Tradition und Anpassungsfähigkeit

Ein Familienunternehmen setzt auf seine Kernkompetenzen

2010 feiert das Familienunternehmen Dehn + Söhne sein 100jähriges Bestehen. Das in Neumarkt in der Oberpfalz ansässige Unternehmen zeichnet sich als kompetenter Anbieter in Blitzschutz, Überspannungsschutz und Arbeitsschutz aus. Dipl.-Kfm. Thomas Dehn, Geschäftsführender Gesellschafter, kann nicht nur auf eine erfolgreiche Vergangenheit blicken, sondern auch positiv in die Zukunft. Denn das Unternehmen ist gut aufgestellt, wie er im Interview mit der TAB-Redaktion erläutert.

TAB: Herr Dehn, Ihr Unternehmen ist als Spezialist für Blitzschutz und Überspannungsschutz bekannt. Was wird häufiger unterschätzt, wenn es um die Technische Gebäudeausrüstung geht, der Blitzschutz oder der Überspannungsschutz?

 

Thomas Dehn: Häufiger unterschätzt wird nach wie vor der Überspannungsschutz. Blitzschutz wird, häufig bereits durch gesetzliche Vorgaben (z. B. LBO) gefordert. Die Anlagen funktionieren ja erst einmal auch ohne Überspannungsschutz. Gerne wird als Argument das Thema Versicherung bemüht. Es ist jedoch so, dass mit der Police nur der reine Geräteschaden im Falle von Überspannungen abgedeckt ist. Folgeschäden, z. B. Datenverlust infolge eines Programmabsturzes oder Ausfallzeiten sind damit nicht versichert. Das sind aber heute die meist kostspieligeren Schäden. Auch sind die Versicherungsbedingungen der Elektronik-Versicherung genau zu betrachten, denn insbesondere nach einem ersten Überspannungsschadensereignis werden meist zusätzliche Überspannungsschutzmaßnahmen nach dem Stand der Technik gefordert.

 

TAB: Inwiefern ist Weiterbildung ein Thema oder etwas provokant gefragt: Ein Blitz ist doch ein Blitz, da können sich mögliche Gefährdungspotentiale kaum ändern?

 

Thomas Dehn: Gewitter sind eine natürliche Wettererscheinung und die Entstehung eines Blitzes lässt sich nicht verhindern. Auch ist der Blitz heute noch wie vor hundert Jahren ein Naturphänomen. Jedoch durch die heutige Infrastruktur und den hohen Technisierungsgrad in allen Bereichen unseres Lebens haben sich die potentiellen Einschlagmöglichkeiten für Blitze und auch die Störanfälligkeit von Anlagen vervielfacht.

Die heutige Abhängigkeit von der Informationstechnik kann bei Systemausfall sehr schnell zur Katastrophe führen. Denn ein Schaden aufgrund von Nichtverfügbarkeit der elektronischen Einrichtung und der damit verbundene Datenverlust können den Hardwareschaden an der betroffenen Anlage bei weitem übersteigen. Eine unternehmerische Aufgabe besteht  in der Erfassung von unternehmensbedrohenden Risiken, deren Bewertung und Minimierung. Die wichtigste Konsequenz lautet: Schäden vorbeugend verhüten. Der Gesetzgeber schreibt dem Unternehmer Schadenverhütungsmaßnahmen vor. Diese sind aber nur Mindestanforderungen im Interesse der Allgemeinheit. In allen anderen Fällen hat der Unternehmer die freie Entscheidung, wie mit möglichen Risiken umzugehen ist. Oftmals werden diese Risiken auf Versicherer abgewälzt oder ganz und gar unterschätzt. Schadenversicherer bieten mit ihren Elektronikversicherungen die Schadensregulierung infolge von Überspannungen an.  Doch wird nur der direkte materielle Schaden berücksichtigt. Was ist aber mit den Schäden, die zwangsläufig den Hardwareschäden folgen? So sind die möglichen indirekten Kosten (Stillstandszeiten, Datenverluste usw.) eines Überspannungsschadens nicht versichert. Hinzu kommt dann noch der bürokratische Aufwand bis die Schadensregulierung erfolgt und ein möglicher Imageverlust einer Firma kann auch nicht reguliert werden.

Ein technisch und wirtschaftlich ausgewogenes Überspannungs-Schutzkonzept sollte heute unbedingt ein Teil des betrieblichen Risiko Managements sein. Bereits bei der Planung eines Gebäudes/einer Anlage sollte der Blitz- und Überspannungsschutz mit einbezogen werden.

 

TAB: In den letzten Monaten gab es durch die starken Unwetter immer wieder Schadensfälle in Privathaushalten, die private Telekommunikationsanlage, Heimcomputer und Stereoanlagen betrafen, also vorrangig Geräte, die dauernd am Netz hängen. Reicht es in solchen Fällen, mit einem äußeren Blitzschutz vorzubeugen? Was sollen Fachleute verunsicherten Kunden empfehlen?

 

Thomas Dehn: Das Sommerhalbjahr jedes Jahres ist die Hauptsaison für Gewitter und damit für Schäden an Gebäuden und elektrischen Geräten. Jedes Jahr sind damit hohe finanzielle Verluste verbunden. Blitz- und Überspannungsschutz ist für private Gebäude nicht bindend gefordert. Es erfolgt oft die Aussage „Überspannungsschäden werden von meiner Hausratversicherung bezahlt“. Hat man dies mit  seiner Versicherung abgedeckt, dann hat man sicher schon mal gut vorgesorgt, um sich gegen größere Verluste abzusichern. Es ist jedoch zu prüfen, inwieweit in der Police die mögliche Schadenssumme pro Schadensereignis nach oben begrenzt ist. Außerdem sind Überspannungsschäden in Hausratversicherungen nur durch die Ursache Blitzschlag abgedeckt. Oft genug kommt es vor, dass Versicherungen die Regulierung eines Schadens unter dem Hinweis auf mögliche Schaltüberspannungen aus dem Netz des Energieversorgers verweigern. Auch ist es in der Tat so, dass die Netze der Energieversorger heute weit weniger technische Reserven aufweisen, als noch vor zehn Jahren. Mit Überspannungen aus dem öffentlichen Versorgungsnetz muss man tatsächlich rechnen. Bedenken Sie bitte auch, dass sich Überspannungen aus Blitzentladungen auch über das öffentliche Versorgungsnetz ausbreiten und in Entfernungen bis zu mehreren Kilometern vom Einschlagsort zu Schäden führen können. Eine Regulierung der Schäden über die Hausratversicherung ist dann fast unmöglich.

Aber auch gewerbliche Kunden wie z. B. Anwaltskanzleien oder Arztpraxen bemühen gern das Thema Versicherung, um ihre Einwände zu untermauern: „Überspannungsschäden sind durch meine Elektronik-Versicherung abgedeckt.“

Aber auch hier ist es so, dass mit dieser Police nur der reine Geräteschaden im Falle von Überspannungen abgedeckt ist. Folgeschäden, wie z. B. ein Datenverlust durch Programmabstürze sind damit nicht versichert. Das sind aber meistens die kostspieligeren Schäden. Auch sind die Versicherungsbedingungen der Elektronik-Versicherung genau zu betrachten, denn insbesondere nach einem ersten Überspannungsschadensereignis werden meist zusätzliche Überspannungsschutzmaßnahmen nach dem Stand der Technik gefordert. Und da reicht beispielsweise ein Überspannungsfilter aus dem Baumarkt nicht aus.

Wichtig ist es, das eigentliche Schutzziel für Blitz- und Überspannungsschutz nicht aus den Augen zu verlieren, den Schutz vor Störung und Zerstörung elektrischer Anlagen und Geräte sowie die Abwendung eventueller Folgeschäden.

 TAB: Photovoltaik auf dem Dach wird immer beliebter. In welcher Form sind diese Anlagen von möglichen Blitzeinschlägen betroffen? Müssen hier besondere Vorkehrungen getroffen werden?

 

Thomas Dehn: Photovoltaikanlagen sind aufgrund ihrer exponierten Lage in besonderem Maße atmosphärischen Entladungen ausgesetzt. Um nachhaltig die getroffene Investition und die erwünschte Rendite zu sichern, sind Maßnahmen des Blitz- und Überspannungsschutzes unerlässlich. Die besonderen Bedingungen der PV-Anlage erfordern angepasste Lösungen und ein spezielles Fachwissen in der Umsetzung. Neben den Anforderungen des Blitz- und Überspannungsschutze sind die Belange des Brandschutzes mit den in PV-Anlagen besonderen Bedingungen des Personen- und Sachschutzes in Einklang zu bringen. Neue Gerätelösungen im Äußeren Blitzschutz und im Überspannungsschutz übernehmen dabei einen wesentlichen Beitrag für die praxisgerechte Umsetzung dieser Forderungen.

TAB: Wie können sich Planer besser auf die besprochenen Themen vorbereiten? Welche Hilfestellungen bietet Ihr Unternehmen?

 

Thomas Dehn: Unser Unternehmen bietet für den Planer vielfältige Möglichkeiten zum Erwerb der fachlich-technischen Kenntnisse an. Diese reichen von speziellen Seminaren bis hin zu detaillierter Fachliteratur. Darüber hinaus bieten wir eine individuelle Beratung vor Ort an. Dies betrifft insbesondere ausgedehnte und unübersichtliche Liegenschaften, für die wir individuelle Schutzkonzepte erstellen können. Wir haben ein Gesicht bei unseren Kunden und sind es gewohnt auf die individuellen Wünsche und Vorstellungen des Kunden einzugehen.

Doch egal welche elektrischen Geräte geschützt werden sollen, dem Kunden muss ein Nutzen seiner Investition vermittelt werden! Dieser besteht hauptsächlich in der Verminderung eines Schadenrisikos bei gleichzeitiger Reduzierung einer möglichen Schadenshöhe.

 

TAB: Sie feiern 2010 das 100jährige Bestehen Ihres Unternehmens. Erzählen Sie noch ein wenig aus der Firmengeschichte und nennen Sie drei wichtige Entscheidungen, die zum heutigen Erfolg von Dehn + Söhne beigetragen haben!

Thomas Dehn: Lassen Sie mich zuerst die drei Erfolgsbausteine aufzählen: Wichtig sind uns die Vorteile, die wir als Familienunternehmen bieten können: Wir können uns auf unsere langjährigen Mitarbeiter verlassen. Dafür bieten wir ihnen die Möglichkeiten zu einer gezielten Weiterbildung.

Außerdem spielt die Ausbildung junger Leute für uns eine wichtige Rolle. Fast 2000 junge Menschen haben in der 100jährigen Geschichte des Unternehmens eine Ausbildung in unserem Haus durchlaufen.

Wir haben uns auf die drei Produktgruppen Blitzschutz, Überspannungsschutz und Arbeitsschutz konzentriert. Dort suchen wir neue Märkte und Anwendungen und haben bislang auch immer welche gefunden.

Dies hat schon bei meinem Großvater Hans Dehn begonnen, der 1910 seinen ersten Blitzschutzsetzerlehrgang absolviert hat und bereits 1918 ein erstes Patent zum Blitzschutz anmelden konnte. Die Produktion erster Blitzschutzteile wurde Anfang der 1920er aufgenommen. Mit dem ersten Innenraum-Ableiter 1954 erfolgte eine Weichenstellung in Richtung Überspannungsschutz. 1958 erweiterte der zusammensetzbare Tiefenerder das Programm an Bauteilen für die Erdung wesentlich. 1983 kam der erste blitzstromtragfähige Ableiter auf den Markt. Mit einem Masterplan „Dehn 2000“ bereiteten wir uns seit 1991 auf die Zukunft vor und haben nicht nur in bauliche Maßnahmen investiert, sondern uns auch organisatorisch an die Herausforderungen der Zukunft angepasst.

 

TAB: Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung Ihres Unternehmens und Ihrer Kompetenzschwerpunkte Blitzschutz und Überspannungsschutz? Welche Herausforderungen gibt es?

 

Thomas Dehn: Alles soll immer schneller werden, eine permanente Verfügbarkeit von elektrischen Anlagen und der Kommunikationstechnik wird gefordert. Die Geräte dafür werden immer leistungsfähiger und dabei jedoch auch anfälliger gegen Überspannungen – genau da sind wir mit dem entsprechenden Blitz- und Überspannungsschutz zur Stelle. Wichtige Bereiche sind dabei regenerative Energien wie Photovoltaik, Windenergie und Biogas, die Mobilfunktechnik und die Gebäudetechnik. Sollten sich zukünftig neue Bereiche ergeben, sind wir gerne dabei, mit innovativen, marktgerechten Produkten unseren Anteil zu leisten.

 

TAB: Herr Dehn, vielen Dank für das Gespräch. Ihrem Unternehmen wünschen wir weiterhin viel Erfolg.

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