Strategiegipfel „#GoDigital2017“
Digitalisierung als Herausforderung und Chance
Digitalisierung und Energieeffizienz standen Ende November 2017 auf einem zweitägigen Strategiegipfel mit dem Titel „#GoDigital2017“ auf dem Berliner EUREF-Campus im Mittelpunkt. Moderiert von Nachrichtensprecherin Judith Rakers stellten Referenten aus Wirtschaft und Forschung in insgesamt 13 Fachvorträgen und einer Podiumsdiskussion ihre Sicht auf die fortschreitende Digitalisierung dar. Eingeladen zum Austausch hatte Oliver Hermes, Vorstandsvorsitzender der Wilo SE.
Die Digitalisierung hat branchenübergreifend zu Veränderungen geführt. Unternehmen müssen auf diese Veränderungen reagieren und sich speziell mit Blick auf die digitale Transformation strategisch neu aufstellen: „Die Ausrichtung von Digitalisierungsstrategien an Markterfordernissen und eine stringente Implementierung von konkreten Projekten werden in vielen Branchen darüber entscheiden, ob man im Wettbewerb weiterhin vorne sein wird“, so Oliver Hermes in seinem Eingangsvortrag. „Heute gefeierte digitale Produkte und auch digitale Produktionsprozesse in ‚Smart Factories‘ werden schnell zum Standard und damit zu Hygienefaktoren. Vielmehr geht es darum, auf Basis neuer Technologien, neue vertriebliche Prozesse und digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, um im digitalen Zeitalter näher an den Kunden heranzurücken.“ Große Wachstums-Chancen sieht Oliver Hermes z.B. in vernetzten, städtischen Ballungszentren, den Smart Urban Areas.
Nachhaltige Stadtentwicklung in Smart Urban Areas
Einen ähnlichen Ansatz wie Oliver Hermes vertritt auch Alanus von Radecki. Seit über sieben Jahren forscht er bei Fraunhofer zum Thema Smart Cities. Im Rahmen dieser Arbeit entstand u.a. auch das Innovationsnetzwerk Morgenstadt. „Ziel muss es sein, Energie- und Ressourcenverbrauch in urbanen Räumen zu senken und die Lebensqualität zu steigern“, sagt Alanus von Radecki.
Digitalisierung muss Nutzen beim Kunden schaffen
„Die digitale Transformation ist kein Selbstzweck und erst Recht kein Allheilmittel“, gibt Carsten Voigtländer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vaillant Group, zu bedenken. „Wer sich Gedanken um die Umsetzung von Digitalisierung macht, muss sich zuerst Gedanken um den Kundennutzen machen“, so Carsten Voigtländer.
Thomas Schlenker von der Schüco KG sieht in seiner Branche noch viel Potential: „Die Bauindustrie ist in Sachen Reife in der Digitalisierung auf dem vorletzten Platz.“ Auch er stellte ein Beispiel vor, das den Kundennutzen in den Mittelpunkt stellt: Schüco visualisiert und erklärt die eigenen Produktvorteile mithilfe von „Virtual Reality“.
„Das geht so weit, dass wir Fenster virtuell einbauen, öffnen und schließen können oder zum Beispiel einen Hubschrauber vorbeifliegen lassen, um die Lärmbelästigung erlebbar zu machen“, erklärte Thomas Schlenker in seinem Vortrag. Um die Visualisierung umzusetzen, unterhält Schüco ein Team in New York, in dem auch Spezialisten aus Trickfilmstudios arbeiten.
Oliver Hermes, Dr. Carsten Voigtländer und Dr. Thomas Schlenker diskutierten im Anschluss darüber, wie Start-ups dabei helfen können, die Chancen der digitalen Transformation zu nutzen. Bereits einige Unternehmen holen sich auf diese Weise kreative Köpfe ins Haus, um mit neuen Ansätzen die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.
Innovationsmanagement statt Forschung und Entwicklung
Als Professor an der RWTH Aachen befasst sich Frank Piller mit den Voraussetzungen, die es braucht, um von der digitalen Transformation profitieren zu können. „Zur erfolgreichen Nutzung der Digitalisierung bedarf es einer neuen Form von Innovationsmanagement, das für die Organisation auch einen Kulturwandel bedeutet“, erklärte Prof. Frank Piller.
Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung
Der Psychologe Professor Manfred Spitzer warnte in seinem Vortrag vor den Schattenseiten der Digitalisierung: „Sie bringt uns viel Nützliches, doch sollten wir die Risiken und Nebenwirkungen ernst nehmen.“ Beispielsweise bieten Datenbanken und Suchmaschinen kein Wissen, lediglich Informationen. „Damit wir uns darin zurechtfinden können, müssen wir vorher Wissen erwerben. Das können wir durch googeln aber nicht erreichen.“ Um also googeln zu lernen, sei der richtige Weg, nicht zu googeln, sondern Wissens- und Kompetenzbildung. Smartphones und Tablets sind dafür allerdings auch nur eingeschränkt hilfreich, speziell für die Abendlektüre sogar vollkommen ungeeignet. „Der Blauanteil in der Bildschirmbeleuchtung sorgt dafür, dass der Körper nicht zur Ruhe kommt und sich ihre innere Uhr verstellt.“ Die Folgen sind medizinisch durchaus spürbar. „Müdigkeit, Kreislaufprobleme und nicht zuletzt Bluthochdruck“, verdeutlichte Prof. Manfred Spitzer.
Strategiegipfel soll regelmäßigen Austausch fördern
Gastgeber Oliver Hermes zog ein positives Fazit der beiden Tage, merkte aber auch an, dass es in der Industrie nach wie vor Unternehmen gebe, die in Sachen Digitalisierung Nachholbedarf haben. „Aus diesem Grund kann ich Ihnen eins versprechen: Der Strategiegipfel nach dem Vorbild von ‚#GoDigital2017‘ wird als Austausch- und Informations-Summit wiederholt werden.“