Technologie für mehr Nachhaltigkeit

Das Graf-Kompetenzzentrum Rohstoffe

Das Kompetenzzentrum Rohstoffe der Otto Graf GmbH verknüpft mehrere Prozessschritte mit neuen Anlagentechnologien zur Herstellung von Kunststoffregranulaten. Der Anbieter für Regenwassernutzung nutzt Regenwasser für betriebliche Anwendungen und als Löschwasser, nebstdem werden Flächen nicht versiegelt. So speichert ein Tank 52.000 l Regenwasser für betriebliche Prozesse. Zudem werden in vier weiteren Behältern 187.200 l Regenwasser als Löschwasser bevorratet. Durch die Maßnahmen werden jährlich rund 20.000 € Betriebskosten eingespart.

Auf einem 6,3 ha großen Gelände im Gewerbegebiet Herbolzheim entstand ein Gebäude mit einer Grundfläche von etwa 23.000 m2. Die Graf-Gruppe hat in den Standort rund 35 Mio. € investiert und seit dem Anlauf des Testbetriebs rund 40 Arbeitsplätze geschaffen. Durch die Aufbereitung und Wiederverwertung von Kunststoff werden pro Jahr 100.000 t CO2-Emissionen gegenüber der Verwendung von neuen Rohstoffen eingespart. Das Bundesumweltministerium förderte das Projekt im Rahmen des Umweltinnovationsprogramms, welches den Einsatz neuartiger Technologien sowie die Errichtung von Produktionsanlagen mit Vorbildcharakter zum Ziel hat.

 

Standort liefert Regranulat für Umweltprodukte

„Das Kompetenzzentrum Rohstoffe ist ein wesentlicher Baustein unserer Strategie zur ressourcenschonenden Produktion von Umweltprodukten. Der Standort in Herbolzheim ist Nachhaltigkeit pur: Wir schaffen in der Nähe zu unseren bestehenden Produktionsstandorten Arbeitsplätze, minimieren dadurch die Emissionen beim Transport, produzieren aus recycelten Kunststoffen Umweltprodukte und setzen mit diesen Produkten Regenwasser als Prozesswasser und Kühlmittel bei der Aufbereitung unserer Rohstoffe ein“, betont Otto P. Graf, Inhaber und Geschäftsführer der Graf-Gruppe.

Der Standort verfolgt mehrfach den Nachhaltigkeitsgedanken: Das Recyclingmaterial aus Kunststoff, zumeist Verpackungen, wird in einem von Graf entwickelten Prozess zu einem hochwertigen Regranulat aufbereitet. Die Rohstoffe werden überwiegend an den nahen Standorten Teningen und Dachstein im Elsass verwendet. Gegenwärtig wird bei der Herstellung von Graf-Produkten bereits 70 % Regranulat verarbeitet. Dieser Anteil wird mittelfristig auf 85 % ansteigen.

Neben den energieeffizienten Produktionsanlagen wurde großer Wert auf einen möglichst geringen Primärenergiebedarf des Werks gelegt. So wird beispielsweise das komplette Gebäude mit der Abwärme der Produktionsanlagen beheizt, und es werden nur LED-Leuchten verwendet.

 

Regenwasser als Kühl- und Prozesswasser

Als Anbieter von Produkten und Systemen zur Regenwasserbewirtschaftung war es ein selbstverständlicher Anspruch, alle möglichen Lösungen zur Sammlung, Nutzung und Versickerung von Regenwasser in das Gebäudekonzept zu integrieren. Dadurch wird nicht nur die öffentliche Entwässerung entlastet, sondern auch die wertvolle Ressource Wasser wiederverwendet und zudem Gebühren gespart. Durch die Maßnahmen werden jährlich etwa 8.000 € für den Bezug von Trinkwasser und etwa 10.000 € Niederschlagsgebühren gespart.

Vor dem Bürotrakt des Gebäudes wird in einem 52.000 l fassenden Graf-„Carat XXL“-Erdtank das Niederschlagswasser von 2.125 m2 Dachfläche gesammelt. Das Regenwasser wird in der Produktion als Prozesswasser in die Kühlkreisläufe für die Extruder und Spritzgießmaschinen eingespeist und als Kühlwasser zum Besprühen der Freikühler verwendet. Mit diesen Verfahren wird bei hohen Außentemperaturen zusätzliche Verdunstungskälte erzeugt. Die Nutzung von kalkfreiem Regenwasser reduziert deutlich den Wartungsaufwand und den Einsatz von Additiven. Zudem wird das Regenwasser für den Betrieb der Toilettenspülung und der Waschmaschine genutzt. Um stets eine zuverlässige Wasserversorgung zu gewährleisten, wird bei Bedarf automatisch Trinkwasser nachgespeist.

Das Niederschlagswasser von etwa 21.345 m2 Dachfläche und von 20.430 m2 Verkehrs- und Lagerflächen wird kontrolliert versickert. Die Versickerung wurde als Mulden-Rigolen-Versickerung ohne Überlauf mit einem Stauvolumen von 1.570 m3 ausgeführt. 

Damit bei Regen das Wasser bestmöglich versickern kann und damit die öffentliche Entwässerung entlastet, wurden die Parkflächen mit Ökopflaster und Rasenfuge, die Lagerflächen aus verdichtetem Schotter und die Feuerwehrzufahrt aus Schotterrasen erstellt. Diese Maßnahmen sparen weitere 2.000 € Niederschlagswassergebühren pro Jahr ein.

 

Löschwasser in vier Behältern

Für das erforderliche Volumen bei einem Erstangriff bei einem Feuerwehreinsatz werden insgesamt 187.200 l Löschwasser in zwei Anlagen mit zusammen 208.000 l Behältervolumen bevorratet. Die Löschwasseranlagen bestehen aus je zwei Graf-„Carat XXL“-Löschwasserbehälter mit je 52.000 l Volumen. Das Löschwasser wird, beispielsweise nach einer Übung oder einem Einsatz, über die Regenwassernutzungsanlage automatisch nachgespeist.

Die Löschwasserentnahme erfolgt über zwei Überflur-Löschwasser-Sauganschlüsse gemäß DIN 14244. Die Löschwasserbehälter „Carat XXL“ wurden bereits projektspezifisch vormontiert und mit allem nach der Norm notwendigen Zubehör anschlussfertig angeliefert.

Zum Lieferumfang gehören neben einem Halter für ein Hinweisschild auf die Entnahmestelle ein eingeschweißtes Kunststoff-Saugrohr DN 125, ein Saugkorb aus Edelstahl mit Antiwirbelplatte, ein Löschwasser-Sauganschluss mit Peilstutzen und A-Festkupplung (110 mm Durchmesser). Belüftet wird der Behälter mit einem brandsicheren Lüftungskamin DN 100 aus Edelstahl mit Haube und insektensicherem Sieb.

Eine montierte Leiter im Domschacht erleichtert den Einstieg zur Wartung und ermöglicht die Rettung aus dem Behälter. Der im Lieferumfang enthaltene Teleskop-Domschacht ist zur Anpassung an die Geländeoberkante stufenlos höhenverstellbar und um 5° neigbar.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2024

Nachhaltigkeit durch Regenwassernutzung

Bewässerung und Kühlung mit Dachbegrünung

Auf dem Gelände des ehemaligen E-Centers im Industriegebiet West von Offenburg entsteht ein Vollsortimenter (Großer Supermarkt mit einer Vielzahl an Warengruppen) mit rund 5.500 m2 Verkaufsfläche,...

mehr
Ausgabe 06/2020 Regenwassernutzung und -versickerung

Flachtank

Zunehmend mehr Kommunen verlangen auch bei privaten Bauvorhaben die Regenrückhaltung oder -versickerung von Niederschlägen auf dem eigenen Grundstück. Als Alternative zu herkömmlichen...

mehr
Ausgabe 11/2021

Dreiklang bei der Entwässerung

Löschwasserspeicher, Regenwasserrückhaltung und -nutzung

Das 875 Jahre alte ehemalige Kloster Michaelstein liegt malerisch in einem Talkessel bei Blankenburg in Sachsen-Anhalt. Nach der Reformation wurde die Anlage mehrfach umgenutzt. In den vergangenen...

mehr
Ausgabe 02/2015

Regenwasser in der Industrie

Sparpotentiale bei Ressourcen, Energie und Betriebskosten

Mittlerweile kostet das Ableiten von Regenwasser richtig viel Geld. Und je größer der Betrieb, desto mehr. Das ist auch bei Emil Frei Lacke im Schwarzwald so. „Selbst wenn das Ableiten kostenlos...

mehr
Ausgabe 10/2008

Wirtschaftlichkeit contra Hygiene?

Regenwassernutzung im Krankenhaus

Das bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen schreibt 1996 in seinem Leitfaden „Die umweltbewusste Gemeinde“ [1]: „Bauen Sie eine Anlage als Musteranlage in einem...

mehr