Qualität im erdverlegten Rohrleitungsbau
Die Vorteile einer FachzertifizierungIn Deutschland bestanden in der Energiewirtschaft lange Zeit Gebietsmonopole. Durch die Einführung verschiedener EU-Richtlinien kam es 1998 jedoch zu einer Öffnung des Energiemarktes, was gleichzeitig eine Änderung der äußeren Rahmenbedingungen für Versorger (Auftraggeber) und Auftragnehmer, darunter auch Rohrleitungsbauunternehmen, zur Folge hatte. Die mit der Energiemarktöffnung einhergehende Verschärfung des Wettbewerbes führte bei den Versorgungsunternehmen unter anderem zu einer Senkung der Investitionen sowie zu der Auslagerung von bislang standardmäßigen Kernkompetenzen wie z. B. der Bauüberwachung von Arbeiten an Versorgungsnetzen. Die Aufgaben und Verantwortungen für eine vorschriftsmäßige Bauausführung wurden seither zunehmend auf den Auftragnehmer verlagert.Dies betrifft besonders Unternehmen, die im Rohrleitungsbau tätig sind, da diese bei der Realisierung von Großprojekten für Versorger und Stadtwerke hohe qualitative Anforderungen bei der Installation, Instandhaltung und Reparatur erfüllen müssen. Neben diesen neu übertragenen Aufgaben sind gleichzeitig die „Allgemein anerkannten Regeln der Technik“ von den ausführenden Unternehmen einzuhalten. In diesen wird u.a. die Forderung gestellt, dass die Bauausführungen von qualifizierten Rohrleitungsbauunternehmen auszuführen sind. So müssen die Auftraggeber sicherstellen, dass nur solche Unternehmen mit den Baumaßnahmen beauftragt werden, die eine entsprechende Qualifikation nachweisen können. Als qualifiziert werden Unternehmen angesehen, die sich gewerbsmäßig mit der Durchführung von Leistungen der ausgeschriebenen Art beschäftigen und gleichzeitig ihre Fachkunde darlegen können.
Als Nachweis dieser Fachkunde vergibt die Zertifizierungsstelle des BTGA an Unternehmen im Fernwärme-, Gas- oder Wasserrohrleitungsbau nach erfolgreicher Prüfung der Qualitätskriterien ein entsprechendes Zertifikat. Grundlage hierfür sind standardisierte Zertifizierungsverfahren nach AGFW-Arbeitsblatt FW 601 für den Bereich Fernwärme und DVGW-Arbeitsblatt GW 301 für den Bereich Gas und Wasser. Die Bestimmungen dieser Regelwerke gelten für Unternehmen, die Fernwärme-, Gas- oder Wasserrohrleitungen errichten, in Stand setzen oder Arbeiten an in Betrieb befindlichen Rohrleitungen ausführen.
Nur Unternehmen, die erd- und freiverlegte Rohrleitungen fachgerecht und betriebssicher erstellen sowie den personellen und sachlichen Anforderungen entsprechen, erhalten diesen Qualifikationsnachweis. Dabei wird bei den Unternehmensprüfungen nach streng festgelegten Kriterien vorgegangen. Neben einer Überprüfung des betriebsinternen Qualitätsmanagementsystems werden Fachgespräche mit den verantwortlichen Fachpersonen durchgeführt, die gerätetechnische Ausstattung des Unternehmens überprüft und die Arbeitsabläufe während aktueller Baumaßnahmen beurteilt. Grundlage für eine erfolgreiche Zertifizierung sind das für den Rohrleitungsbau qualifizierte Personal sowie die fachgerechte Dokumentation der Arbeitsabläufe.
Ziel des Zertifizierungsverfahrens ist es demnach, durch die Anwendung eines anerkannten Verfahrens gegenüber dem Auftraggeber einen Nachweis der Fachkunde, der Leistungsfähigkeit und der Zuverlässigkeit zu erbringen. Nur Rohrleitungsbauunternehmen, die sich zukünftig den Forderungen von anerkannten Qualifikationsstandards stellen und dies mit einer Zertifizierung nachweisen, haben langfristig eine Chance, die Wettbewerbsposition – im Besonderen bei öffentlichen Ausschreibungen – gegenüber den Mitbewerbern zu verbessern.