Planertag Klimatechnik 2019
Rund 110 Teilnehmer zählte der erstmals von der „tab – Das Fachmedium der TGA-Branche“ und der „KKA – Kälte Klima Aktuell“ gemeinsam durchgeführte Planertag Klimatechnik.
Die Erstveranstaltung in Düsseldorf stand unter dem Anliegen, bei einem weiter wachsenden Marktvolumen der Klimatechnik etwas gegen eine steigende Klimabelastung durch die Klimatechnik zu unternehmen. So wächst der Einsatz der Klimatechnik weltweit von derzeit 1,5 Mrd. auf 4,5 bis 5,5 Mrd. Klimaanlagen und hat jetzt schon einen Anteil von rund 10 % am Weltstromverbrauch, wie Christoph Brauneis, Chefredakteur von tab und KKA, in seiner Begrüßung die Anwesenden auf die Thematik einstimmte.
Es folgte ein tagesfüllendes Programm der sieben Industriepartner Daikin, Kaut, LG Electronics, Menerga, Mitsubishi Electric, Panasonic, Stulz und Trox.
Variantenreiches Vortragsprogramm
Ralf Haas, S-Klima/Stulz, zog gleich zum Auftakt einen Systemvergleich zwischen Kaltwassersystemen und VRF-Geräten. Letztlich bestimmt die Hydraulik den Gesamtwirkungsgrad eines Systems. Er sieht hier einen Vorteil bei den VRF-Geräten, da diese einfacher zu planen und zu konfigurieren sind. Künftige Herausforderungen für die Branche würden sich aus den wachsenden Ansprüchen an die Qualität der Raumluft ergeben. Daher müsse künftig noch mehr Wert auf die Regelung und das Monitoring von Klimasystemen gelegt werden.
Miguel Franco, Alfred Kaut GmbH & Co., ging anschließend auf die Anforderungen an die Klimatechnik ein. „Ich darf nichts hören, ich darf nichts sehen“, sei dabei ein häufig geäußerter Wunsch und damit die Bitte, die Geräte nicht nur möglichst unsichtbar einzubauen, sondern auch insbesondere die akustische Belastung gering zu halten. Gerade bei kleinen Geräten sei dies eine Herausforderung. Auch wenn die Geräte immer größere Rohrlängen und Höhenunterschiede zulassen würden, sei es dennoch im Sinne der Energieeffizienz sinnvoll, dies stets möglichst kurz zu halten.
Das Duo Michael Lechte und Maik Buse, Mitsubishi Electric, stellte ein Hybridsystem vor, dass die Vorteile eines VRF-Systems in der Kälteerzeugung mit den Vorteilen eines wasserführenden Systems bei der Wärme- und Kälteverteilung im Gebäude verbindet. So wünschen sich zunehmend mehr Bauherren keine Kältemittelleitungen mehr innerhalb des Gebäudes. Zudem benötigt das Hybrid-VRF-System deutlich weniger Kältemittel, was den Anforderungen der F-Gas-Verordnung entgegenkommt.
Den Einfluss der F-Gas-Verordnung auf die Klimatechnik im Allgemeinen und die Produkteigenschaften des Kältemittels R32 im Speziellen erläuterten im Anschluss Pawel Pronobis und Marcel Langfort, Daikin Airconditioning Germany GmbH. Zudem gaben sie Tipps zum praktischen Umgang mit R32, das, vereinfacht gesagt, fast genauso wie Propan (R290) zu behandeln sei.
Marcel Oligschläger, LG Electronics, legte den Schwerpunkt in seinem Vortrag auf kleine VRF-Geräte. So seien 73 % der abgesetzten VRF-Geräte in einer Klasse von <30 kW. Zudem seien auch Lösungen ohne separate Außengeräte sinnvoll. Dies betrifft insbesondere Gebäude mit Anforderungen an den Denkmalschutz. Hier seien Geräte mit einem nach außen offenen Wärmetauschermodul, das getrennt vom Kompressormodul in die Fassade integriert werden kann, eine praktikable Lösung.
Den Weg zum optimalen RLT-Gerät, und damit einen Schwerpunkt auf die Lüftungsseite der Raumlufttechnik, zeigte Martin Lenz, Trox, auf. Der Trend gehe hin zu teilstandardisierten Geräten, erläuterte er. Das größte Verbesserungspotential liege bei einer Optimierung der Geräte im Bestand, durch z.B. eine bedarfsgerechte Volumenstromregelung. Eine Voraussetzung dafür sei die Vernetzung der Systeme Geräte, Raum und GLT.
Den Abschluss der eintägigen Veranstaltung bildete der Vortrag von Ralf Berger, Menerga, der auf die adiabatische Verdunstungskühlung einging. Er präsentierte in seinem in die fachliche Tiefe gehenden Referat verschiedene Varianten der adiabatischen Verdunstungskühlung und erläuterte dabei auch die Funktionsweise eines das natürliche Kältemittel Wasser (R718) nutzenden Turboverdichters. Diese Lösung aus der Kooperation mit efficient energy bietet ebenso Vorteile wie eine thermische angetriebene Variante mit zwei Adsorptionsmodulen auf Basis von Silikagel.
Fazit
Aufgrund einer teils äußerst lebhaften Diskussion zeigte sich der erste Planertag Klimatechnik vom Start weg als rundum gelungene Veranstaltung. Aufgrund des hohen Zuspruchs wird der Planertag Klimatechnik daher auch 2020 durchgeführt. Mehrere Industriepartner haben bereits zugesagt.
Weitere Informationen zum Planertag Klimatechnik 2020, der im Großraum Frankfurt am Main stattfinden wird, sowie zu weiteren Veranstaltungen gibt es unter www.bauverlag-events.de.
Das Kältemittel R32
Die meisten Referenten gingen auf R32 als wichtiges Kältemittel ein, das für die nächsten Jahre viele Geräte bestimmen wird – obwohl R32 mit einem GWP von 675 nicht ganz unumstritten ist. Zudem verfügt Difluormethan, wie das Kältemittel chemisch bezeichnet wird, über eine Einstufung in B2L und gilt damit als schwach brennbar.
Die überwiegende Anzahl der Hersteller, die R32 in Wärmepumpen und VRF-Geräten verwenden, sehen R32 als langfristige Lösung an. Abzuwarten bleibt jedoch die künftige Einstellung vom Verordnungsgeber und dem Umweltbundesamt zum Kältemittel.
Kommentar
Die Landwirte beklagen die immer höheren Anforderungen an eine umweltfreundliche Landwirtschaft mit einem verbesserten Tierwohl, während beim Import von Fleisch- und Wurstwaren nur der Faktor „Hauptsache günstig“ zählt.
Ähnliches gilt für die Kältebranche. Ob Planer, Ausführende oder Industrie – die Klimatechnik steht unter Beobachtung des Verordnungsgebers und soll nur noch klimafreundliche Kältemittel verwenden. Was in Baumärkten oder im Internet an Kältemitteln und mobilen Klimageräten verkauft sowie installiert wird, bleibt dagegen ein quasi rechtsfreier Raum, der keiner Kontrolle unterliegt. Die Schlupflöcher – so groß wie Scheunentore – zeigen sich ebenso wie bei der illegalen Einfuhr von Kältemitteln an den europäischen Außengrenzen.
Womit wir wieder bei der Landwirtschaft angelangt wären. Wenn es anspruchsvolle Vorgaben für Landwirtschaft, Kälte- und Klimatechnik oder an einen Sektor gibt, die ausgesprochen notwendigen und sehr sinnvollen Klimaziele zu erfüllen, sollten die für alle gelten. Das darf der mündige Bürger durchaus erwarten, oder?