Der Wärmemarkt und die Energiewende

Viessmann setzt auf Sektorkopplung

„Die Heizungsbranche befindet sich in einer sehr bewegten Zeit.“ So formulierte es Prof. Dr. Martin Viessmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Viessmann Group, anlässlich der Einweihung der Power-to-Gas-Anlage am Firmensitz in Allendorf/Eder Ende Februar 2016. Die Schwierigkeit für die Zukunft liegt derzeit u.a. darin, dass im letzten Jahr das Marktwachstum in der Heizungstechnik quasi auf die Öl- und Gaskessel beschränkt ist. Zwar hat sich die Brennwerttechnik in beiden Segmenten auf dem deutschen Markt so gut wie komplett durchgesetzt, und das auch im Bereich der Sanierung, dennoch gehen für eine mittelfristige Perspektive im Rahmen der Energiewende noch zu wenig Impulse aus. 

So ist etwa der Wärmepumpenmarkt, positiv gesehen, allemal als konstant anzunehmen. Strom wird als Energieträger für den Wärmemarkt vieler­orts immer noch misstrauisch gesehen. Die von Kommunen vielfach geförderten und geforderten Nah- und Fernwärmenetze haben teilweise mit der Akzeptanz durch die Kunden zu kämpfen, da man sich von einem Versorger, üblicherweise dem kommunalen Stadtwerk, abhängig macht. Und dies in einer Zeit, in der durch die Liberalisierung der Energiemärkte die Wahlfreiheit beim Strom- und Gasversorger zu greifen beginnt. Wie können Zukunftslösungen aussehen? Das fragen sich auch die Hersteller der Heizungsindustrie, um gut für die Zukunft aufgestellt sein zu können. Der derzeitige Trend weist dahin, in jedem Segment das passende Angebot liefern zu können.


Dekarbonisierung und Sektorkopplung

Die Kopplung verschiedener Bereiche zeigt sich als ein Weg aus diesem Dilemma. Die Umwandlung von einer Energieform in eine andere kann dafür sorgen, dass die jeweils nachgefragte Energievariante in stets ausreichender Form zur Verfügung steht.

Die Sektorkopplung soll dabei konkret die Märke für Wärme, Strom und Mobilität enger miteinander verknüpfen. Konkrete Maßnahmen hierfür sind u. a. Power-to-Heat, die Umwandlung von Strom in Wärme, und Power-to-Gas, die Umwandlung von Strom in Gas. Beide genannten Varianten bieten die Möglichkeiten, ein zeitweise anfallendes Angebot an Strom (vor allem aus regenerativen Quellen) durch die Umwandlung zwischenspeichern zu können. Das Gasnetz bietet dabei gegenüber lokalen Wärmespeichern den Vorteil, als riesengroßer Speicher dienen zu können. Dabei bietet Power-to-Gas den weiteren Vorteil, Gas im Fall des Falles in einer Gasturbine (wenn auch mit Umwandlungsverlusten) wieder in Strom wandeln zu können.

Eine Power-To-Gas-Anlage hat die Viessmann Group installiert, die anstatt des chemisch-katalytischen Verfahrens ein biologisches Verfahren zur Methanisierung nutzt. Dabei wird in einem ersten Schritt unter Nutzung von Strom in einem Elektrolyseur Wasserstoff hergestellt. Dieser wird in einem zweiten Schritt zusammen mit Kohlendioxid aus der benachbarten Biogasanlage auf mikrobiologischem Weg in Methan umgewandelt. Das so erzeugte Gas kann ohne weitere Aufbereitung direkt ins öffentliche Gasnetz eingespeist werden. Der Vorteil der biologischen Methanisierung liegt in der hohen Flexibilität des Verfahrens, das geeignet ist, fluktuierende Energie aufzunehmen. Durch die Nutzung vorhandener Biogas- und Klärgasanlagen können die Investitionen für Power-to-Gas deutlich gesenkt werden, da Transformatoren sowie Strom- und Gasnetzanschlüsse oftmals bereits vorhanden sind. Unabhängig vom Ort der Erzeugung kann das Gas zur Stromproduktion, zur Wärmeversorgung oder in Erdgasautos als Kraftstoff verwendet werden. Damit wäre die Sektorkopplung komplett. Da zudem das Gas auf diesem Weg regenerativ erzeugt wird, wirkt das Biogas an einer Dekarbonisierung des Energiesektors mit.

Viessmann sieht sich gut aufgestellt, meint Prof. Dr. Martin Viessmann: „Wir sind zuversichtlich für die Zukunft. Wir decken alle Energieträger und alle Anwendungsfälle ab.“

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