucht gewordenen Rasen wieder bespielbar zu machen. Um dies zu ermöglichen, wird mehr als 500 000 m3/h aufbereitete Luft in das Tennisstadion eingeblasen. Hochinduktive Schako-Drallauslässe Typ „DQJ“ und die in die Deckensysteme integrierten Weitwurfdüsen Typ „WDA“ ermöglichen es, dass sich die Raumtemperatur nach kurzer Zeit auf 22 bis 26 °C und die Luftfeuchtigkeit auf 45 bis 55 % einstellt.
Der Ausblaswinkel und die einzublasende Untertemperatur der Weitwurfdüsen wurden so festgelegt, dass der Luftstrahl über den unteren Tribünenbereich auf die Spielfläche gelangt.
Während die Drallauslässe den Zuschauern besten Komfort bieten, wird die Tennisspielfläche mit Weitwurfdüsen belüftet, damit die Luftfeuchte der Rasenoberfläche immer im idealen Bereich liegt und somit die Bedingungen der Rasenoberfläche genauso gut sind wie mit geöffnetem Dach.
Tim Henman, ein Mitglied des All England Club in Wimbledon, der anfangs wegen der Bespielbarkeit des Rasens Zweifel hatte, war nach den Versuchsergebnissen begeistert: „Es ist draußen ein ziemlich miserabler Tag, aber es sind hier fantastische Spielbedingungen.“
[1] Bereit für Spiel, Satz und Sieg in Wimbledon, TAB 4/2009, Seite 6 und 7