„Green Satellite“ am Flughafen München

Nachhaltiges Energiekonzept für das Terminalgebäude

Der T2-Satellit am Flughafen München setzt mit moderner Umwelttechnik Maßstäbe in Sachen Energieeffizienz: Der CO2-Ausstoß des im Frühjahr 2016 eröffneten Neubaus liegt um 40 % niedriger als bei den bestehenden Terminals. Als Teil des Ener­gie­kon­zepts erhält vor allem die begehbare Klimafassade viel Aufmerksamkeit – die nachhaltige Planung des Ingenieurbüros Hausladen geht allerdings noch deutlich darüber hinaus.

Durch die Kapazitätserweiterung des Terminals 2 mit dem Satelliten können zusätzliche 11 Mio. Fluggäste im Jahr abgefertigt werden. Als „Satellit“ wird das Gebäude bezeichnet, weil es keine eigene landseitige Anbindung besitzt. Die Passagiere checken im Terminal 2 ein und fahren nach der Passagier- und Handgepäckkontrolle mit einer flughafeneigenen U-Bahn in knapp einer Minute zum Satellitengebäude. Neben der Erhöhung von Kapazitäten und Komfort für die Flugreisenden war es Ziel des Projektes, das Terminalgebäude in einer besonders nachhaltigen und energieoptimierten Bauweise zu realisieren.

Mit der Entwicklung eines Energiekonzepts wurde 2008 das Ingenieurbüro Hausladen beauftragt. Projektleiter Martin Kirschner und das Team des Ingenieurbüros entwickelten ein gewerkeübergreifendes Konzept zur energieoptimierten Heizung, Kühlung und Lüftung des Gebäudes. Dies umfasste die energetische Fassadenkonzeption, thermische Simulation, Tageslichtsimulation und Strömungssimulation.

Ein entscheidender Bestandteil sind die 4,5 m breiten, begehbaren Klimafassaden, die als Klimapuffer zwischen dem beheizten bzw. gekühlten Gebäude und dem Außenbereich fungieren – nach dem Prinzip der Isolation durch Luftschichten. In diesem Erschließungsbereich bestehen sowohl im Sommer als auch im Winter geringere klimatische Anforderungen gegenüber den Aufenthaltsbereichen des Terminalgebäudes. Für die thermische Hülle ist eine Zweischeibenverglasung als Sonnenschutz zum Einsatz gekommen, deren Beschichtung energetische und tageslicht­technische Fähigkeiten besitzt.

Klimatisiert wird der Satellit über das flughafeneigene BHKW, in dem der Airport rund 60 % seines Strombedarfs selbst produziert. Die dabei entstehende Abwärme wird im Winter zum Heizen und im Sommer nach Umwandlung in einer Absorptionskältemaschine auch zum Kühlen genutzt. Der Satellit ist direkt an das Fernwärme und Fern­kälte­sys­tem des Flughafens angebunden, das Gebäude selbst wird dann je nach Bereich über Heiz-/Kühldecken oder Fußbodenheizung/-kühlung klimatisiert. Die Lüftung erfolgt per Quelllufttechnik. In der Klimafassade und den festen Fluggast-Brückenbauwerken erfolgt die Lüftung – wenn die Außentemperatur es zulässt – auf ganz natürlichem Weg durch spezielle Öffnungen im Gebäude.

Auch für das Lichtkonzept spielte die Energieeffizienz eine zentrale Rolle: Die Lampen wurden so angeordnet, dass sie die optimale Wirkung erzielen. Die Beleuchtungsstärke der sparsamen LED-Lampen kann jederzeit nach Bedarf angepasst, bei starker Bewölkung beispielsweise hochgefahren und bei Sonnenschein entsprechend heruntergedimmt werden.

Auch die Flugzeugpositio­nen am Gebäude wurden klimafreundlich konzipiert: Alle 27 Positionen wurden mit sogenannten „Pre-Conditioned-Air“-Anlagen (PCA) ausgestattet. Darüber werden die Flugzeuge mit klimatisierter Frischluft versorgt. Im Sommer wird gekühlte, im Winter vorgewärmte Frischluft ins Flugzeug gefördert. Dadurch erübrigt sich der sonst übliche Betrieb der mit Kerosin betriebenen Hilfsturbine des Flugzeugs. Dies bringt weitere CO2-Einsparungen mit sich und sorgt dafür, dass weniger Lärm entsteht.

„Besondere Herausforderungen waren die Aufstockung und Erweiterung des Gebäudes, welche auf der bestehenden Gepäcksortierhalle bei permanent laufendem Betrieb erfolgten, sowie die erfolgreiche Gesamt-Inbetriebnahmephase der sicherheits-
relevanten, flughafenspezifischen als auch der klimatischen Anlagentechnik.“
Projektleiter Martin Kirschner, Ingenieurbüro Hausladen
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