Trinkwasserhygiene – Worauf es ankommt und wie Schwachstellen vermieden werden können
Menschen sind verschiedensten Einflüssen ausgesetzt, die zu Erkrankungen führen können. Die deutschen Gesetze und Verordnungen beschreiben eine Vielzahl an Faktoren und geben Vorgaben zur Wahrung der Gesundheit der Menschen. So auch die Trinkwasserverordnung, die die Menschen unter anderem vor nachteiligen Einflüssen schützen möchte, die sich aus der Verunreinigung von Wasser ergeben, dass für den menschlichen Gebrauch bestimmt ist. Trotzdem kommt es zu Systemkontaminationen, die zu Erkrankungen führen können. Wie können Schwachstellen frühzeitig ausgeräumt und so Risiken vermieden werden?
Die Bereitstellung eines hygienisch einwandfreien Trinkwassers ist, sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene, durch Gesetze festgelegt. In Deutschland gibt die Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001), basierend auf dem Infektionsschutzgesetz, die Wahrung der Trinkwasserqualität an jeder Zapfstelle vor. Neben dieser wird in einer Vielzahl von Normen wie der VDI 6023, EN DIN 1717 oder DIN 1988 definiert, welche Maßnahmen bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb eines Trinkwasserversorgungssystems erforderlich sind und unbedingt eingehalten werden müssen, um nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu arbeiten.
Viele Normen und Richtlinien wurden, und werden auch weiterhin, im Rahmen der laufenden Integrationsprozesse europäischer und nationaler Normwerke geändert. So wurde zum Beispiel durch die WHO 2004 ein Water-Safety-Plan (WSP) entwickelt, der für die Betreiber von Trinkwasserinstallationen gültig ist und dessen Durchführbarkeit in Deutschland von September 2009 bis Oktober 2010 durch ein Pilotprojekt des Umweltbundesamtes (UBA) getestet wird. Sollte der WSP auch in Deutschland eingeführt und somit zur Vorschrift werden, muss hierfür natürlich eine Information der involvierten Berufsgruppen über die Inhalte und Ansätze zur Einhaltung und Durchführung eines WSP gewährleistet werden.
„Wie in anderen Branchen auch, kommt man heutzutage nicht mehr umhin, sich ständig fort zu bilden und über die aktuellen und neuen Regelungen und Richtlinien zu informieren. Was das Beispiel des WSP deutlich macht. Das ist gerade für Handwerker oft mit einem großen Aufwand verbunden. Jedoch sollte man beachten, dass Fortbildungen oftmals mit einem sehr viel geringeren Aufwand – sowohl zeitlich als auch finanziell – verbunden sind als die strafrechtlichen Konsequenzen, die durch fehlerhaftes Arbeiten entstehen“, erklärt Winfried Hackl, Geschäftsführer des Deutschen Fachverbandes für Luft- und Wasserhygiene e.V. (DFLW) mit Sitz in Berlin. „Natürlich arbeiten die Fachleute nach bestem Gewissen, aber leider entstehen oft durch Unwissenheit erhebliche Mängel, die mit entsprechenden Konsequenzen verbunden sein können.“
Dass die Aussagen von Herrn Hackl nicht übertrieben sind, zeigt die Praxis. Bei der Begehung von Baustellen kann man immer wieder feststellen, dass auf die fachgerechte Lagerung der Rohre, Armaturen oder Fittings oft nicht ausreichend geachtet wird. So werden verunreinigte Materialien verarbeitet und Schadstoffe in das System transportiert. Doch wie kommt es dazu und wie können solche Schwachstellen vermieden werden?
Mit diesem Thema befasst sich der DFLW bereits seit längerem. „Für uns steht die Sensibilisierung für die Wahrung der Trinkwasserhygiene im Vordergrund. Sowohl bei den Schulungen als auch in unserer Tätigkeit als Fachverband. Installateure sind für den Bau einer Anlage verantwortlich. Natürlich stehen für diese das Material, die Technik sowie die baulichen Gegebenheiten im Vordergrund. Hier sieht der Fachmann oftmals seinen Verantwortungsbereich und konzentriert sich darauf, entsprechend der Vorgaben zu installieren und die Anlage in Betrieb zu nehmen“, führt Winfried Hackl weiter aus.
Greifen wir das Beispiel der mangelhaften Lagerung der Materialien wieder auf, so ist hier auszuführen, dass sich bereits oft erste Keime oder Mikroorganismen ansiedeln. Schmutz und Absonderungen von Kleintieren gelangen so ungeachtet ins Trinkwassersystem und können zu Systemkontaminationen führen. Das, und der Dominoeffekt, der dadurch ausgelöst werden kann (finanziell und strafrechtlich), ist vielen Installateuren so nicht bewusst. Dies bestätigen auch andere Fachleute aus der Branche.
Doch nicht nur bei der Planung oder Installation können Fehler begangen werden. Auch im Betrieb der Anlage gibt es eine Vielzahl an Faktoren, die bei der falschen Nutzung Infektionsquellen sein können. So gilt es beispielsweise die in den technischen Regelwerken vorgegebenen Wassertemperaturen zu erreichen. Hierzu ist ein korrekter hydraulischer Abgleich des Zirkulationssystems und die richtige Auslegung der Zirkulationspumpe erforderlich. Armaturenhersteller, wie die Firma Oventrop, haben hierzu in den letzten Jahren stetig an der Optimierung von Zirkulationssystemen gearbeitet. Neuartige Warmwasserversorgungssysteme oder Geräte zur Trinkwassernachbehandlung, die speziell unter Berücksichtigung hygienischer Aspekte entwickelt wurden helfen zudem, die Risiken im Betrieb der Anlage weiter einzudämmen.
„Es ist natürlich schwierig, Fachmann auf allen Gebieten zu sein. Niemand kann erwarten, dass Planer, Anlagenersteller und Betreiber Fachleute im Bereich der Biologie sind. Jedoch ist es bei der Trinkwasserinstallation heute unumgänglich über grundlegende mikrobiologische Vorgänge in Trinkwassersystemen Bescheid zu wissen und die Risiken, die etwa durch falsche Lagerung, Montage oder Inbetriebnahme entstehen, zu kennen“, erklärt Winfried Hackl.
Die VDI-Schulungen behandeln diese Bereiche daher schwerpunktmäßig. Im Rahmen des Angebotes des Deutschen Fachverbandes für Luft- und Wasserhygiene e.V. (DFLW) klären erfahrene Mediziner und Mikrobiologen auf und stehen für Rückfragen zur Verfügung. „ Dies hilft den Teilnehmern sehr, die Relevanz dieses Bereiches in der Trinkwasserinstallation zu erfassen und im Alltag für mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu sensibilisieren“, berichtet Winfried Hackl abschließend.
Beachtet man zudem, dass alle Akteure – ob Installateur, Planer oder Betreiber – gleichermaßen juristisch verantwortlich sind für das was geplant, gebaut oder betrieben wird, so sollte man sich im eigenen Interesse über bestehende Regeln, Normen und Vorgaben regelmäßig informieren. Denn nach TrinkV müssen alle Beteiligten die allgemein anerkannten Regeln der Technik einhalten.
Der Deutsche Fachverband für Luft- und Wasserhygiene e.V. (DFLW) bietet unter anderem Schulungen nach VDI 6023 der Kategorie A und B an. Als Schulungspartner des VDI erfolgen die Schulungen mit Zertifizierungen, die die Teilnehmer nach bestandener Prüfung erhalten. Auch andere Bereiche wie technischen Normungen aus hygienischer Sicht sowie die aktuellen Gesetze und Verordnungen sind Inhalt der Trinkwasserhygieneschulung nach VDI 6023, Kategorie A und B. Zudem bietet der DFLW Probenehmerschulungen an, die auf die VDI 6023 aufbauen und ebenfalls mit einer Zertifizierung abschließen: Für Installateure, Planer und Betreiber ein ganzheitliches Angebot, um im Bereich der Trinkwasserhygiene optimal informiert zu sein; und so weiteren Risiken vorzubeugen.