Tipps & Tricks vom Kälte- und Klimaspezialisten
tab: Herr Bachmann, die Komplexität der Planung eines Kühlraums wird gerne unterschätzt. Das merkt man, wenn man sich mit dieser Thematik etwas genauer beschäftigt. Worauf muss ich als Planer bei der Konzeption eines Kühlraums denn grundsätzlich achten?
Stephan Bachmann: Ich denke, als Planer hat man ein so weites Feld technisch zu beleuchten, dass man sich ein eigenes Konzept machen sollte, wie man an einen eigenen Bereich, wie der Kühlraumkonzeption bzw. der Kühllastberechnung, verfährt. Dabei ist die Kühllastberechnung nur ein Zwischenschritt, da für den Planer die tatsächliche Konkretisierung der Komponenten der Kälteanlage das Ziel darstellt. Meine Empfehlung geht deshalb in die Richtung, dass man sich über die Grundlagen von dem, was später konkret in Ventile, Regler und Kältemittelverdichter projektiert wird, sehr gut informiert. Hat man die Basis verinnerlicht, kann man mit den aktuell am Markt befindlichen Auslegungstools wunderbar arbeiten. Man darf sich nur nicht von allzu vielen Details ablenken lassen und diese als „nice-to-have“ ansehen. Oft sind diese Details hilfreich, um diverse Fragen im Nachgang zur Auslegung aufzulösen. Also mein Tipp an den vielbeschäftigten TGA-Fachplaner in Hinsicht auf die Kühlraum-Kältetechnik: Grundlagen intensiv studieren – dann direkt mit einem Auslegungstool arbeiten.
tab: Was meinen Sie denn konkret, wenn Sie von „Grundlagen“ sprechen?
Stephan Bachmann: Im Grunde muss man sich einen Kühlraum so vorstellen: Es ist wie ein leckendes Boot, in das stets Wasser eintritt und das man nicht abdichten kann. Man kann erreichen, dass weniger oder mehr Wasser ins Boot eindringt, aber stoppen kann man den Wasserfluss nicht. Das Wasser in diesem Bild ist die Wärme, die von außen in den Kühlraum einströmt. Durch dickere Isolierung, wie bei der Tiefkühlung, kann man erreichen, dass eine geringere Wärmemenge pro Zeiteinheit in den Kühlraum eindringt, bei dünnerer Isolierung gelangt mehr Wärme ins Innere. Die Lenzpumpe im Boot, um nochmal unseren Vergleich zu bemühen, die das Leckagewasser wieder zurück in den See befördert, entspricht unserer Kälteanlage. Die Kälteanlage transportiert die Wärme, die entweder von außen durch die Wände, die Decke, den Boden oder die Tür in den Kühlraum gelangt ist, oder Wärmequellen, wie Beleuchtung, Lüfter oder Gabelstapler, die sich im Kühlraum befinden, wieder nach draußen. Besonders beachtet werden müssen außerdem Güter, die in den Kühlraum eingebracht werden und die nicht vorgekühlt sind.
tab: Welche Unterstützung können TGA-Planer an dieser Stelle von den Danfoss-Tools erwarten?
Stephan Bachmann: Hat man diese Zusammenhänge verinnerlicht und weiß, dass man – vereinfacht gesagt – nur die gesamte Wärmemenge, die in den Kühlraum einströmt und sich darin befindet, in einer bestimmten Zeiteinheit abführen muss, um die gewünschte Kühlraumtemperatur zu halten und ggf. eine Abkühlung des Kühlgutes zu erreichen, so kann man bereits anfangen. Mit dem kostenlos von Danfoss im Internet bereitgestellten Auslegungsprogramm „Coolselector 2“ lässt sich die benötigte Kälteleistung eines Kühlraums in nur wenigen Schritten berechnen. Mit dem beschriebenen Grundwissen ist einem bei der Angabe der Wandflächen klar, dass eine größere Fläche mehr Wärme in den Kühlraum lässt, wobei eine dickere Isolierung diesem Effekt wieder entgegenwirkt. Auch warum interne elektrische Verbraucher penibel aufaddiert und die Menge des einzubringenden Kühlguts und dessen Ist- und Ziel-Temperatur unbedingt eingegeben werden müssen, leuchtet dem Planer ein. Eine der Besonderheiten von „Coolselector 2“ ist die visuelle Darstellung des Kühlraummoduls, in das bereits praktikable Werte voreingetragen sind. Diese kann man natürlich jederzeit ändern, dennoch bringt diese Tatsache enorme Zeitvorteile für den TGA-Fachplaner, der nicht ständig mit der Thematik umgeht und daher bei vielen unausgefüllten Mussfeldern viel Zeit verlieren würde, um realitätsnahe Eingaben zu machen. Und es gilt natürlich immer – Zeit ist Geld.
tab: Dann haben wir die Kälteleistung über den „Coolselector“ herausgefunden. Aber damit sind wir ja noch nicht ganz fertig, oder?
Stephan Bachmann: Nein, noch nicht – das ist natürlich richtig. Eigentlich will man als Ziel der ganzen Aktion die einzelnen Kältekomponenten bestimmen. Der „Coolselector“ bietet für die berechnete Kälteleistung verschiedene Komponenten, etwa das Expansionsventil, diverse Kälteautomatik oder den Verflüssigungssatz mit nützlichen Zusatzinformationen. Es empfiehlt sich in Mitteleuropa statt des „nackten“ Verdichters gleich einen Verflüssigungssatz auszuwählen. Ein Verflüssigungssatz bietet durch seinen hohen Vorfertigungsgrad – Verdichter, Verflüssiger, Druckschalter und Sammler sind bereits werkseitig montiert – eine enorme Zeitersparnis bei der Montage vor Ort. Auf Wunsch gibt es Verflüssigungssätze sogar noch mit weiteren vormontierten Bauteilen. Der Planer hat dabei die Möglichkeit, sich einfach und zeitsparend die Komponentenauswahl anzeigen zu lassen und Varianten gegeneinander abzuwägen.
tab: Welche Vorteile bietet mir der „Coolselector 2“ für die Planung eines Kühlraums sonst noch? Was kann Ihr Tool, was andere Anbieter nicht können?
Stephan Bachmann: Neben der Zeitersparnis ist er sehr hilfreich hinsichtlich der Kältemittelwahl. Der „Coolselector 2“ wird im Schnitt alle zwei bis drei Wochen aktualisiert und bietet so stets die topaktuelle Info zu jeder einzelnen Komponente. Die aktuelle Info, welche Kältemittel eingesetzt werden dürfen, ist dabei von hohem Wert in der aktuellen Kältemittelsituation. Damit sind Umweltaspekte und Energieeffizienz für den Fachplaner noch besser im Griff zu behalten. Der „Coolselector“ wird bereits seit Jahren von Fachplanern, Kältefachbetrieben, Seriengeräteherstellern in der Kälte-, Wärmepumpen- und Klimabranche erfolgreich genutzt und dabei – nicht zuletzt durch Kundenfeedback – weiterentwickelt. Dadurch steht dem TGA-Fachplaner ein kostenfreies, über Jahre optimiertes und weiterentwickeltes Auslegungswerkzeug zur Verfügung. Das Feedback von Anwendern ist überaus positiv.
tab: Herr Bachmann, herzlichen Dank für das informative Gespräch.
Fachlicher Hintergund
Kühlräume gibt es fast überall: im Handel, der Gastronomie oder in Branchen, die Waren oder Stoffe kühlen müssen. Die Planung hängt von vielen Faktoren ab. Hauptpunkte dabei sind das geplante Volumen des Kühlraums, das gewünschte Temperaturniveau im Inneren des Kühlraums und die Temperaturverläufe an dessen Außenwänden, inklusive Dach.
Außerdem sind die inneren Wärmelasten und die Wärmelasten einzubringender Güter – speziell bei nicht vorgekühlter Ware, deren Temperatur und maximale Abkühlzeit – zu berücksichtigen.
Die Begehung durch das Personal oder gar Kunden, praktisch gesagt, der Luftwechsel, ist zusätzlich noch ein Punkt, der schon Generationen von Betreibern und Planern an den Rand des Wahnsinns getrieben hat, da dieser in der Praxis ungleich höher als geplant war und dies zu einer unzureichenden Kälteleistung geführt hat.
Die Konzeption ist daher von sehr individuellen Anforderungsprofilen abhängig, und es ist wichtig, im Vorfeld die Rahmenbedingungen möglichst präzise abzuklären.