Rasenheizung im Fußballstadion

Am Fuß der Appenzeller Alpen, 675 m über dem Meeresspiegel gelegen ist St. Gallen für die ganzjährige Durchführung von Fußballspielen ein Standort mit Herausforderung. In den Wintermonaten fallen die Temperaturen mitunter bis unter -12 °C; dazu kommen ausgiebige Schneefälle, die sich teilweise bis zu einer Höhe von einem halben Meter auftürmen.


Das Stadion der AFG Arena

Eine Woche vor ihrem offiziellen Beginn der Fußballeuropameisterschaft 2008 war die neue AFG Arena durch die Schweizer Nationalmannschaft in einem Freundschaftsspiel gegen Liechtenstein vor einer Kulisse von 18 000 Fußballfans in St. Gallen eingeweiht worden. Der Naturrasen des Spiel­felds war für das letzte Spiel eines der beiden Gastgeberländer vor Eröffnung des gesamteuropäischen UEFA EURO 2008-Turniers in Basel in einem ausgezeichneten Zustand.

Auch einen Monat später beim Anpfiff des ersten Spiels des FC St. Gallen im neuen Stadion war die Spielfläche noch tadellos. Die Stadionbetreiber gehen davon aus, dass das Spielfeld auch in der ganzen laufenden Saison und speziell den Winter hindurch ausgezeichnete Spielbedingungen bieten wird.

Damit dies so bleibt, wurde unter dem Rasen ein Heizungssystem installiert. Dazu wurden 27,7 km Rohe, die mit rund 17 000 l Wärmeträgerflüssigkeit befüllt wurden, verlegt. Die Flüssigkeit enthält eine 30 %ige Lösung der mit Inhibito­ren versehenen glykolbasierten „Dowcal 10“-Flüssigkeit und entsalztes Wasser.

Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird das System – bestehend aus vier 2500-l Speichern, neun 1200 kW-Wärmetauscher, 71 Pumpen und 27,7 km langen Rohrleitungen – vor jedem Spiel zum Abtauen der Rasenfläche und zum Vermeiden eines erneuten Zufrierens während des Spiels angestellt.

Durch die Beheizung vieler klei­nerer Abschnitte des Spielfeldes statt des Einbaus einer großen Schleife haben die Ingenieure sichergestellt, dass sich die Temperaturschwankungen der Wärmeträgerflüssigkeit vom Verlassen des Wärmetauschers bis zur Wiedereinleitung innerhalb einer akzeptablen Temperaturdifferenz bewegen.

„Wir wussten von Anfang an, dass wir beim Bau des Stadions auf Dowcal 10 zurückgreifen würden“, sagte Andreas Bosshardt, Vorsitzender der Boss Chemie AG in St. Gallen. Diese Firma hat als Lieferant von Chemikalien die Wärmeträgerflüssigkeit empfohlen und auch geliefert. Er begründet seine Entscheidung: „Das Stadion wird einige sehr kalte Winter sowie heftige Schneefälle überstehen müssen.“

Die Flüssigkeit wird durch 123 durchgängige Schleifen bewegt, um die Wärme von einer Seitenlinie zur anderen und von einer Torauslinie zur anderen über das gesamte Spielfeld zu verteilen. Jede Schleife ist im Durchschnitt 225 m lang und besteht aus PEx-Rohren mit 25 mm Durchmesser. Die Rohre wurden 30 cm unter der Bodenfläche in einem Abstand von 25 cm montiert, um eine gleichmäßige Verteilung der Wärme auf die gesamte Oberfläche des Spielfelds und damit das Auftauen des Bodens unter fast allen Witterungsbedingungen zu gewährleisten. Das System wird dazu nur unmittelbar vor und während eines Fußballspiels betrieben.


Sport-, Einkaufs- und Freizeitanlage

Die AFG Arena ist das Herzstück eines sich über eine Fläche von 50 000 m2 erstreckenden und mit einem Investitionsvolumen von 340 Mio. Schweizer Franken (etwa 225 Mio. €) geplanten Mischprojekts.

Es handelt sich dabei um die größte Sport-, Einkaufs- und Freizeitanlage in der Ostschweiz, die das alte Espenmoos-Stadion von St. Gallen ersetzt. Zusätzlich zur Stadionanlage befinden sich im Komplex in St. Gallen auch ein Einkaufszentrum und ein großes Möbelhaus mit einer Fläche von 13 500 m2.

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